
Da steht ja Klaus Wowereit. Das zeigt sich schon, bevor man ihn sieht, nämlich daran, dass der vorandrängende Strom der Festgäste um ihn einen Stausee bildet. Wowereit, 71, tiefbraun (vom Golfen) im schneeweißen Leinenhemd, kurzärmelig übrigens, was ihm den Anschein eines Skippers verleiht, hält Hof, ohne Hof zu halten. Er steht da einfach und plaudert mit Bekannten, und da er fast jeden kennt, mit fast jedem.
Dabei ist der Gastgeber an diesem Dienstagabend in Berlin ein anderer, der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner, Wowereits Nachnachnachfolger im Amt. Auch er wird umlagert, als er sich auf dem Sommerfest der Senatskanzlei vorm Roten Rathaus seinen Weg von Stand zu Stand bahnt, für Fotos posiert, einen Snack im Stehen verzehrt. Aber Wowereit muss gar nichts mehr machen, um interessant zu wirken. Er strahlt aus, was Berlin so unbedingt versucht zu sein.
Das Fest versucht es auch. Unterstützt von städtischen Betrieben und Unternehmen, hat man eine Art Schlaraffenland vors Rathaus und in dessen Höfe gebaut, dazu donnern Bässe, schmeicheln Schlagersänger, wirbeln Tänzer, tröten Blasmusiker. 4000 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Ehrenamt sind gekommen, auch Bundesminister wie Karin Prien (Bildung), Patrick Schnieder (Verkehr) und Karsten Wildberger (Digitales).
Es gibt Currywurst und Avocado-Orange-Limette-Eis (vegan), Bier und Wein, dazu Drinks von der Victoria-Bar. An einem Stand zeichnet eine Illustratorin Gesichter der Gäste mit Teig auf eine Crêpière; es entstehen Pfannkuchenporträts. Da staunen auch streetfoodverwöhnte Gäste – wenn sie sich nicht gerade noch ein Eis holen. Die Stadt glüht.

Apropos, da hat Wowereit einen Rat: „Ein Glas Wasser zwischendurch schadet nie, oder ein alkoholfreies Bier.“ Pause. „Und ansonsten: Kondition.“ Damit gar nicht erst das Gerücht aufgewärmt wird, Wowereit habe im Amt vor allem gefeiert, schaltet sich ein Urgestein aus dem Rathaus ein. Der Mann wurde dereinst von Wowereits Vorgänger Diepgen eingestellt. „Wowereit ging erst zu Uhrzeiten feiern, wo Diepgen ins Bett ging“, gemahnt er, „und war am nächsten Morgen pünktlich bei der Arbeit!“
Wowereit sieht unbeeindruckt von sich selbst aus. Gern erinnert er sich an die Jahre, da er Gastgeber des Sommerfests war. Da sei „open end“ gefeiert worden – Wegner hält heute Augenzeugen zufolge immerhin bis kurz nach halb drei durch –, legendäre Tanzszenen hätten sich abgespielt, und, wichtig: „Nichts drang nach außen.“ Journalisten waren zwar auch dabei, wussten aber, was sich gehört, und filmten noch nicht alles mit dem Handy mit.
Wowereits Plan für diesen Abend? „Mal sehen. Es denken eh alle, ich bleibe bis zum Schluss, da fällt es niemandem auf, wenn ich früher weg bin.“