Käme dieser Tage ein ehemaliger Verkäufer des Herrenausstatters Eckerle an seinem früheren Arbeitsort vorbei, er würde vermutlich ein paar Tränen verdrücken – darüber, was aus dem mehrstöckigen Geschäftshaus an der Frankfurter Zeil mit der auffälligen Halbrund-Fassade geworden ist.
Die Deichmann-Tochter Snipes hat hier vor Kurzem ihre neueste Vorzeigefiliale nach monatelangem Umbau eröffnet, mit knapp 1100 Quadratmetern auf drei Etagen ist es jetzt die zweitgrößte Filiale des Unternehmens, das auch Ladengeschäfte in den USA betreibt.
Größer könnten die Gegensätze nicht sein. Auf der einen Seite ein vornehmer Herrenausstatter, bei dem Kaschmirpullover und Krawatten akkurat sortiert in Vitrinen lagen und Ehefrauen auf Ledersofas sitzend das Anprobe-Resultat des Gatten erwarteten. Auf der anderen Seite jetzt ein Sportartikel-Anbieter, bei dem die Damen-Puppen mit weiten Jeans und Käppi unter der Hoody-Kapuze im Laden stehen, der Bauchnabel frei, und laute Hip-Hop-Musik aus den Lautsprechern kommt.
Hip-Hop Szene im Frankfurter Stil
Durchdacht ist bei diesem Konzept, das mit rauem Industriecharme und vielen lokalen Referenzen umgesetzt wurde, vieles. Von der Späti-Station, deren Fassade die des Frankfurter Szene-Kiosks Yok Yok simuliert, bis zum kleinen Aufnahmestudio im Untergeschoss, der sogenannten Snipes Soundbooth, in der sich Hip-Hop-Fans vor allem an Samstagen musikalisch austoben, sie können hier eigene Songs aufnehmen.
Frankfurt habe eine lebendige Hip-Hop- und Streetwear-Szene. Man sei stolz, „fester Bestandteil dieser Community zu sein“, hatte es bei der Eröffnung geheißen. Ein Glück ist die markante Glasfront, in der Snipes über zwei Etagen die Sneaker-Modelle der gängigen Marken präsentiert: Adidas, Nike, New Balance, Converse oder Hip-Hop-Label wie Karl Kani. Die plumpen und teuren Leisetreter von Ugg, nach deren Spätfolgen für Fuß- und Kniegelenke man Orthopäden besser nicht fragt, fehlen auch nicht.
Daneben gibt es ein breites Angebot an Streetwear: Jogginghosen, Kapuzenpullis, Kappen – für Männer, Frauen oder Unisex. Zwei T-Shirts (je 29,99 Euro) gibt es aktuell für 39,99 Euro. Im Untergeschoss verkauft Deichmann darüber hinaus auch Daunenjacken von Ralph Lauren für 499 Euro, womit das Sortiment zumindest preislich an seinen Vorgänger erinnert.