Smart City Index: Hannover macht vor, wie ein digitaler Staat gelingt

Der digitale Fortschritt kann auch in Deutschland noch Begeisterung entfachen – zumindest auf regionaler Ebene. Hannover ist so ein Beispiel. Die niedersächsische Landeshauptstadt habe sich im vergangenen Jahr geradezu „explosionsartig“ digitalisiert, so formuliert es Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, der sich sonst eher in der Rolle des Antreibers und Mahners sieht.

Doch Hannover habe sich zum echten Shootingstar im jährlichen „Smart City Index“ entwickelt, den der Verband zum siebten Mal erhebt: Um 34 Plätze ging es nach oben; diesmal belegt die Stadt den siebten Platz in dem Ranking, an dessen Spitze schon seit Jahren München und Hamburg stehen. Stuttgart hat sich auf Platz drei vor Köln geschoben. Der jährlich erhobene Index misst den Digitalisierungsgrad aller 83 deutschen Großstädte in den Bereichen Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Berlin hingegen ist nicht einmal unter den Top 30; die Bundeshauptstadt liegt auf Rang 33, obwohl sie besondere Leistungen in der Kategorie Mobilität vorweisen konnte, in der etwa ein smartes Verkehrsmanagement und die Verbreitung von Sharing-Angeboten gemessen werden. Frankfurt landete auf Platz 25.

Sensoren im Boden

Bleibt die Frage, wie Hannover sich so schnell entwickeln konnte, dass gar von einem „Hannover-Tempo“ die Rede ist. Dort können Einwohner jetzt online Wohngeld, einen Unterhaltsvorschuss oder eine Beschäftigungserlaubnis beantragen oder ihre Eheschließung anmelden. In der öffentlichen Verwaltung sind laut Bitkom 94 Prozent der Leistungen digital verfügbar. Auch das digitale Umweltmonitoring hob Rohleder hervor: Über Sensoren im Boden und mithilfe einer digitalen Plattform können Starkregenereignisse besser vorhergesagt werden.

Als wichtigster Treiber gilt der Oberbürgermeister Belit Onay (SPD), der seit 2019 im Amt ist und in den vergangenen Jahren eine konsequente Digitalisierung vorangetrieben und die notwendigen finanziellen Ressourcen dafür eingesetzt habe. „Hannover ist eine Ermutigung für alle Städte“, betonte Rohleder. „Die rasanten Fortschritte innerhalb eines Jahres zeigen, wie sich Digitalisierung voranbringen lässt: ambitionierte Ziele setzen, Maßnahmen entwickeln und – vor allem – umsetzen.“

Begeisterung auch im Bund

Ähnliche positive Signale vernimmt Bitkom auch auf Bundesebene. Rohleder erwähnt dabei ausdrücklich das eigenständige Digitalministerium, in dem er Begeisterung wahrnimmt, ebenso wie den neu eingeführten Finanzierungsvorbehalt des Ressortchefs Wildberger für Digitalprojekte anderer Ministerien. So soll verhindert werden, dass – wie in der Vergangenheit – überflüssige Anwendungen ohne Mehrwert entwickelt werden, die nichts zur Digitalstrategie beitragen.