Der deutsche Skispringer Felix Hoffmann hat in Oberstdorf seine Erfolgs- und Glücksserie fortgesetzt – die größte Herausforderung aber bleibt.
Wer des Lateinischen mächtig ist, der weiß: Felix heißt „der Glückliche“ oder „vom Glück begünstigt“. Und wer das Auftaktspringen der Vierschanzentournee gesehen hat, der weiß: Felix Hoffmann macht seinem Namen gerade alle Ehre:
Zwei solide Sprünge, ein entzücktes heimisches Publikum, eine Fortsetzung seiner grandiosen Saison – ein Start nach Maß. „Ich bin super zufrieden“, sagte er nach dem Wettkampf. Doch da wusste Hoffmann noch gar nicht, dass das Ganze noch eine weitere glückliche Wendung nehmen würde.
Überraschung nach dem Springen
Völlig überraschend wurde der DSV-Adler zur Preisverteilung gebeten. Weil der Zweitplatzierte Timi Zajc aus Slowenien disqualifiziert wurde, rückte der zuvor Viertplatzierte Hoffmann auf das Podest nach.
Das Ganze sorgte für viel Verwirrung und Überraschung: Hoffmann selbst konnte es nicht glauben, musste von Pressesprecher Ralph Eder erst kurz vor knapp zur Preisverleihung geholt werden, selbst Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher erfuhr erst mitten im Interview vom späten Glück seines Schützlings.
Hoffmann schafft es aus Schatten der DSV-Stars
Doch das kuriose Last-Minute-Podium passt zur bisherigen Saison des 28-Jährigen. Hoffmann überrascht und überrascht. Bis zu dieser Saison war er vor allem im Mittelfeld zu finden, spielte im DSV-Team nur eine Nebenrolle, in seiner Erfolgsbilanz hatte er nur fünf Einzelsiege im Continental Cup – der zweiten Liga des Skispringens – vorzuweisen. Doch just zur Olympiasaison 2025/26 schafft es Hoffmann aus dem Schatten seiner Teamkollegen.
Dass der Athlet vom SWV Goldlauter in bestechender Form ist, bewies er schon im Oktober: Da sprang Hoffmann völlig überraschend zum Deutschen Meistertitel in Oberhof – vor Philipp Raimund und Pius Paschke. Gleich beim Auftaktspringen in Lillehammer im November setzte er noch einen drauf und holte sich seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Er habe von der Materialumstellung profitiert, im Sommer aber auch „athletisch echt viel vorwärts gebracht“, sagte er später im Interview mit der Sportschau: „Im Herbst haben die Räder angefangen, ineinander zu greifen. Es ging immer leichter.“
Hoffmann füllt Lücken
Mit mühelos aussehenden Sprüngen und seinem ruhigen Sprungstil avanciert der Thrüninger nun also zum Mitfavoriten auf den aus deutscher Sicht lang ersehnten Vierschanzentournee-Sieg. Nicht Andreas Wellinger oder Karl Geiger, die bisherigen Top-Springer des Teams, werden als mögliche deutsche Anwärter auf den Sieg gehandelt – sondern Hoffmann.
Dennoch scheint der Tourneesieg im Moment unerreichbar zu sein. Und der Grund hat einen Namen. Domen Prevc nämlich setzte seine Siegesserie auch beim Auftaktspringen fort – und zeigte in Oberstdorf einmal mehr, dass er aktuell in einer anderen Klasse springt.
Fast zehn Meter beträgt der Vorsprung schon. „Und er ist auf den kommenden Schanzen sehr stark“, sagte Hoffmann. Wollen er und Raimund den „Domenator“ wirklich ärgern, müssen sie in Garmisch-Partenkirchen über sich hinauswachsen, wo an Silvester die Qualifikation und am Tag darauf das Neujahrsspringen stattfindet. Dieses hat übrigens seit Sven Hannawald am 1. Januar 2002 kein Deutscher gewonnen.
