Ski alpin in Val d’Isere: Weidle-Winkelmann bezwingt Vonn – Sport

Geiz muss nicht zwingend geil sein. Das sah man der Skirennläuferin Kira Weidle-Winkelmann an diesem Samstagvormittag in Val d’Isere an. Es dauerte, ehe sich der Verdacht erhärtete: Ihr war eine Fahrt aufs Podium geglückt, Platz zwei in der Weltcup-Abfahrt hinter der Österreicherin Cornelia Hütter – und vor der US-Amerikanerin Lindsey Vonn. Sie sei „sehr, sehr happy, dass es heute endlich wieder für das Stockerl gereicht hat“, sagte Weidle-Winkelmann am Ende dieser Zitterpartie am ZDF-Mikrofon. Platt wirkte sie, vor allem aber erleichtert, dass dieser Krimi mal wieder ein Happy End für sie parat hatte.

Drei Winter lang ließ Kira Weidle erahnen, dass sie nicht etwa aus Oberbayern stammt – sondern aus dem Schwabenland. So sehr geizte die Skirennläuferin vom SC Starnberg, wenn es um das Sammeln von Podestplatzierungen ging. Am 20. Januar 2023 in Cortina d’Ampezzo war Weidle-Weinkelmann zuletzt eine Fahrt unter die besten Drei geglückt, Rang zwei im Abfahrtsrennen hinter Sofia Goggia. Es dauerte bis zu diesem Samstag, ehe sie aufs Treppchen der Besten zurückkehrte.

„Es war wirklich eine Durststrecke“, sagte Weidle-Winkelmann im Zielraum. Und auch diesmal musste sie lange zittern, weniger wegen der Kälte, mehr ob der Dramaturgie dieses Rennens. Die 29-Jährige war nämlich mit Startnummer eins ins Ziel gefahren und lag zwar nun in Führung, aber was war diese Zeit wohl wert? „Das Gefühl während der Fahrt war nicht hundertprozentig gut. Es waren ein, zwei kleine Fehler dabei im Mittelteil“, erzählte sie, nachdem von all den schnellen Frauen, die noch oben im Starthaus auf ihren Einsatz gewartet hatten, nur die Österreicherin Hütter schneller hinab ins Tal raste, eine Viertelsekunde schneller.

Vonn, kurz zuvor gestartet, lag bis zum Ende nahezu gleichauf mit der Deutschen, ihr fehlten acht Hundertstelsekunden im Ziel. Weidle-Winkelmanns Teamkollegin Emma Aicher, die viel beachtete Allesfahrerin des Deutschen Skiverbands, hatte diesmal mit der Piste ihre Mühe und kam als Zehnte ins Ziel. Und damit immer noch weiter vorn als die deutschen Speedmänner, die am Samstagmittag in Südtirol zugange waren.

Wobei das DSV-Team von Cheftrainer Christian Schwaiger am Ende der Rennen von Gröden dann doch noch etwas Zählbares verbuchte: Simon Jocher, am Donnerstag und Freitag noch ohne nennenswerte Erträge, gelang im finalen Abfahrtsrennen seine mit Abstand beste Fahrt. Die wurde mit Rang 14 belohnt – was einer Hälfte der Qualifikation für die Olympischen Winterspiele bedeutet. „Ich bin zufriedener mit meinem Skifahren, habe auch Kleinigkeiten an meinem Setup geändert, und jetzt fühle ich mich wohler“, sagte Jocher, der wegen Fersenproblemen und einer Bandscheiben-OP eine schwierige Zeit hinter sich hat. Ähnlich wie Luis Vogt, der nach überstandener Schulterverletzung am Samstag 29. wurde und immerhin noch zwei Weltcuppunkte ergatterte.

Im Wettkampf um den Sieg bezwang der Schweizer Franjo von Allmen  seinen Landsmann Marco Odermatt, der die verkürzte Abfahrt am Donnerstag noch gewonnen hatte. Dritter wurde Florian Schieder, ein sogenannter Lokalmatador aus Südtirol, der dem Grödener Publikum am letzten Tag der Rennen unter dem Langkofel Reserven entlockte.