Sizilien (6) : Von Wildtulpen durch den Schnee nach Cefalù

Blufi, ein altes Dorf am Süd-Fuss des Gebirgszuges der Madonie, gilt im Frühjahr wegen seiner roten Wildtulpenfelder als „die Niederlande Siziliens“. Im Frühling heben sich die zart-rote Blütenblätter zwischen Mandel- und Olivenbäumen ab. Typisch für die Tulipa raddii ist, dass die Zwiebeln sehr tief liegen und somit auch dem Umpflügen der Felder widerstehen.

Schöner Beifang: Haferwurzel, Tragopogon porrifolius, Purpur-Bocksbart

Danach fuhren wir für die nächsten 2 Tage in der Bergwelt der Madonie herum. Das Gebirge befindet sich ziemlich genau in der Mitte der Nordküste Siziliens südlich von Cefalù und gehört zur Metropolitanstadt Palermo. Zusammen mit benachbarten Bergen sind die Monti Madonie die Fortsetzung der Gebirgskette des Apennin. Sie bestehen überwiegend aus Kalkstein und Dolomit. Die höchsten Erhebungen der Madonie liegen auf über 1900 Höhenmetern.

mit Sommerreifen durch Schneematsch. Kein Problem für unsern Fahrer Nicolà.

Stop bei Quacella

Sogar im Schneegestöber gibts etwas zu sehen: Das weissfilzige Greiskraut, Jacobaea maritima.

und die sizilianische Zwergiris, Iris pseudopumila. In gelb und violett.

Talabwärts wilde Korallen-Pfingstrosen, Paeonia mascula vor einer Steineiche, alles tropfnass

Aufwärmen bei einem caffè in der vorzüglichen Pasticceria Fiasconaro des kleinen Bergstädtchens Castelbuono. Eingekauft: Eine Colomba, Torrone siciliano ai pistacchi und Torroncini alla manna, hergestellt aus dem Saft einer Eschenart, der sogenannten Manna-Esche, Fraxinus ornus (nicht zu verwechseln mit dem biblischen Manna aus Johannisbrotbäumen). Diese besondere Esche wird im Tal zwischen den Mannadörfern Pollina und Castelbuono in den Madonie-Bergen angebaut. Der Saft dieser Esche wird durch Anritzen der Baumrinde gewonnen und enthält bis zu 13% Mannitol, ein Zuckeralkohol, dessen Name sich vom Manna ableitet. Mannitol ist etwas wenige süss als Saccharose, wirkt leicht laxativ und wird als Zuckerersatzstoff genutzt.

Castello di Castelbuono, bherbergt heute das Museo civico.

Castelbuono, Piazza Margherita

Danach noch ein kurzer Besuch im Naturkundemuseum Museo Naturalistico Francesco Minà Palumbo, dem unser Orchideenführer als Direktor, Konservator und Kurator vorsteht. Das Museum befand sich zwar im Umbau und war geschlossen. Doch Antoine öffnete uns die Türen. Bücher und Memorabilien des Gründers Palumbo, Käfer, Mineralien, ausgestopfte Vögel und andere Tiere standen und lagen deshalb chaotisch in den Korridoren herum. Alles was Universalforscher im 19. Jahrhundert zu sammeln pflegten. Etwas verstaubt, aber wenigstens trocken.

L‘ aquila reale, ein Steinadler, auch tot ein imposantes Geflügel

Zum Abschluss ein Kurzbesuch in Cefalù. Die Stadt liegt an der Nordküste Siziliens am Fuß der Rocca di Cefalù, eines 270 Meter hohen Kalkfelsens.
Die Kathedrale Santissimo Salvatore wurde von Roger II., dem Normannenkönig von Sizilien veranlasst. Der Dom sollte zu seiner Grabkirche werden. Mit dem Bau wurde 1131 begonnen, die Arbeiten wurden in der Folgezeit jedoch mehrmals unterbrochen. 1240 wurde die Fassade fertiggestellt.

Das Innere besteht aus drei Schiffen. Die Mosaiken der Apsis wurden 1148 fertiggestellt. Sie werden von der Erscheinung des Christus Pantokrator dominiert.

Das städtische Waschhaus wird heute noch mit frischem Wasser aus den Madoniebergen versorgt.

Die Stadt verfügt über gute Läden. Wir deckten uns mit Pistazien aus Bronté DOC ein. Auch das ehrenwerte Handwerk eines Barbiers wird hier noch zelebriert.

Abendstimmung in Cefalù