Show mit Originalorchester: Besonderes Udo-Jürgens-Konzert in München

Im November 2014 kam er in die Olympiahalle für sein berührendes Konzert im Rahmen seiner „Mitten im Leben“-Tour mit den Hits seiner Karriere. Es war einer der letzten Auftritte von Udo Jürgens, der kurze Zeit später mit 80 Jahren starb. Nun startet eine große Tribute-Tournee und ist am 15. April in der Olympiahalle. Die AZ traf den Bandleader auf der Dachterrasse im Bayerischen Hof, wo der Schweizer gleich auf mich zukommt – mit den jovialen Worten: „Grüß dich, Moses! Ich bin der Pepe!“

AZ: Freut mich! Wie kann man sich das Ganze vorstellen? Ihr seid auf Tour – und Udo ist auf der Leinwand dabei und spielt selbst als Konserve live mit seiner Band – er singt, scherzt, macht Ansagen.
PEPE LIENHARD: Das ist eine technische Sensation und ein Segen für alle.

Bekommst Du da nicht manchmal Gänsehaut?
Absolut! Wir haben die Show schon einige Male gespielt, aber besonders am Anfang war das sehr emotional, dass Udo wahrhaftig in der Show dabei ist. Mit einem Udo-Imitator auf Tour zu gehen, wäre für mich kein Thema gewesen, dafür waren wir zu lange mit dem Original unterwegs. Dass wir nun mit ihm von der LED-Wand herunter live spielen können, ist ein Erlebnis, wie es früher war!

Udo Jürgens bei der "Mitten im Leben"-Tour 2014 in der Olympiahalle kurz vor seinem Tod mit Pepe Lienhard.
Udo Jürgens bei der „Mitten im Leben“-Tour 2014 in der Olympiahalle kurz vor seinem Tod mit Pepe Lienhard.
© BrauerPhotos/BMC-Dominik_Beckmann
Udo Jürgens bei der „Mitten im Leben“-Tour 2014 in der Olympiahalle kurz vor seinem Tod mit Pepe Lienhard.

von BrauerPhotos/BMC-Dominik_Beckmann

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Manchmal taucht in dieser Zeitreise der junge Udo auf, dann wieder der reife.
Genau, beispielsweise die Eurovision-Sendung, als Udo „Merci Cherie“ gesungen hat, damals noch ein schlaksiges Bübchen, oder spätere Aufzeichnungen, als er auch mit Achtzig noch den Saal zum Kochen brachte. Wir waren fast vierzig Jahre mit ihm unterwegs und haben seine Entwicklung mitgekriegt. Zwar nicht die Anfänge, aber wir durften bei vielen wichtigen Terminen dabei sein. Das sind Erinnerungen, die nun wieder lebendig werden.

„Wir uns nie gestritten, in 37 Jahren“

Ihr habt Euch gegenseitig ergänzt.
Immer. Wir beide haben uns künstlerisch schnell verständigen können, waren in vielen Belangen ähnlich ehrgeizig und diszipliniert – vor allem, wenn es um Musik geht: nie wirklich zufrieden. Udo hat oft nach hundert Konzerten noch was geändert, etwa, weil ihm das Intro zu lang vorkam, dann wurde es gestrafft, damit es gleich zur Sache geht. Wenn ihm die Bläser zu laut erschienen, haben wir es ohne Bläser versucht. Er hätte ja auch sagen können: „Let it go!“, weil es kann ja nichts passieren, die Leute stehen drauf und merken vielleicht den Unterschied nicht. Aber er bestand darauf, immer noch Kleinigkeiten zu verbessern. Da waren wir identisch, deshalb haben wir uns auch nie gestritten, in 37 Jahren.

Pepe Lienhard beim AZ-Interview im Bayerischen Hof.
Pepe Lienhard beim AZ-Interview im Bayerischen Hof.
© Moses Wolff
Pepe Lienhard beim AZ-Interview im Bayerischen Hof.

von Moses Wolff

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Euch verbindet eine ruhige, sympathische, charmante Ausstrahlung, die nicht alle Künstler besitzen.
Ich hatte das Glück, neben Udo mit Paul Anka, Frank Sinatra und Sammy Davis jr. arbeiten zu dürfen. Diese Künstler der obersten Liga, zu der ich auch Udo zähle, sind eigentlich alle ganz normal. Es ist mehr so die B- und C-Abteilung, die sich ein bisschen aufspielt und wichtigtut. Die wirklich großen Musiker sind fokussiert, erwarten natürlich auch die entsprechende Leistung von ihren Mitstreitern. Selbst ein Weltstar wie Sinatra war anständig, korrekt, hat Fotos mit uns gemacht, alle begrüßt, geprobt, sich eingebracht, keine Zicken gemacht. Das hat uns freudig überrascht, denn wir dachten, jetzt kommt der liebe Gott daher zu uns kleinen Mäuschen. Und dann war der so entspannt. Das war auch in seinem Interesse, denn wenn eine Band locker ist, spielt sie auch entsprechend gut.

War der Adrenalinspiegel bei den Konzerten mit Udo nach all den Jahren noch genau so hoch wie in den Anfängen?
Bei Udo war er noch als Achtzigjähriger äußerst hoch. Da ist er zwar nicht mehr herumgesprungen wie ein Teenager, aber wenn er auf die Bühne ging, war der Schalter umgelegt. Dann war er voll da. Es ist ja immer ein neues Publikum, eine neue Herausforderung, das ist das Schöne bei unserem Beruf. Selbst wenn man zigmal das gleiche Programm spielt, man hat jedes Mal ein anderes Feedback, muss es sich immer neu erkämpfen. Daher ist der Adrenalinspiegel gleichbleibend hoch. Bis heute. Man bekommt nichts geschenkt.

„Udo hat die Herzen der Menschen stets wieder neu erobert“

Keine Routine?
Nie. Udo hat die Anerkennung der Zuschauer zu keiner Zeit als selbstverständlich gesehen, sondern die Herzen der Menschen stets wieder neu erobert – sowohl in der Olympiahalle, wo ja fast ausschließlich Udo-Schwärmer waren, als auch bei Privatgalas. Einmal hatte uns ein deutscher Fan ein Konzert in New York organisiert, da bestanden fast alle Gäste aus Amerikanern, die hatten ihn noch nie gehört. Auch diese Leute hat er geholt, das war sein Ehrgeiz. Er hat auch immer an die „Mitgeschleppten“ gedacht und sie gesondert gegrüßt. Da gab es manchmal ein Raunen im Publikum, doch er erklärte: „Ich weiß, Sie sind da. Sie müssen ihre Mutter oder Ihren Ehepartner begleiten. Sie waren noch nie bei einem Udo-Konzert. Es ist mir ein besonderer Ehrgeiz, Sie glücklich aus dem Abend zu entlassen. Wenn Sie später heimgehen, sollen Sie zu Ihrer Mutter oder Ihrer Begleitung sagen: Es hat sich gelohnt.“ Er hat eine große Verantwortung gefühlt, Respekt gehabt und das war ein wichtiger Teil seines Erfolges. Die Leute spüren so etwas.

Udo Jürgens war ein musikalisches Genie, bei Texten ließ er sich oft von erfahrenen Textdichtern unterstützen.
Die Musik war sämtlich von ihm. Die genialen Texter haben ihm aber nicht per Fax ein fertiges Gedicht geschickt und Udo komponierte dazu eine Melodie, sondern es war immer ein Prozess. Er hat sich eingebracht. Häufig hatte er ein Thema, über das er gerne ein Lied machen wollte. Dann hat er sich mit dem Dichter eine Woche zusammen- und auseinandergesetzt, und gemeinsam den Song erarbeitet. Also war immer ein Teil von ihm dabei. Er wusste, was funktioniert, was er rüberbringen kann. Dennoch hat er den Textern grundsätzlich die vollen Credits zugestanden.

Bei der "Da Capo Udo Jürgens"-Premiere im November in Berlin.
Bei der „Da Capo Udo Jürgens“-Premiere im November in Berlin.
© Marc Vorwerk
Bei der „Da Capo Udo Jürgens“-Premiere im November in Berlin.

von Marc Vorwerk

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Da könnten sich viele Kollegen eine Scheibe abschneiden. Kann man sagen, dass Udo Jürgens grundsätzlich kongenial gearbeitet hat, sowohl mit den Textern als auch mit seinen Mitmusikern, also mit euch?
Das kann man gut miteinander vergleichen. Er war mit uns allen befreundet.

Du hast ja nach wie vor ein enges Verhältnis zu seiner Familie.
Ja, besonders zu seinen Kindern, die ich schon als Jugendliche kannte. Sie haben gerade eine große Box mit seinem Gesamtwerk herausgebracht. John und Jenny befassen sich intensiv mit dem Nachlass ihres Vaters. Es sind überaus reizende Menschen.

„Udo ist von der großen Leinwand zu sehen und  zu hören“

Bei Eurer Show spielt Ihr nur Udo. Mit ihm zusammen.
Von der großen Leinwand ist er zu sehen und hören. Wir begleiten ihn dazu. In der Band sind von 25 damaligen Musikern 21 dabei. Manche Fans kommen zwanzigmal pro Tournee. Die lernt man im Lauf der Zeit kennen.

Waren die alle von dem Konzept überzeugt, dass Udo auf der Leinwand mitwirkt?
Einige waren kritisch, konnten sich nicht vorstellen, dass es funktionieren würde – und am Ende des Abends hatten sie ihre Vorbehalte vergessen und dass Udo nicht mehr lebt. Sein Werk, sein Leben, seine Stimme, sein Klavierspiel: Alles ist da, es ist das gleiche Erlebnis. Es kommen sogar persönliche Kommentare von Udo vor. Bei „Immer wieder geht die Sonne auf“, strahlt er seine Gesangspartnerin bei uns auf der Bühne – Brigitte Wulliwan – beim Duett an. Das ist genial gemacht. Bildschnitte und Technik sind wirklich vom Feinsten, da ist von Semmel Concerts geklotzt und nicht gekleckert worden. Wir haben auch alle In-Ear, hören also Udo mit Kopfhörer. Früher saß er vor uns, da haben wir auf ihn geschaut. Nun ist er hinter uns zu sehen. Das klappt perfekt, da gibt es nicht eine Verschiebung.

Könnte man sagen, das Projekt ist ein leicht surreales, professionelles Theaterstück?
Vielleicht, ja.

„Die Show groovt, die Stimmung ist phänomenal“

Wie war die Probenarbeit?
Wir hatten einen Vorgeschmack in der Giovanni Zarrella-Show: Da haben wir ein Medley gespielt – mit Udo als Live-Filmeinspieler. Da war das schon ein Schock. Wir spielten das Intro und plötzlich kommt der Udo. Eine Schrecksekunde! Wir hatten uns zwar nach 10 Jahren an den traurigen Gedanken gewöhnt, dass Udo nicht mehr unter uns ist, aber da war das unglaublich emotional.

Er bleibt also auch nach seinem Ableben noch ein Vollprofi.
Der Anspruch war immer da, es gibt keine billige Version, wir streben wie er das Maximum an. Die Show groovt, die Stimmung ist phänomenal.


Die „Da capo Udo Jürgens „-Tour ist am 15. April in der Münchner Olympiahalle. Karten bei Münchenticket (fast ausverkauft, Restkarten)

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