Das wohl jüngste traditionelle Pariser Schmuckhaus ist gerade einmal 20 Jahre alt. Zum Jubiläum spricht Valérie Messika über das Weißgold der Nullerjahre, die Karriere der Kreolen und die Risiken und Chancen des maximalistischen Umgangs mit schweren Edelmetallen am Körper.
Frau Messika, welchen Schmuck tragen Sie heute?
Ich trage eine lange Halskette aus Roségold, das passt gut zu meinem Hautton. Und ich trage immer die Armreife, die ich für meine zwei Töchter entworfen und nach ihnen benannt habe, Noa und Romane, außerdem den Armreif aus unserer Serie Divine Enigma, der komplett in Diamanten gefasst ist. Ich trage auch manchmal große Ohrringe, allerdings aktuell nicht, denn ich hatte ein Problem mit meinen Ohrläppchen. Beide mussten geschlossen werden, nachdem ich zu viel Schmuck am Ohr getragen hatte. Das dauert jetzt einige Monate, bis es komplett verheilt ist.
Was für Schmuck haben Sie vor 20 Jahrengetragen, bevor Sie mit Messika anfingen?
Ich erinnere mich noch an eine Kette: einen runden Diamantanhänger, Krappenfassung aus Weißgold, weniger als ein Karat. Der Stein kam von meiner Großmutter. Ich trug diesen Diamanten an einer transparenten Angelleine, weil der Diamant aussehen sollte, als würde er schweben. Das war ein Experiment, so ging das damals los.
Wann wurde Ihnen bewusst, dass das Vorhaben der eigenen Schmuckmarke mehr als ein Experiment ist, dass es in die richtige Richtung geht?
Das war, als ich die Move-Serie an einer Frauan der Rue de Rivoli in Paris gesehen habe. Das ist jetzt ungefähr 15 Jahre her. Dabei handeltees sich dann nicht mehr um jemanden aus meiner Familie oder aus meinem Freundeskreis.

Weißgold war sehr beliebt, als Sie anfingen, es war das Edelmetall der Nullerjahre. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Ich denke, Weißgold ist in Kombination mit Diamanten subtiler, weniger Bling Bling. Damals befanden wir uns auch modisch in einer zurückhaltenderen Ära.
Das Goldkettchen hatte keinen guten Ruf.
Die Leute hatten Schmuck noch nicht inder Form entdeckt, in der er heute präsentist. Als wir anfingen, produzierten wirzu 70 Prozent Stücke aus Weißgold.
Wie teilen sich Weißgold, Roségold und Gelbgold heute auf?
Weißgold hat noch einen Anteil von etwa 45 Prozent, Roségold macht ungefähr 15 Prozent aus, der Rest ist Gelbgold.
Und wie sieht es mit Formen aus? Das Image der kreisrunden Kreolen hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark verändert: Erst waren sie ein No-Go, dann Trendobjekt und jetzt Klassiker. Werden sie das bleiben?
Alles hat seine Zeit, auch die Mode ist ein Kreislauf. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich bei Kreolen um ein ganz traditionelles Stück Schmuck handelt. Für Menschen in Lateinamerika sind Kreolen keine Frage eines Trends, sondern ein kulturelles Gut.
Für Sie sind sie wahrscheinlich gerade kein Thema?
Ich habe zwar mehrere Piercing-Einstiche und könnte Ohrringe noch auf den zweiten Löchern tragen, aber cooler finde ich gerade einen Clip. Ich trage auch gerne asymmetrische Ohrringe, an einer Seite mehr als an der anderen.
Sie sprechen es an – Schmuck wird seit einer Weile auch geschichtet. Viele Frauen tragen nicht nur ein Armband, eine Halskette oder wie Sie ein Paar Ohrringe, sondern eine Menge auf einmal. Selbst die Handtasche trägt ein Sammelsurium an Anhängern.
Das ist ein Weg, seine Persönlichkeit über Schmuck zu zeigen. Ein Stück allein reicht da nicht. Das würde höchstens für eine bestimmte Marke oder einen Stil stehen. Oder für ein Erlebnis.
Aber mehrere Stücke auf einmal, das zeigt, dass man seinen Look selbst zusammengestellt hat. Ich sehe da auch Parallelen zur Tätowierung: Diejenigen, die welche tragen, haben auch meist mehr als eine. Man fängt mit einem Motiv an, dann kommt das nächste dazu, das für etwas steht. Genauso ist es beim Schmuck.
Ist das auch der Grund, warum viele Leute auffälligen Schmuck heute überhaupt mehr im Alltag tragen?
Absolut. Und dadurch wird Schmuck auch wie selbstverständlich von Frauen gekauft. Vor 20 Jahren hat man als Frau darauf gewartet, dass der zukünftige oder aktuelle Ehemann einem einen Diamantring oder Diamantanhänger schenkt. Es war unvorstellbar, sich so etwas selbst zu kaufen.
Wie trägt die Generation Ihrer Töchter heute Schmuck?
Bei meiner älteren Tochter geht das jetzt los. Sie ist 14, ich trug damals gar keinen Schmuck. Sie hingegen trägt viel Gelbgold. Schmuck ist ein wichtiger Teil ihrer Outfits. Sie trägt dünne, lange Halsketten, und sie liebt es, Stücke übereinander zu schichten. Und Armbänder mit großen Symbolen, auch von anderen Schmuckhäusern. Aber das sind dann natürlich Fakes, die sie sich selbst auf Märkten kauft.
