Schließung von Lokalen und Geschäften auf dem Dorf im Taunus

Der Bäcker in dem kleinen Ort im Taunus, der vor vielen Jahren die besten Malzkrüstchen und ein unvergleichlich luftig-duftiges Rosinenbrot im Angebot hatte, hat schon seit Langem geschlossen. Trotzdem schmerzt der Anblick des leeren Ladenlokals noch immer. Denn es steht für persönliche Erinnerungen – und für die gute alte Zeit, in der Bäckerläden noch den Namen des Bäckermeisters trugen. Und einzigartig waren.

Die meisten Bewohner der Metropolregion rund um Frankfurt haben so einen Bäcker verloren. Oder einen Metzger – kürzlich war einer, ebenfalls im Taunus, plötzlich verschwunden, stattdessen gibt es in dem Geschäft nun Granola zu kaufen. Das finden auch Vegetarier nicht unbedingt gut. Denn Tradition stiftet gerade in kleineren Orten eben auch Identität.

So war es jahrzehntelang auch mit dem Schützenhof in Schloßborn, einem Ortsteil der Gemeinde Glashütten. Ein Gastronomen-Ehepaar betrieb in dem Fachwerkhaus dabei nicht etwa eine Bier-und-Schnitzel-Stube, sondern ein Gourmetrestaurant, das jahrzehntelang Gäste aus dem gesamten Taunus und den nahen Großstädten Frankfurt und Wiesbaden anzog.

Keine Premiumlage

Auch diese Tradition hat vor Jahren geendet – aus Altersgründen. Die Suche nach einem Investor verlief bisher erfolglos. Die Gründe dürften die üblichen sein. Das Dorf ohne S-Bahn-Anschluss bietet keine Premiumlage, die Sanierung wäre teuer, überhaupt erscheint das Risiko für eine Neugründung vielen Gastronomen zurzeit hoch, gerade auf dem Land. Im konkreten Fall kommen noch die Auflagen des Denkmalschutzes hinzu.

Um das historische Gebäude, auch um den angrenzenden Ballsaal aus der Zeit um 1900, ist es mehr als schade. Wer hindurchgeht, ahnt den früheren Glanz, hat aber auch den Berg an Arbeit und Geld vor Augen, die für eine Wiederbelebung nötig wären. Ein Vormittag mit einer Multimedia-Schau zu Gestern und Heute wird das den Leuten im Ort und von außerhalb Ende des Monats abermals verdeutlichen.

Viele werden dann seufzen und an alte Zeiten denken. Gleichzeitig wissen die meisten, die Gaststätten und Einzelhändlern hinterhertrauern, dass auch ihr eigenes Leben auf dem Dorf oder in der Kleinstadt nicht mehr dem von früher gleicht. Wie auch immer es mit dem Schützenhof weitergeht, ob mit einer Hochzeits-Location oder weiteren Jahren des Verfalls – so wie damals wird es dort jedenfalls nicht mehr werden.