Schließfächer in Sparkasse geknackt – Ansturm besorgter Bankkunden in Gelsenkirchen – Panorama

Ein gewaltiges Loch im Tresorraum und durchsuchte Schließfächer haben große Sorgen bei zahlreichen Bankkunden in Gelsenkirchen hervorgerufen. Kurz nach dem Bekanntwerden des spektakulären Einbruchs sind schätzungsweise 200 Personen zu der Sparkassen-Filiale im Gelsenkirchener Stadtteil Buer gekommen, um nähere Informationen zu bekommen, wie ein dpa-Reporter schilderte.

Nach den Worten eines Polizeisprechers sind sehr viele Schließfächer aufgebrochen worden. Eine genaue Zahl nannte er nicht. Die Ermittler werteten große Mengen an Daten wie Fahrzeugbewegungen aus. Es gebe bisher aber keine „heiße Spur“.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei haben sich der oder die Täter über ein Parkhaus Zugang zum Sparkassengebäude verschafft. Der Weg führte durch mehrere Türen in einen Archivraum, an dessen Wand schließlich ein Durchbruch zu dem Tresorraum erfolgte. Dabei kam ein Spezialbohrer zum Einsatz. „Den Bohrer kriegen sie nicht im Baumarkt“, verdeutlichte der Sprecher der Polizei.

Der Andrang an der Filiale wurde schließlich so groß, dass Polizisten anrückten und den Vorraum der Bank räumten. Einige Menschen waren aufgebracht. Es folgten Lautsprecherdurchsagen der Polizei, um die Situation zu beruhigen. Eine Polizistin erklärte den versammelten Menschen, dass die Sparkasse in den nächsten Tagen auf die Kunden zukommen werde. Dies könnte mehrere Tage dauern, nachdem die Spurensicherung beendet ist.

Emotionale Szenen vor der Filiale

Polizeibeamte sprechen mit betroffenen Kunden der Sparkassenfiliale in Buer. Unbekannte Täter sind in Gelsenkirchen in ein Bankgebäude eingebrochen und haben dabei mehrere Wertschließfächer durchsucht.
Polizeibeamte sprechen mit betroffenen Kunden der Sparkassenfiliale in Buer. Unbekannte Täter sind in Gelsenkirchen in ein Bankgebäude eingebrochen und haben dabei mehrere Wertschließfächer durchsucht. (Foto: Christoph Reichwein/dpa)

Vor dem Bankgebäude spielten sich im weiteren Tagesverlauf emotionale Szenen ab: Einige Familien kamen zusammen, dabei flossen auch Tränen. Eine weinende Frau sagte dem dpa-Reporter, dass ihre Familie große Mengen an Bargeld und Gold in einem Schließfach aufbewahrte. Ihre Familie habe 40 Jahre dafür gearbeitet und gespart. Einige der versammelten Kunden gingen davon aus, dass der Inhalt ihres Schließfaches bis zu einer gewissen Höhe versichert sei.

Ein Sprecher der Bank erklärt: „Grundsätzlich hat die Sparkasse Gelsenkirchen jedes Fach mit 10 300 Euro versichert“. Darüber hinaus bestehe für die Kunden die Möglichkeit, über die Bank oder individuell eine höhere Versicherungssumme abzuschließen. Die Sparkasse Gelsenkirchen befinde sich bereits im Gespräch mit der Versicherung. Ziel sei, die Filiale an diesem Dienstag wieder zu öffnen und Betroffenen Informationen zu geben.

Kreisrundes Loch im Tresorraum

Auf einem von der Polizei veröffentlichten Foto sind zahlreiche auf den Boden geworfene Akten in dem Archivraum zu sehen. An den Wänden rechts und links stehen Holzregale. In der Mitte an der Wand klafft das kreisrunde Loch zum Tresorraum in der Wand. Auch zahlreiche Ziegelsteine fehlen an der Stelle.

Einbrecher haben sich mit Hilfe eines großen Bohrers Zugang zum Tresorraum einer Sparkassen-Filiale in Gelsenkirchen verschafft.
Einbrecher haben sich mit Hilfe eines großen Bohrers Zugang zum Tresorraum einer Sparkassen-Filiale in Gelsenkirchen verschafft. (Foto: Polizei Gelsenkirchen/dpa)

Viele Fragen sind noch offen. Unklar ist etwa, warum die Brandmeldeanlage in der Nacht Alarm auslöste. Aber auch wann genau der filmreife Einbruch über die Bühne ging, muss noch geklärt werden. „Bislang unbekannte Täter haben die Ruhe der Weihnachtstage genutzt, um dort mit einem großen Bohrer ein Loch in einen Tresorraum zu bohren und die darin befindlichen Wertschließfächer zu durchsuchen“, erklärte die Polizei.

Solch ein Einbruch kommt nicht häufig vor. Vor einem Jahr gelang es Tätern in Lübeck, über 300 Schließfächer aufzubrechen. Es wurden Wertgegenstände, Schmuck, Geld sowie persönliche Gegenstände entwendet. Der Schaden belief sich laut Polizei auf über 10 Millionen Euro. Im August 2021 räumten Täter in Norderstedt bei Hamburg rund 650 Schließfächer der Hamburger Sparkasse aus. Damals waren die Täter mit einem Kernbohrer aus extra angemieteten Räumen über der Filiale in den Tresorraum gelangt.