„Schatten der Gondeln“ von John Banville: Schreckliches Venedig

Vielleicht, sagt John Banville, gebe es ein Standardalter, in dem sich jeder irgendwann irgendwie einrichtet. Er empfinde sich jedenfalls als 37. Es sei für ihn unmöglich, sich älter zu denken. Seit seinem 37. Geburtstag werde er nämlich weder klüger noch reifer, lediglich höre er schlechter, weshalb er darum bitten müsse, lauter zu sprechen.

Es ist früher Nachmittag, ein trüber Novembertag. Wir sitzen in einem italienischen Restaurant im Zentrum von Dublin, das sehr trubelig ist, bevölkert von Geschäftsleuten, die eindringlich aufeinander einreden. Banville fällt hier mit seinem gut geschnittenen Anzug nicht weiter auf. Wenn er einen Künstlertypus verkörpert, dann einen beinahe untergegangenen: den des bürgerlichen Großschriftstellers, der paradoxerweise die Form wahrt, indem er sie mit Ironie und Witz beständig aufbricht.