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Die Tricks mit Waschmittel, Weichspüler und Co. (45 Min)
Stand: 11.11.2025 11:02 Uhr
Glyphosat gelangt nicht nur durch die Nutzung in der Landwirtschaft in Gewässer, sondern auch durch Kläranlagen: Es bildet sich aus dem in Waschmitteln enthaltenen Phosphonat. Was können Verbraucher tun?
Glyphosat ist das in Deutschland am häufigsten eingesetzte Totalherbizid. Es wird verwendet, um in der Landwirtschaft unerwünschte Kräuter und Gräser zu bekämpfen. Dadurch wird Insekten, Vögeln und anderen Tieren aber auch ihre Nahrungsgrundlage entzogen. Glyphosat schadet somit der Artenvielfalt.
Glyphosat: Herbizid schadet Umwelt und Gesundheit
Durch Abschwemmung gelangt der Unkrautvernichter auch in Gewässer und wirkt dort schädlich auf Wasserorganismen wie Bakterien, Algen und Fische. Für unser Trinkwasser stellt Glyphosat in der Regel keine Gefahr dar, weil es im Reinigungsprozess in Kläranlagen herausgefiltert werden kann. Jedoch wird bei Stichproben immer wieder eine geringe Konzentration von Glyphosat im Trinkwasser entdeckt.
Auswirkungen von Glyphosat: Herbizid wahrscheinlich krebserregend
„Derzeit ist Glyphosat sogar bei etwa 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland im Körper nachweisbar“, sagt Dr. Marike Kolossa vom Umweltbundesamt. Die Toxikologin warnt vor den fortpflanzungsgefährdenden Wirkungen des Stoffes sowie vor Mischungseffekten mit anderen Schadstoffen, die ebenfalls in unseren Körper gelangen. Wie solche chemischen Stoffe in unserem Organismus miteinander reagieren, sei bisher noch nicht ausreichend erforscht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Glyphosat außerdem als wahrscheinlich krebserregend ein.
Studien belegen: Landwirtschaft nicht alleiniger Glyphosat-Verursacher
In Tübingen forschen Chemikerin und Umweltanalytikerin Prof. Carolin Huhn und ihr Team seit Jahren zum Glyphosatgehalt in Gewässern. Bislang galt die Landwirtschaft als Hauptverursacher, doch Huhn fielen bei ihren Analysen Ungereimtheiten auf: Landwirte bearbeiten ihre Felder meist im Frühjahr und im Herbst mit Glyphosat. In diesen Zeiträumen hätte der Glyphosat-Gehalt im Wasser deutlich erhöht sein müssen. Das sei aber nicht der Fall gewesen.
Stattdessen stellte die Umweltanalytikerin besonders hohe Werte im Sommer fest. Auch nach starken Regenfällen – wenn das Herbizid von Äckern ausgespült werden müsste – war kein deutlicher Anstieg von Glyphosat in Gewässern zu verzeichnen. Carolin Huhn weitete ihr Forschungsprojekt aus und begann Wasserproben in ganz Deutschland zu nehmen. Am auffälligsten dabei: Vor dem Einlauf in Kläranlagen war der Glyphosatgehalt oft geringer als danach. Ein Teil des Glyphosats und dessen Abbauprodukt in Oberflächengewässern stammt also offenbar aus Kläranlagen.
Glyphosat aus Waschmitteln: Wasserenthärter sind schuld
Mithilfe weiterer Studien im Labor gelang dem Tübinger Forschungsteam der Nachweis: Das Glyphosat aus Waschmitteln entsteht tatsächlich in der Kanalisation und im Filterprozess in Klärwerken und gelangt so in Flüsse und Seen. Ausgangsstoff ist ein bestimmtes Phosphonat in Waschmitteln, das als Wasserenthärter gegen Kalkbildung genutzt wird: Diethylentriaminpenta(methylenphosphonsäure), kurz DTPMP.
Im Klärprozess reagiert das DTPMP mit Mangan, einem weitverbreiteten Element, das praktisch in allen natürlichen Gewässern vorkommt. Das Mangan wirkt wie ein chemischer Katalysator und sorgt dafür, dass DTPMP zu Glyphosat und weiteren Abbauprodukten zersetzt wird. Wie groß die Menge an freigesetztem Glyphosat aus Waschmitteln ist, wird derzeit weiter untersucht. In der bisher gefundenen Konzentration in Gewässern sei das Glyphosat keine Gefahr für Menschen. Problematisch sei es allerdings für aquatische Lebewesen wie Bakterien, Algen oder Fische, so Huhn.
Phosphonate in Waschmitteln: Wie lassen sie sich vermeiden?
In Deutschland enthalten viele Waschmittel Phosphonate. Besonders häufig wird die Chemikalie in Flüssigwaschmitteln eingesetzt. Wer den Stoff meiden will, hat es schwer, denn erst ab einer Konzentration von über 0,2 Gewichtprozent müssen Phosphonate als Inhaltsstoff auf der Verpackung gekennzeichnet werden. Daher hilft oft nur eine Nachfrage beim Hersteller.
Außerdem kann man auf Produkte mit bestimmten Bio-Siegeln wie Ecogarantie, EcoCert, Blauer Engel und NCP zurückgreifen. Diese Label haben strengere Umweltstandards als andere Öko-Siegel und schließen die Verwendung von Phosphonaten komplett aus.




