Sascha Pallenberg: – ntv.de

Tech-Experte rechnet ab„2026 wird heftig für Gesellschaft, Industrie und Arbeitsmarkt“

31.12.2025, 15:48 Uhr laukatVon Andreas Laukat

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Sascha Pallenberg lebt inzwischen in seiner Wahlheimat Taiwan. (Foto: Sascha Pallenberg)

Was hat 2025 geprägt? Sascha Pallenberg meint: KI, chinesische E-Autos und eine schlafmützige deutsche Autoindustrie. Im ntv-Podcast „So techt Deutschland“ warnt der Tech-Experte vor einer KI-Blase und brutalem Wettbewerb. Und er wagt einen Ausblick auf ein forderndes neues Jahr.

2025 war ein Ausnahmejahr. Die Welt taumelte zwischen technologischem Fortschritt und geopolitischer Unsicherheit, zwischen KI-Euphorie und wachsendem Zweifel. Während im Monatsrhythmus neue Large-Language-Modelle (LLM) vorgestellt wurden, verdichtete sich zugleich das Gefühl, dass wir als Gesellschaft kaum noch hinterherkommen. Weder mit Denken noch mit Regulieren.

Jetzt steht 2026 vor der Tür. Ein Jahr, das viele Antworten liefern muss: Wird KI zum Wirtschaftsmotor oder zur Luftnummer? Was passiert mit dem deutschen Industriemodell? Und kann Europa im globalen Tech-Wettbewerb überhaupt noch mitreden?

Sascha Pallenberg hat keine Lust mehr auf Hype. Der Tech-Experte, Ex-Daimler-Manager und langjährige Blogger lebt mittlerweile im südlich gelegenen Taichung in Taiwan „Etwas ländlicher, zwei Millionen Einwohner, größtes Kohlekraftwerk der Welt“, wie er trocken bemerkt. Von dort aus beobachtet er, wie sich Deutschland und Europa durch ein Jahr voller technologischer Umbrüche, geopolitischer Spannungen und industriepolitischer Fehlentscheidungen manövriert haben.

Sein Fazit: Moderne Gesellschaften stehen vor einem fundamentalen Wandel, feiern aber noch immer die falschen Dinge. „Zwei Wochen nach dem Release von ChatGPT 5.02 rief die Welt: Das ist jetzt das beste KI-Modell der Welt! Drei Wochen vorher rief sie das über Gemini 3 von Google. Und nächstes Jahr geht das wieder so los“, sagt Pallenberg. Für ihn ist Künstliche Intelligenz längst keine disruptive Sensation mehr, sondern eine technologische Normalität mit massiven Nebenwirkungen. „Wir müssen uns das einfach mal abgewöhnen. Das ist nichts mehr weltbewegend Neues.“

„Warum bauen die so verdammt gut Autos?“

Deutlich fällt seine Kritik an der deutschen Autoindustrie aus. Seiner Meinung nach hat sie die digitale Transformation verschlafen. Während man in Wolfsburg und Stuttgart die Modelle von gestern verteidigt, nehmen chinesische Hersteller wie BYD mit Tempo und Tech-Offensive Europa ins Visier. „Wir hätten uns schon damals fragen müssen: Warum bauen die so verdammt gute Autos?“

Dass BYD bis 2030 ein Händlernetz auf Audi-Niveau in Deutschland aufbauen will, sei kein Zufall, sagt Pallenberg. Es ist eine Kampfansage. Der frühere Daimler-Manager glaubt, dass es nicht nur um Technologie geht, sondern auch um Denkweisen: Während in Europa immer noch vom Lenkrad aus gedacht wird, verstehen chinesische Hersteller das Auto längst als Teil eines vernetzten Ökosystems. Das Smartphone auf Rädern ist dort Realität. Und Deutschland? „Hier reden wir immer noch über Radioempfang“.

„2026 wird heftig“

Auch in der geopolitischen Großwetterlage sieht er Europa an einem Scheideweg. Die EU dürfe sich nicht erpressbar machen, wenn es um ihre Digitalgesetze wie den DMA oder DSA geht. „Das Regelwerk der EU ist das stabilste, was wir weltweit haben. Das ist aus gutem Grund so“.

Dass die USA Strafzölle als Druckmittel einsetzen, um Lockerungen zu erreichen, hält er für brandgefährlich. Sein Ausblick? Ernüchternd, aber klar: „2026 wird heftig für unsere Gesellschaften, für unsere Industrien und für unseren Arbeitsmarkt.“

Und trotz aller Tech-Begeisterung bleibt ihm ein Wunsch für die nächsten Jahre: Er wolle keine KI, die sich seine Texte schnappt, sondern eine, „die meine Küche aufräumt“.

Mit Sascha Pallenberg sprachen Frauke Holzmeier und Andreas Laukat. Das komplette Gespräch können Sie sich im Podcast „So techt Deutschland“ anhören.

Quelle: ntv.de