
München gehört den Briten. Zumindest für einen Abend. Es beginnt in der U6, die nicht mehr zwischen Garching und Großhardern, sondern Newcastle und North Shields zu verkehren scheint: Nordenglisches Geraune erfüllt den Wagon, zwei junge Frauen überprüfen mit einem schiefen Medley ihre Textsicherheit, einige Männer tragen schwarz-weiß gestreifte Fußballtrikots von Newcastle United.

© Jens Niering (Jens Niering)
von Jens Niering (Jens Niering)
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Der englische Erstligist hatte die Sonderedition für ein Pokalspiel veröffentlicht. Auf dem Rücken prangt neben Spielername und Nummer ein weiterer Schriftzug: „Sam Fender. People Watching”. So heißt das neue Album von Fender, ein gewaltiger Charterfolg, belohnt mit dem renommierten Brit Award. Dass ein lokaler Musiker plötzlich auf dem Trikot eines Premier League-Vereins landet, sagt viel über Fenders Stellenwert in der Region aus. Gerade in Nordengland sind sie mächtig stolz auf ihn: „Sammy”, so heißt es dort, „ist einer von uns.”
Fender kommt aus North Shields, eine raue Arbeiterstadt an der Küste, nahe Newcastle. Seine Jugend ist geprägt von Kriminalität und Drogenmissbrauch, von Perspektivlosigkeit und Armut. All das verarbeitet er in seinen Songs, erzählt die Geschichten der einfachen, meist unsichtbaren Menschen. Und weiß, wovon er spricht.

© Jens Niering (Jens Niering)
von Jens Niering (Jens Niering)
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Wird Sam Fender der neue Springsteen?
Die Musik erinnert stark an den Heartland Rock der 80er-Jahre: Kraftvolle Arbeiterhymnen, ausgeklügelt instrumentiert, oft mit Saxophon und Mundharmonika. Und manchmal – hier machen sich Fenders englische Wurzeln bemerkbar – klingt ein 90er-Jahre-Brit-Pop durch, wie man ihn von Oasis kennt. Seine ersten zwei Alben wurden mit Lob überschüttet, nun tourt Fender mit der dritten Platte. Die Hoffnungen vieler Kritiker sind groß: Nicht wenige sehen in ihm einen neuen Bruce Springsteen.
In Großbritannien ist der 30-Jährige mit seiner Musik längst zum Shootingstar geworden, die Konzerte sind immer ausverkauft. Viele seiner Fans reisen deshalb ins Ausland, dort kommen sie leichter an Tickets. Auch im Münchner Zenith hat der glühende Newcastle United-Fan ein klares Heimspiel. Ob an der Bar, auf der Toilette, im Zuschauerbereich – es wird überwiegend Englisch gesprochen.
Sam Fender: Die Songs vom neuen Album zünden nicht
Das fällt auch Fender irgendwann auf. Wie viele Münchner überhaupt hier seien, fragt er lachend. Es bleibt eine der wenigen Interaktionen mit dem Publikum. Sehr routiniert liefert er das knapp 90-minütige Konzert ab und kann sich dabei auf seine tolle Band und einen klar abgemischten Sound verlassen. Es ist ein sehr gutes, aber kein perfekter Auftritt.
Auch, weil Fender rund die Hälfte seiner Setlist mit neuen Songs besetzt. Bei allem kommerziellen Erfolg bleibt das dritte Album jedoch hinter den musikalischen Erwartungen zurück. Wirklich überzeugend ist nur der gleichnamige Opener: „People Watching” schraubt sich im Refrain zur mitreißenden Hymne hoch und funktioniert live entsprechend gut. Und das in der Studio-Version schwerfällige „Crumbling Empire” wird durch ein fantastisches Gitarrensolo aufgemotzt. Der Rest des Albums bewegt sich im soliden Mittelmaß. Sehr erwachsen und ausgewogen klingen die Songs, aber es fehlt mitunter die Dringlichkeit der beiden Vorgängeralben.
Sein persönliches „Nebraska” ist Fender noch nicht gelungen, dieser Eindruck verfestigt sich während des Konzerts. Der Brite ist hochtalentiert. Aber als Fußballfan weiß er, dass die Bezeichnung „ewiges Talent” irgendwann bedeutet, den Durchbruch verpasst zu haben. Diese von außen angelegte Messlatte ist hoch und möglicherweise unfair. Aber Springsteens Erbe ist groß. Und die Schonfrist nach drei Alben vorbei.
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