
DJ Khaled kommt aus dem Staunen nicht heraus. Den massigen
Körper bequem auf den Rücksitz einer Luxuslimousine gefläzt, lässt sich der
Grammy-Gewinner dabei filmen, wie er auf seinem Handy einen Clip der Segelrennserie
SailGP verfolgt.
In dem Video rast das deutsche Team mit seinem Katamaran und
über 50 Kilometern pro Stunde hinter dem französischen her. Nach einem abrupten Ausweichmanöver
steigen die beiden Rümpfe der Deutschen in die Höhe, das Boot droht zu kentern.
„Es fällt gleich um“, ruft DJ Khaled. Und als es mit etwas
Glück doch nicht so kommt: „Wow.“ Dann sagt er plötzlich: „Go Sailing!“ Ob er wirklich
versteht, was er da gerade gesehen hat, bleibt offen.
Der Musikproduzent ist durch seine Kooperationen mit Rihanna,
Drake und Justin Bieber zum Superstar geworden, auf den Streamingportalen
haben seine Songs Milliarden Aufrufe. Nun soll Khaled mit seiner
Millionengefolgschaft im Netz als sogenannter Chief Hype Officer der SailGP zu
Bekanntheit verhelfen.
Am kommenden Wochenende kommt die im Stil der Formel 1 um die Welt tourende Segelrennserie erstmals nach Deutschland. Nach Stationen
in Dubai, Sydney, Los Angeles und New York heißt es nun: Sassnitz, Rügen, nordostdeutsche
Provinz, wo einst der russische Energiekonzern Gazprom das Nord Stream Race finanzierte,
eine Langstreckenregatta entlang der Nord-Stream-Pipeline.
Zwei Tage lang sollen die 15 Meter langen, auf Tragflächen (Foils)
über das Wasser fliegenden (foilenden) Katamarane der Einheitsklasse F50 auf
der Ostsee vor den Kreidefelsen umherrasen. Die Boote können Geschwindigkeiten
von mehr als 100 Kilometer pro Stunde erreichen, mühelos werden sie ein Vielfaches
schneller als der Wind.
Sebastian Vettel ist Miteigentümer
Die Rennen dauern jeweils maximal 16 Minuten, in einem
Finale wird unter den drei besten Teams noch ein Grand-Prix-Sieger ermittelt. Die
Ergebnisse fließen in eine Gesamtwertung ein.
Wie
beim America’s Cup lassen sich die Rennen durch Drohnenaufnahmen, Bodycams
und Live-Einblendungen am Bildschirm aus verschiedensten Winkeln
verfolgen. Crashs, Materialbruch und Beinahe-Kenterungen sind keine Seltenheit.
Und der Vermarktung auf den Onlinekanälen zuträglich, wie DJ Khaled beweist.
Der Hype-Beauftragte ist dabei trotz Millionengefolgschaft
im Netz wohl noch eines der unbekannteren Gesichter, die mittlerweile für die
Rennserie werben.
Der mehrfache Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist
bereits seit zwei Jahren Miteigentümer des deutschen Segelsyndikats. Bei den
Franzosen ist der Fußballprofi Kylian Mbappé eingestiegen, bei den Italienern
eine Investorengruppe um US-Schauspielerin Anne Hathaway, bei den
US-Amerikanern die Skirennlegende Lindsey Vonn, bei den Australiern die
Hollywoodstars Hugh Jackman und Ryan Reynolds. Letzterem gehört bereits der
walisische Fußballklub AFC Wrexham.
Wird der Sport durch
die Stars nun womöglich massentauglich und fernsehkompatibel?
Daran arbeiten zumindest die Organisatoren der Rennserie.
Für das Rennwochenende in Sassnitz wurden laut
Veranstalterangaben bereits mehr als 2.000 Tickets verkauft. Zuschauer
können die Rennen von Tribünen auf der Mole des Stadthafens verfolgen. Die
Preise reichen von 64 Euro für eine Tageskarte an Land bis zu 2.500 Euro für einen
Bootsliegeplatz direkt an der Regattastrecke – schwimmender Untersatz
selbstverständlich nicht inklusive. Das ZDF wird die auch auf YouTube kostenlos
ausgestrahlten Rennen im Hauptprogramm zeigen.
Für die SailGP und ihre Kapitalgeber ist das ein Erfolg.
2019 wurde die Liga vom superreichen Oracle-Gründer Larry Ellison und dem neuseeländischen Ausnahmesegler Russell Coutts gegründet.