
Wolodymyr Selenskyj spricht nach seinem Auftritt in der UN-Vollversammlung in einem Interview über ein mögliches Ende seiner Präsidentschaft. Die USA melden einen Vorfall mit russischen Militärflugzeugen. Mehr im Liveticker.
Fast 90 Staatschefs, 43 Regierungschefs und ein Kronprinz treten bei der diesjährigen Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York auf die Bühne. Am Donnerstag geht es weiter: Unter anderem wird die Rede des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas erwartet. Russische Provokationen sorgen derweil für Schlagzeilen.
Alle Ereignisse rund um die UN-Generaldebatte im Liveticker:
15:30 Uhr – US-Kampfjets wegen russischer Kampfflugzeuge nahe Alaska alarmiert
US-Kampfflugzeuge wurden alarmiert, um vier russische Kampfflugzeuge in der Nähe von Alaska zu identifizieren und abzufangen. Das teilte das nordamerikanische Luft- und Weltraumkommando (Norad) am Donnerstag mit. Der Vorfall ereignete sich am Mittwoch. Zwei russische Tu-95 und zwei Su-35 seien entdeckt und verfolgt worden. Es sei das dritte Mal in etwa einem Monat und das neunte Mal in diesem Jahr, dass es zu einem solchen Vorfall mit russischen Flugzeugen in der Nähe von Alaska gekommen sei. Insgesamt neun US-Flugzeuge, darunter vier F-16-Kampfjets, seien als Reaktion gestartet.
Die russischen Flugzeuge seien im internationalen Luftraum geblieben und hätten den amerikanischen oder kanadischen Luftraum nicht verletzt, hieß es weiter. Solche russischen Aktivitäten in der Nähe von Alaska kämen regelmäßig vor und würden nicht als Bedrohung angesehen, fügte Nord in seiner Erklärung hinzu.
14:17 Uhr – Selenskyj nach Kriegsende zur Aufgabe von Präsidentenamt bereit
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will nach dem Ende des Krieges mit Russland aus dem Amt scheiden. „Wenn wir den Krieg mit den Russen beenden, ja, dann bin ich bereit, nicht anzutreten, denn Wahlen sind nicht mein Ziel“, sagte Selenskyj dem Nachrichtenportal „Axios“. „Ich wollte in einer sehr schwierigen Zeit unbedingt bei meinem Land sein, meinem Land helfen. Mein Ziel ist es, den Krieg zu beenden.“ Selenskyj sagte, er werde das ukrainische Parlament bitten, Wahlen zu organisieren, sobald ein Waffenstillstand erreicht sei.
Eine für 2024 angesetzte Präsidentschaftswahl war gemäß dem Kriegsrecht ausgesetzt worden, das nach dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 in der Ukraine eingeführt wurde. Der frühere Komiker Selenskyj war 2019 zum Staatsoberhaupt gewählt worden. Russland hat infolgedessen wiederholt die Legitimität Selenskyjs als Präsident infrage gestellt. Während des mehr als dreieinhalbjährigen Krieges hat Selenskyj jedoch ein recht hohes Maß an öffentlichem Vertrauen bewahrt. Eine Anfang September vom Kiewer Internationalen Institut für Soziologie durchgeführte Umfrage ergab, dass etwa 59 Prozent der Ukrainer Selenskyj vertrauen. Rund 34 Prozent der Befragten vertrauten ihm nicht.
12:20 Uhr – „Sie müssen wissen, wo sich die Luftschutzbunker befinden“, warnt Selenskyj den Kreml
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland mit weiteren Angriffen gedroht. Selenskyj sagte dem US-Nachrichtenportal „Axios“, er habe die ausdrückliche Unterstützung von US-Präsident Donald Trump, Ziele wie Energieinfrastruktur und Rüstungsfabriken anzugreifen. „Wenn sie unsere Energieversorgung angreifen, unterstützt Präsident Trump, dass wir gegen ihre Energieversorgung zurückschlagen können“, sagte Selenskyj. Trump habe das Gleiche über Drohnenfabriken und Raketenstellungen gesagt, obwohl diese gut verteidigt seien, so Selenskyj.
Bei ihrem Treffen am Rande der UN-Generalversammlung habe er Trump um ein neues Waffensystem gebeten, das den russischen Präsidenten Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zwingen werde. Um welches System es sich handelt, wollte Selenskyj vor laufender Kamera nicht sagen. Er fügte hinzu: „Wir brauchen es, aber das bedeutet nicht, dass wir es auch einsetzen werden. Denn wenn wir es haben, denke ich, dass es zusätzlichen Druck auf Putin ausübt, sich an den Verhandlungstisch zu setzen.“
Der ukrainische Staatschef betonte, sein Land werde keine Zivilisten angreifen, weil „wir keine Terroristen sind“. Er deutete jedoch an, dass Mitarbeiter des Kreml als Angriffsziel infrage kämen. „Sie müssen wissen, wo sich die Luftschutzbunker befinden“, sagte er. „Sie brauchen das. Wenn sie den Krieg nicht beenden, werden sie sie auf jeden Fall brauchen.“ Die Ukraine werde auf russische Angriffe antworten.
09:40 Uhr – Milei wirft UN „Übergriffigkeit“ vor
Argentiniens Präsident Javier Milei hat den Vereinten Nationen am Mittwoch „Übergriffigkeit“ vorgeworfen. In seiner Rede in der UN-Generalversammlung kritisierte er, die Vereinten Nationen seien zu einem „supranationalen Regierungsmodell unter der Führung internationaler Bürokraten“ geworden.
„Wir haben uns von einer Organisation, die darauf abzielte, Frieden zwischen Gleichberechtigten zu vermitteln, zu einer Organisation gewandelt, die jedem Nationalstaat und jedem Einzelnen weltweit vorschreiben will, was zu tun ist“, sagte Milei. Der Argentinier lobte Donald Trump, der sich diesen Vorschriften widersetze und forderte die UN-Mitgliedstaaten auf, Trumps und seiner Agenda zu folgen.
Zudem bekräftigte Milei die Ansprüche seines Landes auf die Falkland-Inseln, die sein Land 1982 an Großbritannien verlor. Er forderte außerdem die sofortige Freilassung der Geiseln in Gaza.
03:12 Uhr – Trump fordert Untersuchung wegen technischer Pannen
Nach Problemen auf der Rolltreppe und dem Teleprompter bei seinem Besuch der Vereinten Nationen spricht US-Präsident Donald Trump von Sabotage und fordert die Verhaftung der Verantwortlichen. Der Republikaner sprach auf seiner Plattform Truth Social von drei „unheimlichen Vorfällen“. Aus Sicht von Trump sollten die Leute festgenommen werden, die für den abrupten Stopp der Rolltreppe verantwortlich sind, auf die er und die First Lady stiegen. „Es ist ein Wunder, dass Melania und ich nicht mit dem Gesicht auf die scharfen Kanten dieser Stahltreppe gefallen sind.“
Dann funktionierte der Teleprompter nach Trumps Aussage 15 Minuten lang nicht, als er seine Rede begann. Er lobte sich selbst dafür, wie er das überstanden habe. Zudem sei ihm zugetragen worden, dass der Ton im Auditorium fehlerhaft gewesen sei. Trump sprach von „Sabotage“ und forderte eine Untersuchung.
Die Vereinten Nationen wiesen die Vorwürfe, die seit Dienstag für viel Aufsehen und Stirnrunzeln führen, klar von sich: Das Weiße Haus habe für die Rede von Trump seine eigene Ausrüstung mitgebracht. „Der Teleprompter wurde vom Weißen Haus bedient“, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric, der Deutschen Presse-Agentur.
Zur Rolltreppe teilten die UN mit, ein Kameramann der US-Delegation habe die Ankunft Trumps und seiner Ehefrau dokumentieren wollen – er habe vor ihnen die Rolltreppe betreten und sei rückwärts hochgefahren. Als er oben angekommen sei, hätten Trump und die First Lady die Stufen betreten , just in dem Moment sei die Rolltreppe stehen geblieben. Eine Untersuchung zeigte nach Angaben des UN-Sprechers im Anschluss, dass ein eingebauter Sicherheitsmechanismus am oberen Ende der Rolltreppe ausgelöst worden war. Der Kameramann habe diese Sicherheitsfunktion womöglich versehentlich ausgelöst, hieß es.
01:18 Uhr – Ukraine und Syrien normalisieren Beziehungen
Die Ukraine und Syrien haben ihre diplomatischen Beziehungen offiziell wiederhergestellt. Dies teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem Treffen mit der syrischen Führung am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit.
Die Ukraine hatte die Beziehungen zu Syrien im Juni 2022 abgebrochen, da die damalige Regierung unter Baschar al-Assad die Unabhängigkeit der von Russland besetzten ukrainischen Gebiete anerkannt hatte. Der langjährige russische Verbündete Assad war im Dezember 2024 gestürzt worden.
Mittwoch, 24. September:
22:40 Uhr – USA legen 21-Punkte-Plan für Gaza-Frieden vor
Wenige Tage vor einem erneuten Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hoffen die USA auf Bewegung für einen Frieden im Gazakrieg. Trumps Sondergesandter Steve Witkoff sagte am Mittwoch in New York, die US-Regierung habe einen nach Präsident Trump benannten 21-Punkte-Plan für Frieden im Nahen Osten und im Gazastreifen vorgestellt. Witkoff zeigte sich überzeugt, dass der Plan die „israelischen Anliegen wie auch die Anliegen aller Nachbarn in der Region anspricht“. Was der Plan genau vorsieht, sagte Witkoff nicht.
Den Angaben zufolge diskutierte Trump seine Vorstellungen am Dienstag in New York bereits mit einer Gruppe arabischer Staaten und weiteren Ländern wie der Türkei. Trumps Vorstöße für einen Frieden im Nahen Osten waren bisher im Sande verlaufen. Am Donnerstag ist der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, einer der Hauptredner bei der UN-Generaldebatte. Weil die USA Abbas mit einem Einreiseverbot belegt haben, wird er sich per Videobotschaft äußern.
20:12 Uhr – USA fordern von Russland „sinnvolle Schritte“ für Frieden in der Ukraine
Die USA haben von Russland „sinnvolle Schritte“ für einen Frieden in der Ukraine verlangt. US-Außenminister Marco Rubio bekräftigte bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow den Aufruf von US-Präsident Donald Trump, „das Töten zu beenden“, wie Rubios Sprecher Tommy Pigott mitteilte.
Rubio und Lawrow kamen am Rande der UN-Vollversammlung in New York in einem Hotel zusammen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte zuvor erklärt, Moskau habe „keine Alternative“ dazu, seine 2022 begonnene Militäroffensive in der Ukraine fortzusetzen. Der Kreml reagierte damit auf Äußerungen Trumps, die Ukraine könnte mit europäischer Hilfe das gesamte von Russland besetzte ukrainische Staatsgebiet zurückerobern.
19:35 Uhr – Erstmals seit fast 60 Jahren: Syrischer Präsident spricht vor den UN
Nach Jahrzehnten der Isolation hat ein syrischer Präsident vor den Vereinten Nationen gesprochen. Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa erklärte in seiner Ansprache, Syrien nehme seinen rechtmäßigen Platz unter den Nationen der Welt wieder ein. Al-Scharaa hatte als Chef der islamistischen Miliz HTS die Rebellenoffensive angeführt, die im Dezember zum Sturz der Assad-Dynastie führte. Machthaber Baschar al-Assad flüchtete nach Russland. Das Ende seiner Herrschaft beendete einen fast 14-jährigen Bürgerkrieg.
17:30 Uhr – Bericht: Trump lässt Annexion nicht zu
Das Nachrichtenportal „Politico“ berichtet unter Berufung auf Insider, US-Präsident Donald Trump habe führenden arabischen Vertretern zugesagt, dass er nicht zulassen werde, dass Israel das Westjordanland annektiert. Das Gebiet wird von der Palästinensischen Autonomiebehörde verwaltet.
16:01 Uhr – Iranischer Präsident nennt Angriffe „schweren Schlag“
Der iranische Präsident Massud Peseschkian hat die Angriffe Israels und der USA im Juni als „schweren Schlag gegen das internationale Vertrauen und die Aussichten auf Frieden in der Region“ verurteilt. Dies sagte er in seiner Rede vor der UN-Generalversammlung in New York. Peseschkian versicherte, sein Land habe niemals den Besitz von Atombomben angestrebt und werde auch nicht versuchen, eine zu bauen. Die Zukunft des Nahen und Mittleren Ostens und der Welt insgesamt müsse auf Kooperation aufgebaut werden, sagt Peseschkian.
15:44 Uhr – Selenskyj lobt Trump – und appelliert an die internationale Gemeinschaft
Der ukrainische Präsident spricht von einem guten Treffen mit Trump. Zum Abschluss wendet er sich an die versammelten Staats- und Regierungschefs. „Bleiben Sie nicht still, während Russland diesen Krieg weiterführt. Die Menschen warten auf Taten.“
15:41 Uhr – „Putin will diesen Krieg fortsetzen, indem er ihn ausweitet“, warnt Selenskyj
Selenskyj fordert höheren Druck auf Kremlchef Wladimir Putin. Andernfalls werde Putin den Krieg weiter vorantreiben und ausweiten. „Die Ukraine ist nur der Anfang. Jetzt fliegen bereits russische Drohnen über Europa“, sagt er in Anspielung auf das Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum. „Putin will diesen Krieg fortsetzen, indem er ihn ausweitet. Niemand kann sich derzeit sicher fühlen.“
Zuvor hatte er über den Einsatz von Drohnen im Krieg gesprochen. „Wir erleben derzeit das zerstörerischste Wettrüsten in der Geschichte der Menschheit.“ Die Gefahr werde durch Künstliche Intelligenz noch größer.
15:28 Uhr – „Es ist krank, aber das ist die Realität“, sagt Selenskyj über die Weltlage
Der ukrainische Präsident Selenskyj zeichnet ein düsteres Bild der Lage der Welt. „Das 21. Jahrhundert unterscheidet sich nicht wesentlich von der Vergangenheit“, sagt er. Ohne Waffen gebe es keine Sicherheit. „Es ist krank, aber das ist die Realität.“
Nicht das Völkerrecht, sondern Waffen entschieden darüber, wer überlebe. „Es gibt keine Sicherheitsgarantien außer Freunden und Waffen.“ Die Ukrainer seien ein friedliches Volk, aber sie wollten frei in ihrem eigenen unabhängigen Land leben. Was könnten die Menschen von den UN erwarten – außer Erklärungen?
15:03 Uhr – Gleich spricht Selenskyj
Der ukrainische Präsident ist einer der ersten Redner des zweiten Tages der UN-Vollversammlung. Danach werden der iranische Präsident Massud Peseschkian und der syrische Präsident Ahmad al-Scharaa erwartet. Als Erstes aber tritt der spanische König Felipe VI. auf.
AP/dpa/ceb/säd/fro/dp/lay/sebe