
Russland erkennt nach Angaben der Taliban als erstes Land deren Regierung in Afghanistan offiziell an. „Diese mutige Entscheidung wird ein Beispiel für andere sein“, sagte der afghanische Außenminister Amir Chan Muttaki in einem Video bei X nach einem Treffen mit dem russischen Botschafter in Afghanistan, Dmitri Schirnow, in Kabul am Donnerstag. „Jetzt, wo der Prozess der Anerkennung begonnen hat, war Russland allen voraus“, fügte Muttaki hinzu.
„Russland ist das erste Land, welches das Islamische Emirat offiziell anerkannt hat“, sagte der Sprecher des Außenministerium der Taliban, Sia Ahmad Takal, der Nachrichtenagentur AFP, wobei er die Bezeichnung der Taliban für den von ihnen ausgerufenen Staat benutzte.
Muttaki habe von einer „neuen Phase positiver Beziehungen, gegenseitigen Respekts und konstruktiven Engagements“ gesprochen, teilte das afghanische Außenministerium bei X mit.
Russland: Stärkung der regionalen Sicherheit
Das russische Außenministerium erklärte seinerseits bei X: „Wir glauben, dass der Akt der offiziellen Anerkennung des Islamischen Emirats Afghanistan die Entwicklung einer produktiven bilateralen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern in verschiedenen Bereichen fördern wird“. Es hob dabei eine mögliche wirtschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Transport, Landwirtschaft und Infrastruktur hervor.
Zudem erklärte das russische Außenministerium, Moskau wolle Kabul weiterhin bei der „Stärkung der regionalen Sicherheit und der Bekämpfung der Bedrohungen durch Terrorismus und Drogenhandel“ unterstützen.
Der russische Sonderbeauftragte für Afghanistan, Samir Kabulow, sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, die Regierung habe die Taliban „anerkannt“.
Schritte der Annäherung
Moskau und die Führung in Kabul hatten sich zuletzt angenähert. Moskau hatte mit der Streichung der Taliban von seiner „Terrororganisationen“-Liste einen ersten Schritt in Richtung einer Normalisierung der Beziehungen gemacht. Im Juli 2024 bezeichnete Russlands Präsident Wladimir Putin die Taliban als „Verbündete im Kampf gegen Terrorismus“.
Russland war das erste Land, das nach der Machtübernahme durch die Taliban eine Vertretung in Kabul eröffnete. Moskau hat zudem angekündigt, Afghanistan als Transitkreuz für Gaslieferungen nach Südostasien nutzen zu wollen.
Die Taliban stehen international vor allem wegen der massiven Beschneidung von Frauenrechten in der Kritik und gelten als weitgehend isoliert. Vor allem Nachbarstaaten pflegen jedoch einen pragmatischeren Umgang mit den Islamisten.