Russische Desinformation zu abgebrannten LKW der Bundeswehr in Erfurt

In Thüringen ermittelt die Polizei, ob ein Brandanschlag auf sechs Lastkraftwagen der Bundeswehr in Erfurt auf einen russischen Sabotageakt zurückzuführen ist. Zuvor waren am Donnerstag ein Video und vier Fotos in einem russischen Telegram-Kanal aufgetaucht. Dort werden die Fahrzeuge auf einem Werksgelände der Firma MAN in Erfurt auf zwei Fotos zunächst noch unbeschädigt gezeigt und dann im Video in brennendem Zustand. Zwei weitere Fotos zeigen ausgebrannte Lastwagen.

In einem Text zu einem der Fotos heißt es auf Russisch: „Es gibt eine Stadt namens Erfurt in Deutschland, in die verschiedene Militärtechnik für die ukrainischen Streitkräfte zur Reparatur gebracht wird. Unsere Leute haben entschieden, dass das alles unnötig ist, die ukrainischen Streitkräfte die Technik nicht brauchen und haben sie deshalb einfach niedergebrannt.“ Über den Vorfall hatten zunächst t-online und der MDR berichtet.  

Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte der F.A.Z., dass die Angaben mit Bezug auf die Ukraine falsch seien. Bei den Lastwagen handele es sich um Fahrzeuge eines Truppenbataillons der Bundeswehr aus den Standorten Erfurt und Bad Frankenhausen, die an die Firma MAN zur Reparatur abgegeben worden seien. „Diese Fahrzeuge haben absolut keinen Bezug zu aktuellen oder geplanten Ukraine-Abgaben“, sagte die Sprecherin. Demnach wäre die Behauptung eine offenkundige Desinformation.

Hybride Kriegsführung Russlands

Desinformationskampagnen und „Fake News“ sind seit Jahren Teil der hybriden Kriegführung Russlands gegen Deutschland und andere westliche Staaten. Das Video war von vielen bekannten Propagandakanälen geteilt worden, unter anderem von der Deutschen Anna Lipp, die aus Russland seit Jahren prorussische Desinformation betreibt und deswegen seit Kurzem auf der EU-Sanktionsliste geführt wird.

Nach  Angaben der Bundeswehrsprecherin waren bei dem Brandanschlag, der in der Nacht zum Sonntag auf dem Werksgelände im Norden Erfurts stattfand, fünf Lastwagen vollständig ausgebrannt, bei dem sechsten wurden Fahrerhaus und Karosserie leicht beschädigt. 

Anfang Juni vergangenen Jahres hatte es auf demselben Werksgelände schon einen ähnlichen Brand­anschlag gegeben, bei dem sechs Militärfahrzeuge beschädigt worden waren, darunter Fahrzeuge aus Singapur. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden damals drei Tatverdächtige ermittelt, die die Fahrzeuge mit Grillanzündern in Brand gesteckt haben sollen. Die Beweisführung reichte aber offenbar nicht zu einer Anklage aus.

Unklar ist bisher, ob Video und  Bilder  tatsächlich von Tätern stammen, die im Auftrag Russlands handelten, oder ob der Telegram-Kanal auf andere Weise an sie gelangte. Bisher waren solche Anschläge vor allem von linksextremistischen Gruppen verübt worden. Anders als in den meisten solchen Fällen gibt es aber nach Angaben aus Sicherheitskreisen bisher kein Selbstbezichtigungsschreiben. 

Vor zwei Wochen waren im niedersächsischen Soltau ebenfalls sechs Fahrzeuge der Bundeswehr auf einem Werkstattgelände in Brand gesetzt worden. Der Tat hatte sich eine Gruppe namens „Agenda 2029“ auf der linksextremen Internet-Plattform Indymedia bezichtigt. Das Thüringer Landeskriminalamt teilte am Freitag mit, das Video, das auf dem Kanal eines Militärblogs mit dem russischen Namen „Besessen vom Krieg“ veröffentlicht wurde, werde auf Echtheit und Herkunft geprüft. Man ermittle „in sämtliche Richtungen“ und tausche sich bundesweit mit anderen Sicherheitsbehörden aus, insbesondere zu ähnlichen Vorfällen.