„Ruslan und Ljudmila“: Muss man wirklich die russische Nationaloper auf die Bühne bringen?

Der Vorhang geht auf, die Musik knattert los, wir befinden uns in einem Festsaal von atemberaubender Scheußlichkeit. Aber bevor sich auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper irgendwas regt, muss dringend der Elefant im Raum abgeräumt werden: Muss das wirklich sein, im Herbst des Jahres 2025 eine, nein, die russische Nationaloper auf den Spielplan zu nehmen, bei allem, was gerade los ist? 

Ursprünglich, so ist zu hören, sollte in Hamburg ein ukrainischer Regisseur das Stück Ruslan und Ljudmila inszenieren, als elegante Pointe und aus allzu offensichtlichen Gründen. Dann aber fiel der Regisseur aus, und im Intendantenbüro brauchte man auf einmal eine möglichst plausible neue Erklärung, wieso die Idee, die man da hatte, gut sei. Der frisch eingesetzte Hamburger Intendant Tobias Kratzer engagierte also das ungarische Regieduo Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka, die neuen Shootingstars der Branche, die zwischen einem Ring des Nibelungen in Saarbrücken und einem Rienzi in Bayreuth unverhofft in ihre ultimative Bewährungsprobe stolperten.