Riesige Millionensummen: Der Streit zwischen PSG und Mbappé kippt ins Absurde – Sport

Wie schwer wiegt wohl Hass – in Euro? Der unendliche Rechtsstreit um unbezahlte Saläre und windige Vertragsinterpretationen zwischen Kylian Mbappé, dem Spitzenspieler von Real Madrid und der französischen Nationalmannschaft, und seinem früheren Verein Paris Saint-Germain kippt ins Groteske.

Das erlebten die vierzig Anwesenden im Saal A42 des Arbeitsgerichts von Paris. Verhandelt wurde dort das dramatische Ende eines sehr prominenten Arbeitsverhältnisses; der Saal hätte natürlich mehrmals gefüllt werden können, so groß war das Interesse der Medien und des Publikums. Dabei war keiner der Protagonisten leibhaftig vor Ort, nur deren Anwälte. Mbappé schickte zwei. Der Präsident von PSG, der Katarer Nasser al-Khelaïfi, entsandte „ungefähr sechs“, schreibt die Zeitung Le Parisien und fügt an: „Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen.“

Mbappés Anwältinnen warfen dem Verein „Gaunermethoden“ vor, wie man sie sonst „aus Filmen von Scorsese“ kenne: PSG wähne sich über allem, auch über dem französischen Recht. Die Juristen von PSG wiederum hielten Mbappé vor, der habe sich wenig loyal aufgeführt, habe seine Absichten verschleiert und den Verein schlechtgemacht. Die beiden Parteien sind mittlerweile dermaßen ineinander verkeilt, dass auch die Schadenersatzforderungen jeder Logik entfliehen.

Das Gericht soll sein Urteil im Fall Mbappé am 16. Dezember fällen

Mbappé, der in der ersten Phase des Streits 55 Millionen Euro eingefordert hatte für drei nicht ausgerichtete Saläre, schraubte vor dem Arbeitsgericht den Anspruch einfach mal auf 263 Millionen hoch: Da sind unter anderem Zins und Zinseszinsen drin, Schadenersatz für Mobbing, unrechtmäßige Vertragsänderung und unbotmäßige Entlassung, außerdem unbeglichene Prämien und missachtete Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz des Spielers.

PSG fordert seinerseits 440 Millionen Euro vom früheren Angestellten, was sich zunächst wie eine kraftmeierische Summe anhört: Du willst 263 Millionen? Dann fordern wir halt 440! Der Verein rechtfertigt den Betrag wie folgt: Hätte Mbappé schon im Sommer 2023 kundgetan, dass er Paris bald verlassen wollen würde, hätte PSG seine Dienste teuer verkaufen können – etwa an den saudischen Verein Al-Hilal, für 180 Millionen Euro. Der soll damals bereit gewesen sein, für einen Transfer 180 Millionen zu bezahlen. So aber ging Mbappé ablösefrei zu Real.

180 Millionen, das ist exakt der Betrag, den die Pariser 2017 für die Verpflichtung Mbappés nach Monaco entrichtet hatten. Dieselbe Summe, also noch einmal 180 Millionen Euro, fordert PSG als Schadenersatz für ebendiesen Treuebruch. Zusätzlich 60 Millionen für Nichterfüllung des Arbeitsvertrags, der auch aus einer mündlichen Abmachung mit al-Khelaïfi bestanden haben soll. Und noch einmal 20 Millionen wegen Imagebeschädigung: Mbappé habe den Verein seit seinem Weggang ständig angegriffen.

Die Sportzeitung L’Équipe schreibt von „astronomischen Ansprüchen“ auf beiden Seiten. Das Gericht soll sein Urteil am 16. Dezember fällen, außer natürlich, die beiden Parteien einigen sich außergerichtlich. Das allerdings mutet zumindest unwahrscheinlich an. Alles ist zerrüttet.

Gerät Mbappé in Paris sogar in die Rolle des Bösen?

Sieben Jahre lang spielte Mbappé für Paris, wo er aufgewachsen ist, wo er seine Freunde hat, seine Familie. Er verdiente sehr viel Geld, etwa so viel wie Neymar und Lionel Messi, die anderen zwei Edelkräfte, mit denen er zumindest einige Jahre gemeinsam aufgetreten ist. Es lief die galaktische Ära: Katar warf Unsummen in sein Spielzeug, sein liebstes Vehikel für Softpower. Und gewann doch nur Titel in Frankreich. Als Mbappé den Verein 2024 verließ, dachte man in Paris, der Emir vom Golf gebe seine sportlichen Ambitionen auf. Der dramatische Bruch mit dem Sohn der Stadt, mit Mbappé eben, erschien vielen wie ein trauriger Epilog. Sein Kampf um unbezahlte Gehälter und Prämien stand zwar im krassen Kontrast zur Lebensrealität der meisten Fans. Doch, sagte man sich, Fußball ist ein verrücktes Business. Mbappé genoss Sympathien.

Dann jedoch, ausgerechnet im Jahr eins nach Mbappé, gewann PSG die Champions League. Die Stimmung drehte sich. Nasser al-Khelaïfi, eine kontroverse Figur, wird seitdem gefeiert, als hätte er die Stadt befreit. Und Mbappé riskiert jetzt sogar, dass er in die Rolle des Bösen gerät, des Unersättlichen, des Nestbeschmutzers.