Richter am Bundesarbeitsgericht: Union will offenbar Günter Spinner für Verfassungsgericht aufstellen

Die Union will Berichten zufolge den Juristen Günter Spinner für die Wahl zum Richter am Bundesverfassungsgericht aufstellen. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Laut Nachrichtenagentur dpa wurde der Bericht in Fraktionskreisen bestätigt. Spinner ist derzeit Vorsitzender Richter am Bundesarbeitsgericht.

Der Posten beim Bundesverfassungsgericht ist seit Monaten vakant. In der kommenden Woche will der Bundestag abstimmen. Für die Wahl ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. 

Dem Bericht zufolge will
die SPD die Professorinnen für Staatsrecht, Frauke Brosius-Gersdorf und
Ann-Katrin Kaufhold, für zwei weitere Richterposten in Karlsruhe nominieren,
die erst später neu besetzt werden müssen. 

Linke fordert Vorschlagsrecht

Die 16
Richterinnen und Richter des Bundesverfassungsgerichts werden jeweils zur
Hälfte vom Bundestag und vom Bundesrat gewählt. Da Union, SPD
und Grüne im neuen Bundestag nicht über zwei Drittel der Stimmen verfügen, sind
sie bei der Wahl auf die Zustimmung der Linken angewiesen. Eine Unterstützung durch
die AfD kommt für sie nicht infrage.

Die Linke hatte zuvor ein eigenes Vorschlagsrecht bei der Besetzung von Richterposten am Bundesverfassungsgericht gefordert. „Wir wollen, dass der
Nominierungsschlüssel verändert wird und uns auch eine Nominierung
zusteht“, sagte Parteichef Jan van Aken der Rheinischen Post.
„Natürlich darf die CDU dann jemanden vorschlagen, den wir mitwählen
würden, auch wenn er nicht unser Herzenswunsch ist. Dafür dürfen wir
aber genauso jemanden vorschlagen, der nicht Herzenswunsch der CDU
ist.“  

Reichinnek droht mit Konsequenzen für Richter-Wahl

Nachdem Fraktionschefin Heidi Reichinnek
am Freitag bei der Wahl des Parlamentsgremiums zur Kontrolle der
Geheimdienste die Unterstützung verweigert worden war
, drohte sie mit
Konsequenzen, auch bei der Richterwahl. Die schwarz-rote Koalition sei dabei „auf uns angewiesen“, sagte Reichinnek.

Das Vorschlagsrecht für die
Kandidaten des Bundestags orientiert sich an der Stärke der Fraktionen. Die Linke wurde dabei allerdings bislang ebenso wie die AfD nicht berücksichtigt.

In der vergangenen Wahlperiode hatten CDU und CSU Robert Seegmüller
vom Bundesverwaltungsgericht vorgeschlagen. Dieser hatte die Zweidrittelmehrheit allerdings verfehlt. Grund dafür war Widerstand der Grünen, denen der 56-Jährige als zu konservativ galt. 

Mit Spinner
stellt die CDU/CSU-Fraktion nun jemanden auf, der Ende Mai bei einer Abstimmung
des Bundesverfassungsgerichts von allen 15 verbliebenen Richtern favorisiert
wurde. Angesichts dieser breiten Zustimmung hofft die Union darauf, nun auch im
Bundestag die notwendige Mehrheit zu bekommen.