Rezept Linsencurry – Stil – SZ.de

Zum Wechsel des Kalenderjahrs blühen erstaunliche kulinarische Rituale auf. Magische Rezepte sollen für Erfolg, Gesundheit und Reichtum sorgen. Schweinsrüssel mit Meerrettich bringt angeblich Glück (dem armen Schwein eher nicht). Geflügel sollte man meiden an Silvester und Neujahr, denn sonst besteht die Gefahr, dass das Glück davonfliegt. Ähnliches gilt für Hummer, da sich dieser rückwärts bewegt und für Rückschläge steht. In Spanien und Südamerika verschluckt man an Silvester zu jedem Glockenschlag eine Weintraube: ding, schluck, dang, schluck, dong, Glück.

In Italien trägt man zum Jahresbeginn rote Unterwäsche, verspeist Linsen mit Cotechino, einer Schweinswurst, oder mit Zampone, gefülltem Schweinsfuß. Diese deftige Kombination verheißt Wohlstand und Glück: Wer einen großen Fuß isst, lebt anschließend auf großem Fuß, ist ja logisch, und Linsen stehen generell für Reichtum. Die kleinen runden Dinger erinnern optisch an Münzen, und je mehr man davon intus hat, so der Gedanke, desto mehr Geld hat man im Folgejahr in der Tasche. Kreditberater hassen diesen Trick.

Dass Linsen reich machen, darf man als Humbug bezeichnen. Aber wer sie ohne finanzielle Hintergedanken verspeist, zu welcher Jahreszeit auch immer, profitiert auf jeden Fall gesundheitlich, denn die Hülsenfrüchte sind reich an Proteinen, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Sie enthalten viel Magnesium, Folsäure und Vitamin B, helfen bei der Muskelregeneration, fördern die Verdauung und machen dem Organismus insgesamt Dampf. Wer sich den Bauch mit Linsen vollgeschlagen hat, weiß vermutlich, wovon die Rede ist.

Kein Aberglaube, sondern eine Binsenweisheit, besser gesagt Linsenweisheit: Wenn es draußen kalt ist, hilft es sehr, etwas Warmes zu essen, zum Beispiel Linsencurry. Ingwer und Chili heizen dem Körper nachhaltig ein, die Linsen machen lange satt und sind nach den Fleischfettfeiertagen eine willkommene vegane Alternative. Am einfachsten lässt sich Linsencurry mit einer fertigen Currypaste zubereiten, die man im Glas kauft und dann mit Gemüsebrühe oder Kokosmilch aufgießt. Pikanter und herzerwärmender schmeckt es, wenn man die Gewürze für das Curry frisch zubereitet. Man braucht nur ein paar Zutaten mehr und etwas Fingerspitzengefühl.

Schalotten, Knoblauch und Ingwer schälen und fein hacken, Chilischote halbieren, Samen entfernen und klein würfeln (Alternative: Chilipulver). Koriander waschen und grob hacken. Kokosöl in einem Topf erhitzen und Senfkörner sowie Kreuzkümmelsamen für zwei Minuten anrösten, bis sie leicht braun sind, dann Schalotte, Knoblauch, Chili und Ingwer dazugeben und anbraten, bis die Schalotten glasig sind. Danach Salz und Zucker sowie Gemüsebrühe und Kokosmilch zugeben. Restliche Gewürze einrühren, Linsen dazu geben, für 30 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln lassen. Tomate würfeln und gegen Ende der Garzeit einrühren. Vor dem Servieren mit gehacktem Koriander bestreuen. Keinen Hummer oder Schweinefuß dazu essen, das gibt Rückschläge!

Das braucht man dazu (für vier Personen)

2 Schalotten, 1 Knoblauchzehe, 4-5 cm frische Ingwerwurzel, ½ rote Chili oder Chilipulver, Koriander, 1 EL Kokosöl, 1 EL Senfkörner, ½ EL Kreuzkümmelsamen, etwas Salz, 1 TL brauner Zucker, 500 ml Gemüsebrühe, 250 ml Kokosmilch, 1 TL Kurkuma (gemahlen), eine Prise Garam Masala, 250 g rote Linsen, 1 Tomate