Reisen als Risiko: „Sichere Reiseziele können schnell zu Krisengebieten werden“


Reisen als Risiko

„Sichere Reiseziele können schnell zu Krisengebieten werden“

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Abschalten und nicht mit irgendwelchen Krisen oder Problemen konfrontiert werden. Das ist wichtig im Urlaub. Mirco Jacubowski und seine Firma A3M bewerten für Reiseanbieter die Gefahrenlage in Urlaubsgebieten. Im Gespräch mit ntv.de erklärt er, was uns in den nächsten Jahren erwartet.

ntv.de: Wie hat sich die Sicherheitslage dieses Jahr in den wichtigsten Reiseländern verändert?

Mirco Jacubowski: Die gute Nachricht ist: Es ist eigentlich kein wichtiges Reiseland unsicherer geworden. Wir haben in den letzten zwölf Monaten beobachten können, dass viele Reiseländer stabil geblieben sind. Das gilt vor allem für Reiseländer wie Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei.

Gibt es Verschlechterungen bei Reiseländern, die bei Urlaubern beliebt sind?

Wir haben unter anderem eine schwierigere Situation auf Kuba. Die Versorgungslage ist sehr prekär. Es gibt sehr viele Stromausfälle, die sich natürlich auch auf die touristische Infrastruktur auswirken. Viele Reiseveranstalter und Airlines haben reagiert und ihre Kapazitäten nach Kuba schon drastisch reduziert. Israel ist auch ein schwieriges Thema.

Wie ist da die Lage aktuell?

Israel bleibt ein herausforderndes Reiseland. Auch wenn das Auswärtige Amt die Reisewarnung aufgehoben hat. Reiseveranstalter können das Land also jetzt wieder anbieten. Aber wir reden natürlich weiterhin von einem sehr, sehr niedrigen Niveau an Gästen, weil sich der Konflikt immer noch nicht stabilisiert hat.

Welche Reiseländer sind am sichersten?

Die Klassiker bei den Deutschen: das ist Griechenland, Spanien und die Türkei. Die Türkei ist möglicherweise jetzt noch etwas sicherer, nachdem sich der Konflikt mit der PKK zu entschärfen beginnt.

Gibt es Länder, wo Urlauber aufpassen und sich auf Risiken einstellen müssen?

In vielen süd- und mittelamerikanischen Ländern ist die Sicherheitslage schwieriger geworden, wegen Drogenkriminalität und den Kartellen. Da ist insbesondere Mexiko zu nennen, die Halbinsel Yucatan ist da eine Ausnahme. Auch in Peru oder in Ecuador ist die Lage schwieriger geworden. Ebenso in Argentinien. Dort gibt es sehr viele Proteste gegen die Politik des Regierungschefs.

Es ist ja doch eine herausfordernde globale politische Situation im Moment. Was sollen Leute beachten, wenn sie jetzt eine Reise buchen?

Bucht man bei einem renommierten Reiseveranstalter eine Pauschalreise, ist das die sicherste Reiseform, weil Pauschalreiseveranstalter gesetzlich verpflichtet sind, sich um ihre Reisenden zu kümmern, sie ausreichend zu informieren und ihnen auch Beistand zu leisten für den Fall, dass etwas passiert. Wenn ich ein Individualreisender bin, nur einen Flug oder ein ein Hotel buche, dann sieht die Situation anders aus. Hier muss ich mich selbst informieren. Es gibt Quellen, wie zum Beispiel das Auswärtige Amt oder auch Nachrichtenagenturen, wo man sich vorab informieren sollte, ob es nicht möglicherweise Reiseeinschränkungen geben könnte. Trotzdem ist man manchmal, wie die Pandemie gezeigt hat, in solchen Ländern auf sich alleine gestellt.

Wie sehen Sie aktuell die Lage in den USA ?

Sehr volatil. Einerseits würde man erwarten, dass es Proteste gibt gegen die Trump-Regierung, wie zum Beispiel 2016. Das ist aber noch nicht eingetreten. Andererseits haben wir die schwierige Situation zum Beispiel für die LGBTQ Community bei einer USA-Reise. Da hat sich die Lage und das Klima in vielen republikanisch geprägten Bundesstaaten sehr zum Negativen verändert. Hier sollte man sich im Vorfeld sehr genau überlegen, wie man sich dort verhält und möglicherweise Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Wie hat sich die Reiselage insgesamt weltweit in den letzten Jahren verändert?

Die Reiselage hat sich ein Stück weit verschlechtert, weil es weniger klassische Krisen gibt, dafür aber welche aufgrund des Klimawandels. Das betrifft auch klassische Urlaubsländer mit guter Sicherheitslage. Ich erinnere an die sintflutartigen Regenfälle in Valencia letztes Jahr oder im Winter an die Waldbrände in den USA. Das sind klimabedingte Faktoren, auf die wir uns alle leider einstellen müssen. Das wird in den nächsten Jahren sicherlich zunehmen.

Mit Mirco Jacubowski sprach Thomas Wimmer