Red Bull: Jürgen Klopp sei eben nicht Mainstream, sagt sein Freund

Christian Heidel war und ist ein Kritiker von RB Leipzig. Dass sein Freund Jürgen Klopp nun für Red Bull arbeiten wird, verteidigt der Mainzer Sportvorstand dennoch. Heidel räumt mit Träumereien auf.

Für Christian Heidel ist der neue Job von Jürgen Klopp bei Red Bull keine Überraschung. Angesichts der ganzen Diskussionen um das Engagement des österreichischen Konzerns im Fußball ist für den Sportvorstand des FSV Mainz 05 die Entscheidung seines Freundes aber auch eine mutige. Klopp sei sich der Problematik bewusst. „Kloppo ist aber so, wie er ist, und macht auch mal Dinge, bei denen er sich nicht am Mainstream orientiert“, sagte Heidel.

RB gehöre zum Fußball-Geschäft dazu. „Das muss man nicht unbedingt gut finden. Ich bin sicherlich auch einer der Kritiker von RB, aber wir werden die Uhr nicht mehr zurückdrehen. Mir schrieb auch einer, jetzt ist die Fußball-Romantik vorbei. Die ist aber schon lange vorbei“, sagte Heidel.

Klopp wird ab 1. Januar 2025 als „Head of Global Soccer“ bei Red Bull arbeiten. Beim Getränkekonzern unterschrieb der 57-Jährige einen langfristigen Vertrag. Der frühere Mainzer und Dortmunder Bundesliga-Coach wird für das internationale Netzwerk aller Red-Bull-Fußballclubs verantwortlich sein. Zum Klub-Konglomerat gehören die Vereine Leipzig, Salzburg, New York, Bragantino (Brasilien) und Omiya Ardija (Japan). Klopp soll helfen, die Spielphilosophie von RB weiterzuentwickeln sowie seine Expertise und sein Netzwerk im Scouting und bei der Auswahl von Trainern und Talenten einzubringen.

Amt des Bundestrainers weiter Option für Klopp

Für den Schritt seines Nachbarn und Freundes hat Heidel, der früh in Klopps Pläne eingeweiht war, volles Verständnis. Es sei klar gewesen, dass er noch mal was mit Fußball machen wolle, nur nicht am Spielfeldrand. „Nun hat er eine Möglichkeit, wo er beide Dinge verbinden kann. Es geht ihm nur um Fußball, den er nun auch aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen kann. Da kamen viele Dinge zusammen, wo er sagt, das ist für ihn eine perfekte Geschichte“, sagte der 61-Jährige.

Aktuell kann sich Heidel nicht vorstellen, Klopp noch einmal als Trainer zu sehen. Als Coach stünde er wieder permanent in der Öffentlichkeit und unter Druck. Das sei jetzt anders. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er das noch mal macht, ist nicht so groß“, sagte Heidel. Eine Ausnahme sehe er jedoch für das Amt des Bundestrainers: „Er würde niemals nie sagen, derzeit ist das aber überhaupt kein Thema.“

Auch Klopps Trauzeuge, der derzeit vereinslose Profi-Fußballtrainer David Wagner (u.a. Schalke 04) verteidigte das Red-Bull-Engagement seines Freundes. „Ich kann diejenigen verstehen, die sich vielleicht etwas anderes von ihm gewünscht hätten. Aber ich verurteile jeden, der Kloppo für diese Entscheidung kritisiert. Da wird mir schlecht“, sagte er „Sport1“.

Klopp sei dadurch „weder ein schlechterer noch ein besserer Mensch und auch kein schlechterer Trainer. Das, was er erreicht hat, bleibt weiterhin im gleichen Licht“, sagte der 52 Jahre alte Wagner und kritisierte die Kritiker: „Ich finde es verwerflich, wenn Leute Kloppos Werte infrage stellen, nur weil er demnächst für eine herausragende Organisation arbeiten wird.“

dpa/pk