Razzia gegen international aktive Drogenbande

Einsatzleiter Jan Peter Klug steht am Freitag noch ganz unter dem Eindruck der großen Razzia gegen eine international vernetzte und augenscheinlich hochgefährliche Rauschgiftbande aus dem Rheinland. Gemeinsam mit den Polizeibehörden in Belgien, den Niederlanden und Polen ermitteln Beamte des Polizeipräsidiums Bonn seit vielen Monaten gegen die Gruppe, die mindestens 21 Personen umfasst.

Als teils schwerbewaffnete Spezialkräfte am Donnerstagmorgen 33 Wohn- und Gewerbeobjekte durchsuchten – 25 davon in Nordrhein-Westfalen, die restlichen in Polen, Spanien, Belgien und den Niederlanden –, kam es zu zwei erschreckenden Vorfällen. In Maastricht schoss ein mit Haftbefehl gesuchter Deutscher auf einen niederländischen Polizisten. „Der Kollege kam nur deshalb mit leichten Verletzungen davon, weil er eine Schutzweste trug“, sagt Klug. An einem zweiten Ort leistete ein anderer mutmaßlicher Drogenhändler erheblichen Widerstand. „Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagt der Kriminalbeamte. „SEK-Kräfte sind ja ziemlich eindrucksvoll, da verzichten Verdächtige sonst lieber auf Gegenwehr.“ Insgesamt 13 Verdächtige konnten festgenommen werden.

Bei den Bandenmitgliedern wurden scharfe Waffen gefunden

Die überwiegend jungen Banden­mitglieder, bei denen zahlreiche scharfe Handfeuer- und Langwaffen gefunden wurden, sollen in großem Stil Handel mit Rauschmitteln betrieben haben. Allein im Zeitraum von Juli bis August 2023 sollen sie arbeitsteilig 1,3 Tonnen Marihuana, 13 Kilogramm Kokain und 20 Liter Amphetaminöl aus den Niederlanden und Spanien nach Deutschland gebracht und veräußert haben. Für den Transport benutzte die Bande mit ausgeklügelten Schmuggelverstecken versehene Fahrzeuge, die neben einer Vielzahl von Beweismitteln wie Computern und Mobiltelefonen sichergestellt wurden.

Die Datenauswertung werde noch einige Zeit dauern, sagt Staatsanwalt Julius Sterzel von der Zentralstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in NRW (ZeOS NRW). „Bisher konnten wir gleichsam nur kurz durchs Schlüsselloch schauen.“

Die Ermittlungshypothese sei, dass die Bande in der Lage war, ab 2021 wöchentlich mit Cannabis „im zwei- bis dreistelligen Kilogrammbereich“ zu handeln. In jüngerer Zeit baute die Gruppierung dann parallel den Handel mit aus Kolumbien und der Dominikanischen Republik bezogenem Kokain auf. Dabei ließ sie sich auch nicht von einem herben Rückschlag abbringen: Im Herbst 2024 wurde eine von der Gruppe georderte 350-Kilogramm-Lieferung im Marktwert von 26 Millionen Euro bei Zollkontrollen im Hafen von Antwerpen entdeckt.

Gleichwohl waren die Gewinne so enorm, dass die Gruppe auch ein eigenes System zur Geldwäsche hatte. Die Ermittler können bisher nachweisen, dass mindestens 2,5 Millionen Euro über ein Geflecht von Firmen wie Bauunternehmen in Deutschland, Polen oder Dubai mittels fingierter Rechnungen in den ­le­galen Wirtschaftskreislauf eingebracht wurden. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Behörden in Spanien konnten die Ermittler einen Vermögensarrest über eine Villa in Marbella im Wert von 1,5 Millionen Euro erwirken.