Rath around the world: Vietnam: Zwischen atemberaubender Natur und beeindruckendem Luxus

Vietnam ist geprägt von einer vielfältigen Kultur, jahrhundertealten Traditionen und beeindruckenden Landschaften. Doch wie fügt sich die Luxushotellerie in diesen Kontext ein? Unser Autor macht sich auf den Weg, um zwei hochkarätige Hotels in Vietnam zu erkunden.

Vietnam hat mich schon immer fasziniert. Von den malerischen Reisterrassen in Sapa bis hin zu den beeindruckenden Kalksteininseln der Halong-Bucht – das Land bietet eine riesige Vielfalt an Naturwundern. Diese reizvolle Landschaft und die lebendige Kultur, die sich in den historischen Tempeln, den bunten Märkten und der herzlichen Gastfreundschaft der Menschen widerspiegelt, zieht mich immer wieder an.

Zwei besondere Orte stehen dieses Mal auf meiner Reiseroute: das „Zannier Hotels Bãi San Hô“ und das „Four Seasons The Nam Hai“. Beide Resorts versprechen neben luxuriösen Annehmlichkeiten auch tiefe Einblicke in die Essenz Vietnams.

„Zannier Hotels Bãi San Hô“: Das bestgehütete Geheimnis in Vietnam

Das „Zannier Bãi San Hô“ wurde im Jahr 2020 in einer noch relativ unerschlossenen Region Vietnams eröffnet.

Das „Zannier Bãi San Hô“ wurde im Jahr 2020 in einer noch relativ unerschlossenen Region Vietnams eröffnet.

(Foto: Frederik Wissink for Zannier Hotels)

Nach der Landung in Hanoi fällt mir der Kommunistenstern auf den Schulterklappen der Flughafen-Mitarbeiter auf. Es gibt jedoch eine Verbesserung im Vergleich zu vor zehn Jahren: Ich habe nur noch eine halbe Stunde auf die Einreise gewartet anstatt zwei, und ein Visum brauche ich auch nicht mehr. Mir fehlt ein herzliches Willkommen, ein freundliches Lächeln – was schade ist, da der Tourismus ein so wichtiger Bestandteil dieses schönen Landes ist. Die Fluggesellschaft ist hier jedoch ausgenommen: Bei „Vietnam Airlines“ könnte die Sitzqualität zwar verbessert werden, doch die Herzlichkeit des Personals ist definitiv spürbar. Und das Essen an Bord schmeckt mir auch.

Ich fliege weiter nach Phú Quôc und erreiche nach einer kurzen Autofahrt mein erstes Hotel. Mitten in der vietnamesischen Provinz Phu Yen, umgeben von sanften Hügeln, endlosen Reisfeldern und dem Urwald, entdecke ich eine Oase der Ruhe: das Luxus-Hideaway „Zannier Bãi San Hô“. Die abgeschiedene, 98 Hektar große Anlage mit ihrem kilometerlangen, weißen Sandstrand vereint Luxus mit einer tief verwurzelten Verbindung zur Kultur und Natur Vietnams. Der Name „Bãi San Hô“, übersetzt „Bucht der Korallen“, verweist auf die unberührte Küste und das vorgelagerte Korallenriff. Alle Unterkünfte sind harmonisch um diese geschützte Bucht verteilt. Abseits jeglicher Touristenströme finde ich hier einen Ort, an dem das Rauschen des Meeres und die völlige Abgeschiedenheit zur perfekten Kulisse für echte Erholung werden.

Die 300 Quadratmeter große "Grand Bay Pool Villa" ist die luxuriöseste Unterkunft des Hotels und bietet vier Schlafzimmer, mehrere Terrassen und Decks sowie einen privaten Infinity-Pool.

Die 300 Quadratmeter große „Grand Bay Pool Villa“ ist die luxuriöseste Unterkunft des Hotels und bietet vier Schlafzimmer, mehrere Terrassen und Decks sowie einen privaten Infinity-Pool.

(Foto: Frederik Wissink for Zannier Hotels )

Die 73 Villen des Resorts erzählen Geschichten. Inspiriert von den Stilen der Ede- und Cham-Stämme sowie den traditionellen vietnamesischen Stelzenhäusern sind sie mehr als nur luxuriöse Unterkünfte – sie sind ein Spiegel der Kultur und des Handwerks dieser Region. Die Ausstattung lässt, wie man es in dieser Preisklasse erwarten darf, kaum Wünsche übrig. Alle Unterkünfte verfügen über private Terrassen und Meerblick. Mein Zimmer ist ausschließlich aus natürlichen Materialien gefertigt – handgemachte Textilien, regionale Hölzer und Steine, Bananenblätter. Besonders gut gefällt mir die Beleuchtung: Warmes, indirektes Licht zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Hotel und unterstreicht den natürlichen Boheme-Flair.

Das „Zannier Bãi San Hô“ wird vom Schweizer Alain Bachmann geleitet, der auf eine beeindruckende 25-jährige Karriere in der Luxushotellerie in Europa, den USA und Asien zurückblicken kann. Er ist ständig präsent, stets mit einem scharfen Blick fürs Detail. Ein Beispiel: Ich erwähne beiläufig, dass ich in meinem Cappuccino fettarme Milch bevorzuge, und schon am nächsten Morgen wird dieser genauso serviert. Die Kellnerin fragt mich sogar, ob ich weniger Milchschaum wünsche, da sie bemerkt hatte, dass ich ihn am Vortag teilweise entfernt habe. Es sind diese kleinen, aber bedeutsamen Gesten, die meinen Aufenthalt prägen und ihn so besonders machen.

Die indirekte Beleuchtung des Hotels unterstreicht die gemütliche Atmosphäre effektiv.

Die indirekte Beleuchtung des Hotels unterstreicht die gemütliche Atmosphäre effektiv.

(Foto: Carsten C. Rath)

Back to the Roots: Vietnams Kulinarik auf höchstem Niveau

Kulinarisch gesehen bietet das Hotel eine große Auswahl. Gäste können aus insgesamt drei Restaurants wählen, die alle einen anderen Schwerpunkt haben. Mir gefällt besonders das „Bà Hai“: Hohe Decken, eine traditionelle Einrichtung und ein Panoramablick auf die umliegenden Reisfelder erschaffen eine unvergleichliche Atmosphäre, die von den kulinarischen Meisterwerken des einheimischen Kochs abgerundet wird. Die Gerichte sind frisch und voller Aromen – dies ist vietnamesische Küche auf höchstem Niveau. Während ich hier sitze und über die weiten Reisfelder blicke, kann ich mir lebhaft vorstellen, was die ersten Europäer, vor allem die Franzosen, vorfanden, als sie das Land entdeckten. Das internationale Restaurant „Nhà Ở“ ist auch eine Empfehlung wert, allerdings bleibt das vietnamesische „Bà Hai“ eindeutig mein neues Highlight.

Der Name des Restaurants "Bà Hai" bedeutet übersetzt "Oma Hai" - dies spiegelt den authentischen Charakter der vietnamesischen Küche wider, der in jedem Gericht zum Ausdruck kommt.

Der Name des Restaurants „Bà Hai“ bedeutet übersetzt „Oma Hai“ – dies spiegelt den authentischen Charakter der vietnamesischen Küche wider, der in jedem Gericht zum Ausdruck kommt.

(Foto: Frederik Wissink for Zannier Hotels)

Das Hotel bietet alles, was das Luxus-Herz begehrt: einen großzügigen, 427 Quadratmeter großen Spa- und Wellnessbereich, drei Bars, ein Aktivitätszentrum für Wassersport oder Ausflüge und sogar Tennisplätze. Besonders empfehlen kann ich die Lifestyle-Tour, die mir an nur einem halben Tag die Essenz des vietnamesischen Lebens näherbringt.

Das „Zannier Bãi San Hô“ legt die Messlatte für Luxushotellerie in dieser Region sehr hoch. In ein paar Jahren will die Hotelkette „Mandarin Oriental“ in der Nähe eröffnen – dies unterstreicht die Bedeutung dieser Region. Vermutlich dürften noch weitere große Namen folgen.

Raths Reise-Rating:

1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung

Zannier Hotels Bãi San Hô

Resort Name: Zannier Hotels Bãi San Hô
Land: Vietnam
Region: Bãi San Hô, Zentralvietnam
Beste Reisezeit: Februar, März, April, September, Oktober, November, Dezember. Vermeiden: Sommermonate (zu heiß).
Zielflughafen: Phú Quôc International Airport (PQC)
Transfermittel: Taxi, Privattransfer oder Shuttle-Bus
Transferzeit: 10 – 15 Minuten
Zimmerpreis pro Nacht: 487 Euro („Terrace Villa“) – 4635 Euro („Grand Bay Pool Villa 4-Bedroom“)
Besondere Empfehlung: DerPo Klong Garai Tempel“ ist etwa 25 Kilometer vom Hotel entfernt. Er ist eine der bedeutendsten hinduistischen Tempelanlagen der Cham-Kultur in Vietnam und ist berühmt für seine beeindruckende Architektur und die historischen Statuen.

„Four Seasons The Nam Hay“: Entspannung an Vietnams Traumküste

Das "Four Seasons The Nam Hay" wurde nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 2016 wiedereröffnet.

Das „Four Seasons The Nam Hay“ wurde nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 2016 wiedereröffnet.

(Foto: Four Seasons)

Die Villen des „Four Seasons The Nam Hai“ liegen an der unberührten Küste von Ha My Beach, einem der schönsten Strände Vietnams. Mit einer Fläche von 35 Hektar ist das Resort etwas kompakter als das „Zannier Bãi San Hô“. Der Luxusstandard ist jedoch ähnlich – „Four Seasons“ zählt schließlich zu den renommiertesten Hotelketten der Welt und ist bekannt für außergewöhnliche Qualität und erstklassigen Service.

Was die Lage dieses Fünf-Sterne-Strandresorts besonders macht, ist die Nähe zu gleich drei UNESCO-Weltkulturerbestätten. Nur eine kurze Fahrt entfernt finde ich die Altstadt von Hội An mit ihren charmanten Gassen, bunten Lampen und historischen Handelshäusern.

Ebenfalls gut erreichbar sind die kaiserliche Stadt Huế, einst das politische und kulturelle Zentrum Vietnams, und der beeindruckende Tempelkomplex Mỹ Sơn, ein mystisches Überbleibsel der alten Cham-Zivilisation.

Im Vergleich zum „Zannier“ unterscheidet sich das Design des „Four Seasons“ deutlich: Hier dominiert eine moderne, minimalistische Ästhetik, wie ich sie von den GHM-Hotels kenne, eine exklusive Sammlung von Hotels und Resorts weltweit. Dennoch sind vietnamesische Elemente subtil erkennbar – sei es in traditionellen Mustern oder Lampion-Dekorationen.

Alle Villen des "Four Seasons The Nam Hay" sind nach Feng-Shui-Prinzipien eingerichtet, um das Wohlbefinden zu steigern.

Alle Villen des „Four Seasons The Nam Hay“ sind nach Feng-Shui-Prinzipien eingerichtet, um das Wohlbefinden zu steigern.

(Foto: Four Seasons)

Neben der idealen Lage bietet das Resort eine beeindruckende Vielfalt an Annehmlichkeiten und Aktivitäten, darunter der preisgekrönte Spa-Bereich sowie zahlreiche Optionen für sportlich Aktive wie Tennis, Yoga und Wassersport. Für die kleinen Gäste gibt es sogar einen Kinderclub, und wer sich an der vietnamesischen Küche versuchen möchte, kann in der hoteleigenen Kochschule traditionelle Gerichte lernen.

Geheimtipp für Wellnessfans: Ein Spa der Extraklasse

Im Luxus-Hotelbereich gibt es zahlreiche Marken, die ihre Identität über herausragende Spa-Angebote definieren – „Six Senses“, „Mandarin Oriental“ oder „Aman“ zum Beispiel. Eine Hotelkette, von der man jedoch viel zu selten von ihren innovativen Spa-Konzepten hört, ist „Four Seasons“. Und das ist wirklich schade, denn für mich gehört „Four Seasons“ in dieser Disziplin zu den besten, wenn nicht sogar zu den allerbesten der Welt.

Schon auf den Malediven war ich von den Wellnessangeboten der Hotelkette begeistert und auch hier in Vietnam hat mich der Spa wieder vollkommen überzeugt. Er bietet eine harmonische Mischung aus traditionellen vietnamesischen Heilmethoden und modernen Wellnessbehandlungen. Ganzheitlich durchdacht umfasst das Angebot etwa die Massagen „Five Elements Bodywork“ oder „Earth Energies“, die den Körper in Einklang mit den fünf Elementen oder den natürlichen Erdenergien bringen. Weitere Angebote wie private Vinyasa Yoga-Stunden oder Tai-Chi sorgen zusätzlich für körperliche und geistige Ausgeglichenheit. Unterstützt von Ayurveda-Experten aus aller Welt, erreichen die Behandlungen hier ein Weltklasse-Niveau.

Die Spa-Räume liegen direkt am Wasser und bieten eine fantastische Aussicht auf die unberührte Natur Vietnams.

Die Spa-Räume liegen direkt am Wasser und bieten eine fantastische Aussicht auf die unberührte Natur Vietnams.

(Foto: Four Seasons)

„Nayuu“: Japanische Küche mit Showcharakter

In einem Luxus-Resort wie dem „Four Seasons“ darf man eine exzellente Kulinarik erwarten, und ich werde definitiv nicht enttäuscht. Das Restaurant „Nayuu“, geführt von Alex Moranda, ist einfach erstklassig. Der Spanier, der fünf Jahre in Japan lebte, vereint in seinem Restaurant – dessen Name übersetzt „Sechs Sinne“ bedeutet – Talent und harte Arbeit. An zwei exklusiven Sitzungen pro Abend für jeweils maximal zehn Personen bietet er sein sogenanntes Omakase-Menü auf Drei-Sterne-Michelin-Niveau an. Zusammen mit Arthur Weiss gestaltet Alex die Präsentation, die mit den besten Restaurants Tokios oder Osakas mithalten kann. „Nayuu“ ist das einzige Restaurant außerhalb Japans, das in dieser Liga spielt. Sogar Tennisprofi Roger Federer soll hier Gast sein, der sich in der Welt auskennt.

Von Entspannung über Gastronomie bis hin zum Service – im „Four Seasons“ erlebe ich einen rundum gelungenen Aufenthalt. Ein kleiner Dämpfer bleibt jedoch: Die angebotenen Fahrräder sind alt, quietschen und die Bremsen funktionieren nur eingeschränkt. Es überrascht mich, dass an dieser Stelle gespart wurde.

Im "Nayuu" verarbeitet das Personal frische regionale Zutaten - der Fisch wird allerdings aus Tokio importiert, da das vietnamesische Meer nicht die Qualität für Sushi- und Sashimi-Genuss bietet.

Im „Nayuu“ verarbeitet das Personal frische regionale Zutaten – der Fisch wird allerdings aus Tokio importiert, da das vietnamesische Meer nicht die Qualität für Sushi- und Sashimi-Genuss bietet.

(Foto: Four Seasons)

Vietnam ist ein faszinierendes Land voller Kontraste – von atemberaubender Natur und beeindruckender Luxushotellerie bis hin zu einer tief verwurzelten Kultur. Doch es gibt einen kleinen Wermutstropfen: Wie in vielen asiatischen Ländern steht die Müllentsorgung vor großen Herausforderungen – Plastik ist allgegenwärtig. Das ökologische Bewusstsein entwickelt sich noch, da wirtschaftliches Wachstum derzeit Priorität hat. Vom umsichtigen General Manager Marcel Oostenbrink kann man aber erwarten, dass er dieses Problem in den Griff bekommt – er ist wirklich ein toller Gastgeber.

Trotz dieser Problematik bietet Vietnam ein authentisches Erlebnis, besonders für Reisende, die das ursprüngliche Asien entdecken möchten. Abseits der großen Touristenströme beeindruckt die Lebensweise der Vietnamesen, die oft vielseitige Einkommensquellen wie Fischerei oder Reisfelder kombinieren. Für alle, die es lebhafter mögen, ist Saigon ein Muss – eine pulsierende Stadt, die mit ihrem Flair an das Paris der 1920er Jahre erinnert.

Raths Reise-Rating:

1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung

Four Seasons Resort The Nam Hai

Resort Name: Four Seasons Resort The Nam Hai
Land: Vietnam
Region: Hoi An, Zentralvietnam
Beste Reisezeit: Februar, März, April, September, Oktober, November, Dezember. Vermeiden: Sommermonate (zu heiß).
Zielflughafen: Da Nang International Airport (DAD)
Transfermittel: Taxi, Privattransfer oder Shuttle-Bus
Transferzeit: 45 Minuten Fahrt
Zimmerpreis pro Nacht: 827 Euro („One-Bedroom Ocean-View Villa“) – 4297 Euro („Three-Bedroom Beachfront Pool Villa“). Five-Bedroom Beachfront Pool Villa: Preis auf Anfrage
Besondere Empfehlung: „My Son“ ist eine UNESCO-Weltkulturerbestätte mit beeindruckender Cham-Architektur und tiefen kulturellen Wurzeln und ist etwa 40 km vom „Four Seasons Resort The Nam Hai“ entfernt.

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber der Reiseplattform www.travelgrand.ch ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv.de schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.

Rath ist Ideengeber des Rankings www.die-101-besten.com und zudem Autor des Buches „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, das zukünftig gemeinsam mit „Capital“ verlegt wird.