Jaipur, Udaipur, Jodhpur: die pinke, die weiße und die blaue Stadt. Unser Autor besucht drei faszinierende Orte im indischen Rajasthan, dem „Land der Könige“. Er wohnt in zu Luxus-Hotels umfunktionierten Palästen, die majestätisch und märchenhaft sind.
Diesmal heißt es, auf nach Rajasthan/Indien. Erste Etappe meiner Reise: Jaipur. Sie ist die Hauptstadt Rajasthans, des größten Bundesstaates Indiens, der im Westen an Pakistan grenzt und zu großen Teilen aus Wüste besteht. Bis zur Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 setzte sich der Bundesstaat aus vielen kleinen Fürstenstaaten zusammen, jeder mit seinem eigenen Maharadscha – daher der Name Rajasthan, der so viel bedeutet wie „Land der Könige.“ Als dann die Fürstenstaaten zerfielen, verloren die Maharadschas (deutsch: große Könige) ihre Titel, ihren politischen Einfluss – und ihre Paläste. Viele wurden zu Luxushotels umfunktioniert – und in genau diesen werde ich wohnen.
Jaipur ist bekannt als „pink city“. Als 1876 Kronprinz Albert Eduard, Prince of Wales, zu Besuch kam, ließ der örtliche Maharadscha die ganze Stadt rosarot färben – in der traditionellen Farbe der Gastlichkeit. Diese trägt die Stadt bis heute mit viel Stolz.
Ich wohne aber nicht in der wuseligen Altstadt, wo sich Palast an Tempel reiht, sondern etwas außerhalb im „Rambagh Palace“. Er war 200 Jahre lang die Residenz des Maharadscha von Jaipur. Nach Indiens Unabhängigkeit übernahm die Hotelgruppe „Taj“ das Gebäude und wandelte es in ein Fünf-Sterne-Hotel der Extraklasse um.
Eine Nacht im „Rambagh Palace“ reicht, um zu wissen: 1001 Nacht, es gibt sie wirklich – in Indien! Nach einem angenehmen Flug mit „Singapur Airlines“ werden wir am Flughafen von Jaipur abgeholt. Ein edler Oldtimer fährt uns zum Hotel, die letzte Strecke werden wir begleitet von sechs Reitern zu Pferd, die die Fahnen des ehemaligen Fürstenstaates schwenken. Ein Anachronismus von vielen im „Rambagh Palace“.
In der Zeit der Maharadschas, erzählt mir Hoteldirektor Ashok S. Rathore, gehörte es zur Routine der Palastköche, täglich neue Rezepte zu entwickeln. Das Ziel: eine stets einzigartige Auswahl von 56 verschiedenen Gerichten, die auf einem traditionellen Thali – einer Art Verkostungsplatte – serviert wurden. Die Küche des „Suvarna Mahal“, eines der Hotelrestaurants, hat sich mittlerweile modernisiert und bietet ein Drei-Gänge-Menü an. Allein die Vorspeise umfasst jedoch sieben kunstvoll zubereitete Häppchen, die einen kleinen Einblick in die kulinarische Vielfalt Indiens geben.
Im „Suvarna Mahal“ fühlt man sich in eine vergangene Epoche versetzt. Der prunkvolle Speisesaal war früher noch ganz vergoldet, heute ist nur noch das Besteck mit 22-karätigem Gold überzogen. In diesem einzigartigen Ambiente serviert das Restaurant die vier „königlichen“ Küchen Indiens: Punjabi, Rajasthani, Awadhi und Hyderabadi.
Das unbeschreibliche Essen, der prächtige Saal, die aufmerksame Bedienung durch die exzellente Kellnerin Nayanika – all das trägt dazu bei, dass auch ich mich für einen Abend wie ein König fühle.
Abends spaziere ich durch den großzügig angelegten Mogul-Garten. Während ich über dem „Taj Mahal Hotel“ in Delhi noch dutzende Adler ihre Kreise ziehen sah, laufen mir hier die schönsten Pfauen über den Weg. Fügt man dann noch den märchenhaften Palast im Hintergrund und vielleicht noch einen Vollmond am Abendhimmel hinzu, hat man das Gefühl, in einer der berühmten Miniaturmalereien gelandet zu sein, die in Rajasthan eine lange Tradition haben und genau solche Szenerien abbilden.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Name: Rambagh Palace
Land: Indien
Region: Rajasthan
Beste Reisezeit: Winter (Oktober – Februar)
Zielflughafen: Jaipur (JAI)
Transfermittel: Hoteltransfer
Transferzeit: circa 20 Minuten vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: ab 600 Euro pro Person
Besondere Empfehlung: Ein Besuch des berühmten „Palasts der Winde“ in der Altstadt von Jaipur sowie des „Amber Forts“, das etwas außerhalb liegt.
„Taj Lake Palace“, Udaipur: Elegant wie eine Lotosblume
Nach Jaipur mein nächster Stopp auf meiner Reise durch das „Land der Könige“: Udaipur, auch die weiße Stadt oder die Stadt der Seen genannt. Tatsächlich ist Udaipur eine Art Venedig des Ostens. Die Stadt liegt inmitten dreier Seen, die vor Jahrhunderten künstlich angelegt wurden.
Das „Taj Lake Palace“ befindet sich auf einem Inselchen inmitten des „Pichola“-Sees, direkt im Zentrum der Altstadt. Per Boot gelangt man vom Ufer zum Hotel, auch hier gibt es einen prächtigen Empfang samt Erfrischungsgetränken, Blumengirlanden und Rosenblüten, die wie vom Himmel auf mein Haupt fallen und einen wunderschönen Kontrast zum edlen Weiß des Marmors bilden. Auch Generaldirektor Mohanchandran Kottarapurath lässt es sich nicht nehmen, seine Gäste persönlich zu begrüßen.
Was heute eines der berühmtesten Hotels Indiens ist, wurde vor rund 300 Jahren vom Maharana Jagat Singh II als Sommerresidenz erbaut. Wie eine Lotosblume schwimmt der weiße Palast im See.
Prominente wie Mick Jagger und Beyonce zählen zu den vielen Gästen, die das „Taj Lake Palace“ bereits beherbergt hat. Übrigens wurde hier auch der James-Bond-Film „Octopussy“ gedreht.
Der Palast auf dem See ist klassisch „Taj“: überall viel Handarbeit auf höchstem Niveau, viel Liebe zum Detail, eine herausragende Küche. Und eine Gastfreundschaft, wie man sie vielleicht nur in Indien, nur bei „Taj“ findet.
Das Hotel auf seinem kleinen Inselchen ist so paradiesisch, dass ich es nur ungern verlasse. Dabei hat Udaipur eine Menge zu bieten, zum Beispiel den prachtvollen „City Palace“ und zahlreiche Tempel (ebenfalls im charakteristischen weißen Marmor). All dies ist eingebettet in eine landschaftliche Schönheit, die sogar für Indien einzigartige ist: Udaipur liegt inmitten des Aravalli-Gebirges, dessen sanfte Hügel sich wunderschön von den Seen der Stadt abheben.
Die „Taj“-Gruppe ist für mich eine der noch am meisten unterschätzten Hotelketten weltweit. An diesem Aufstieg hat CEO Puneet Chhatwal großen Anteil. Er hat aus der ohnehin schon sehr guten Kette „Indian Hotels Company Limited“, mit ihrer herausragenden Marke „Taj“-Hotels, einen Weltmarktführer geformt. Noch sind die „Taj“-Hotels vor allem in Asien auf Augenhöhe mit „Mandarin Oriental“, „The Peninsula“, „Four Seasons“ und Co. Aber bald werden sie dies auch im Mittleren Osten, in Europa und Amerika sein. Die Erfolgsgeschichte von „Taj“ beweist, dass Qualität und Kundenzufriedenheit eben doch das Wichtigste sind.
Die Hotelkette blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1903 wurde sie in Mumbai gegründet. Zu Zeiten der britischen Kolonialherrschaft hatte der Großindustrielle J. N. Tata ein prägendes Erlebnis: In einem Hotel, das er besuchen wollte, fand er ein Schild mit den Worten „Keine Hunde, keine Inder erlaubt.“ Als Antwort darauf gründete er also die „Taj“-Hotels. Bis heute ist die Tata Group der größte Mischkonzern Indiens – und die Hotels sind ein Symbol außergewöhnlicher Gastfreundschaft.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Name: Rambagh Palace
Land: Indien
Region: Rajasthan
Beste Reisezeit: Winter (Oktober – Februar)
Zielflughafen: Udaipur (UDR)
Transfermittel: Hoteltransfer
Transferzeit: circa 30 Minuten vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: ab 500 Euro pro Person
Besondere Empfehlung: Eine Tour mit dem Massage-Boot des Hotels: Sightseeing und Entspannung in einem.
„Umaid Bhawan Palace“, Jodhpur: Das Wüstenjuwel
Von der eleganten, marmorweißen Stadt der Seen geht es nun in eine völlig andere Welt: Jodhpur liegt am Rande der Thar-Wüste, die so groß ist wie das Vereinigte Königreich. Sie erstreckt sich von Jodhpur bis an die pakistanische Grenze und weiter. Nach Jodhpur kommt nur noch die Wüstenstadt Jaisalmer – ansonsten Sanddünen und Dornensträucher, so weit das Auge reicht.
Jodhpur ist bekannt als die blaue Stadt: Die charakteristische Farbe, einst nur Brahmanenhäusern vorbehalten, schützt heute angeblich auch vor Hitze und Moskitos. Über der eng bebauten Altstadt thront die uneinnehmbare Mehrangarh-Festung, eines der imposantesten Gebäude, die ich kenne.
Genauso beeindruckend, wenn auch weniger martialisch, ist der „Umaid Bhawan Palace“. Der Palast liegt etwas abseits vom Trubel Jodhpurs. Er wurde 1934 fertiggestellt. Nach Indiens Unabhängigkeit wurde er vom Maharadscha Jodhpurs an die „Taj“-Gruppe übergeben.
Im „Umaid Bhawan Palace“ darf ich eine der Supersuiten dieser Welt erleben: die „Mehfil“-Suite (Mehfil ist eine Veranstaltungsform der klassischen indischen Musik, bei der auch getanzt und Poesie rezitiert wird).
Die Suite bietet auf 300 Quadratmetern Luxus pur: Säulen aus rosa Marmor, ein Dampfbad, ein Kaminofen, Kunst an den Wänden und Rosenblüten auf dem ebenfalls marmornen Boden. Und dabei klassisch indisch, mit feinsten Handarbeiten und Gegenständen, die genauso gut in einem Museum aufgehoben wären. Verständlich, dass sich hier schon Bill Gates, Madonna, Sting und der Prinz von Monaco wohlgefühlt haben, um nur einige zu nennen.
Bekannt ist das Hotel auch für die Hochzeiten, die hier gefeiert wurden. Liz Hurley und der indische Geschäftsmann Arun Nayar gaben sich 2007 in einem – natürlich ebenfalls aus Marmor erbauten – Hochzeitspavillon das Ja-Wort, im Hintergrund der spektakulär beleuchtete Palast.
Im „Umaid Bhawan Palace“ treffe ich auch den meiner Meinung nach besten Butler der Welt: Swaroop. Schon sein Großvater arbeitete für den damaligen Maharadscha von Jodhpur, weshalb Swaroop natürlich emotional mit dem Haus verbunden ist. Er führt mich durch den Palast und an jeder Ecke, zu jeder Statue und jedem Stein hat er eine Anekdote zu erzählen. Er zeigt mir den Stammbaum der Familie, der bis ins Jahr 1212 zurückreicht. In einem mit edlem Holz getäfelten Saal hängen die Porträts der vergangenen Maharadschas, mit ihren stolzen Schnurrbärten und blinkenden Säbeln.
Wie in allen „Taj“-Hotels weltweit gibt es auch hier eine Sauna, Jacuzzi, Fitnessstudio, Tennisplatz, Billardsaal, mehrere Restaurants und Bars – und einen grandiosen Service durch die stets herzlichen Mitarbeiter, angeführt von Manu Sharma, dem Generaldirektor des Hotels. Auf die 70 Zimmer kommen 270 Angestellte – plus 120 weitere für die Maharadscha-Familie, die noch heute in einem Flügel des Palastes wohnt.
Während meiner Reise durch das „Land der Könige“ habe ich eine neue Seite Indiens kennengelernt. Ich habe Wüsten- und Seenlandschaften erlebt, überall leckeres Essen genossen – und für einige Tage so gewohnt wie ein echter Maharadscha!
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Name: Umaid Bhawan Palace
Land: Indien
Region: Rajasthan
Beste Reisezeit: Winter (Oktober – Februar)
Zielflughafen: Jodhpur (JDH)
Transfermittel: Hoteltransfer
Transferzeit: circa 10 Minuten vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: ab 370 Euro pro Person
Besondere Empfehlung: Ein Rundgang durch die Mehrangarh-Festung, die über der Stadt thront. Das Hotelpersonal vermittelt Führungen.
Die Wertschätzung, die ich vor allem nach dieser Reise für „Taj“ habe, ist enorm. Und das gilt nicht nur für die umfunktionierten Paläste der Maharadschas – jedes „Taj“-Hotel weltweit, ob in Dubai oder Südafrika, punktet mit einem Service, der genauso königlich ist wie die schönsten Paläste Rajasthans. Übrigens: Anfang 2025 eröffnet im ehemaligen „Hessischen Hof“ in Frankfurt das erste „Taj“-Hotel Kontinentaleuropas. Ich bin gespannt!
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber des relevantesten Hotel-Rankings im deutschsprachigen Raum die-101-besten.com ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für NTV schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.