Italiener wissen, wie sie sich das Leben versüßen können. Unser Autor reist von der Lombardei in die Toskana, dabei besucht er neben der „Villa d’Este“ am Comer See auch die „Villa la Massa“ in Florenz. Hier erlebt er einmalige Kulinarik und einen exzellenten Service, aber auch die eine oder andere kleine Überraschung.
In der „Villa d’Este“ am Comer See, ganz nah an der Schweizer Grenze, erwartet mich als Unterkunft eine schöne Suite. Die Historie des Hauses, präsent vor allem in mit viel Bedacht gestalteten Räumen, begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Die herausragende Lage in der italienischen Landschaft und der klassische Service schaffen eine entspannte Atmosphäre. Hier komme ich zur Ruhe und kann den Tag genießen.
Neue Akzente im klassischen historischen Stil am Comer See
Die „Villa d’Este“ lässt sich bis zu einem Kardinal zurückverfolgen, für den sie ursprünglich als Sommerresidenz gebaut wurde. Das merke ich unter anderem an der Architektur, die eine weitläufige, durchdacht angelegte Gartenanlage mit farbenfrohen Blumenbeeten und einen eigenen Joggingweg beinhaltet. Auch die Laufwege sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Der Floating Pool des Hotels ist außerdem direkt in den Comer See gebaut. Vom Balkon meines Zimmers bietet sich mir ein endloser Blick auf das Wasser.
Das Haus ist wegen seiner ausgezeichneten Lage, seines exzellenten Services und seiner historischen Räume vollkommen zu Recht seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt berühmt. Deshalb übernachten hier VIPs wie Carla Bruni, Lady Gaga oder Anya Taylor-Joy, bekannt aus der Netflix-Serie „The Queen’s Gambit“. George Clooney, Will Smith und Brad Pitt kennen die Schönheit der Anlage auch schon von eigenen Aufenthalten in der Lombardei. Clooney kommt überdies gern zum Dinner in den Grill.
Seit dem Weggang von Danilo Zucchetti, Managing Director der „Villa d’Este“ bei meinen vorherigen Besuchen, gibt es offenbar ein neues Konzept bezüglich der Raumgestaltung. Mir fallen sofort die riesigen Blumenarrangements auf – die sind neu. Die Dekoration passen die Mitarbeiter nun an die jeweilige Jahreszeit an, sodass sich Gäste über wechselnde herbstliche, winterliche, sommerliche und frühlingshafte Akzente freuen können. Der grundlegende historische Stil des Hauses ist dabei nach wie vor das Markenzeichen des Hotels.
Zur puren Historie im Haus gesellt sich manchmal eine Prise italienischer Arroganz bei dem einen oder anderen Mitarbeiter hinzu. Wahrscheinlich liegt das daran, dass der Stolz auf ihr Heimatland in die falsche Richtung kippt.
Erinnerungswürdiger, typisch italienischer Service
Der Service, insbesondere bei den Mahlzeiten außerhalb des Frühstücks, ist allerdings frei von jeglicher Arroganz. Die Orte für das Abendessen wechseln während meiner Zeit in der „Villa d’Este“. Einmal speise ich im Grill-Restaurant, dann wieder im Veranda-Restaurant. Jedes Mal sind die Restaurants brechend voll.
Die Servicemitarbeiter arbeiten hoch konzentriert und bleiben dabei immer zuvorkommend. Der Chef de Rang des Grill-Restaurants, Andrea Lodigiani, behält souverän die Übersicht. Er ist immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird, und empfiehlt die richtigen Gerichte in der richtigen Reihenfolge. Die Specials, die er verkauft, bringt er höchstpersönlich an den Tisch. Dabei bleibt die Atmosphäre immer angenehm.
Mein persönliches Highlight im Service ist allerdings Vincenzo Cello, der Oberkellner im Restaurant „Platano“ am Bootssteg. Selbst bei einem regen Kommen und Gehen hat er den Überblick und kümmert sich um die einzelnen Gäste. Seine Liebenswürdigkeit und Herzlichkeit treten besonders deutlich hervor, wenn er jeden Besucher mit Namen anspricht.
Resort Name: Villa d’Este
Land: Italien
Region: Lombardei (Comer See)
Beste Reisezeit: Mai bis September
Zielflughafen: Milan Bergamo (BGY)
Transfermittel: Limousine
Transferzeit: 1,5 Stunden vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: 1200 bis 12.000 Euro
Besondere Empfehlung: Grill Restaurant in der Villa d’Este, Mosaikhaus auf dem Gelände des Hotels, Wine Dinner mit ikonischen Weinen und Gourmetküche
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Villa la Massa: Eine Supersuite an den Ufern des toskanischen Arno
In der „Villa la Massa“, nur 15 Minuten außerhalb von Florenz in der Toskana gelegen, werde ich ebenso herzlich willkommen geheißen wie in der „Villa d’Este“. Die bis ins Detail abgestimmte historische Kulisse und die Natur an den Ufern des Arno nehmen mich mit auf eine faszinierende Zeitreise in die Welt der Medici. Das „Leading Hotel of the World“ sieht regelmäßig berühmte Gäste – sowohl Madonna als früher auch David Bowie.
Meine 250 Quadratmeter große Supersuite, genau wie das gesamte Gelände der „Villa la Massa“, geht auf die Familie der Medici zurück. Ich spüre die Zeugen vergangener Zeit an jeder Ecke des Hotels, das seit dem 13. Jahrhundert besteht, ursprünglich als Sommerresidenz der Medici.
Zu meiner Suite gehört eine Terrasse mit einem kleinen Garten. Das Wasser des Arno fließt nur wenige Meter unterhalb des Gebäudes entlang – ein phänomenaler Ausblick und eine beeindruckende Geräuschkulisse. Allein der Blick auf die Landschaft, die man mit ihren sanften Hügeln so nur in Italien oder gar der Toskana genießen kann, ist Weltklasse. Die alten Herrenhäuser schaffen ein historisches Ambiente, das seinesgleichen sucht.
Persönlicher und herzlicher Service unweit von Florenz
Der Roséwein „Alìe Ammiraglia Frescobaldi“, den ich im „Il Verrocchio“ serviert bekomme, besticht durch sein großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Selbstverständlich bietet sich mir auch hier ein fabelhafter Blick auf die Idylle links und rechts des Arno.
Damit konkurriert das gebrandete Porzellan, das aussieht wie aus der Ritterzeit. Es passt genau zum Konzept des Restaurants. Ich bin aber überrascht, dass es von „Bernardaud“ stammt: von einem der feinsten Porzellanhersteller der Welt, aber eben kein Italiener.
In manchen dieser edlen Hotels, die auf alte Herrenhäuser zurückzuführen sind, überlassen die Oberkellner anderen die Arbeit. Die „Villa la Massa“ hebt sich diesbezüglich positiv Masse ab. Der Oberkellner ist mittendrin im Geschehen, leitet seine Leute professionell an und leistet selbst einen hervorragenden Job. Er begrüßt außerdem jeden Gast mit Namen. Das Hotel ist damit ein Beispiel, wie sich Herzlichkeit von der Führungsebene nach unten durchsetzen kann.
Sowohl die „Villa la Massa“ als auch die „Villa d’Este“ stehen für Genuss und Entspannung in gehobener, historischer Atmosphäre. Dabei versprechen an beiden Standorten diverse hoteleigene Restaurants ein kulinarisches Erlebnis, das im Zeichen des italienischen „Dolce Vita“ steht.
Die Qualität der nationalen und internationalen Gerichte und Weine wird durch die Professionalität und Herzlichkeit des Servicepersonals in der Lombardei und der Toskana auf ein neues Level gehoben. Es passiert glücklicherweise nur selten, dass der typische Stolz der Italiener ein wenig in Arroganz umzuschlagen droht. Alles in allem haben beide Hotels zu Recht einen ausgezeichneten Ruf.
Resort Name: Villa la Massa
Land: Italien
Region: Toskana (Florenz)
Beste Reisezeit: März bis Mai, September bis November
Zielflughafen: Aeroporto di Firenze-Peretola „Amerigo Vespucci“ (FLR)
Transfermittel: Limousine
Transferzeit: 0,5 Stunden vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: 390 bis 2600 Euro pro Nacht und Zimmer
Besondere Empfehlung: der Roséwein „Alìe Ammiraglia Frescobaldi“, ein Ausflug in das historische Florenz
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber der Reiseplattform www.travelgrand.ch ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für ntv.de schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Rath ist Ideengeber des Rankings www.die-101-besten.com und zudem Autor des Buches „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, das zukünftig gemeinsam mit „Capital“ verlegt wird.