Das Gespräch hatte Sangiulianos ehemalige Geliebte Boccia aufgezeichnet und offenbar mehreren Journalisten zugespielt. Sangiuliano, der vor seiner Berufung ins Kabinett als Autor und Journalist tätig war, musste Anfang September zurückgetreten, weil er den Verdacht nicht hatte ausräumen können, seiner damaligen Geliebten öffentliche Aufträge in Aussicht gestellt zu haben.
Sangiuliano hat die Influencerin, von der er sich vor Monaten getrennt hat, derweil wegen des Vorwurfs angezeigt, diese habe ihm nach einem Streit eine Verletzung am Kopf zugefügt. Sangiulianos Ehefrau Federica Corsini ist ebenfalls Journalistin, noch dazu für den Sender RAI. Politiker der Mitte-rechts-Koalition in Rom sowie führende Vertreter von Journalistenverbänden verurteilten die Ausstrahlung des privaten Telefonats scharf. Statt dem berechtigten Interesse der Öffentlichkeit an relevanten Informationen über Amtsträger sei damit allenfalls der Sensationsgier ein fragwürdiger Dienst erwiesen worden, hieß es.
Die Redaktion von „Report“ hat den Mitschnitt inzwischen von ihrer Website gelöscht. Aldo Grasso, Doyen der Fernsehkritik in Italien, sagte: „Das ist kein Journalismus, das ist Müll.“ Auch aus der Führung der RAI gab es Kritik am verantwortlichen Redakteur von „Report“, Sigfrido Ranucci, und an dem für die Sendung zuständigen Fernsehdirektor. Der öffentlich-rechtlichen Senderfamilie sei ein „großer Imageschaden“ zugefügt worden.