
Heiligenstock, Steinmächer, Honigberg, Deutelsberg – Weinkenner wissen, worum es hier geht. In diesen von der Sonne verwöhnten Großlagen gedeihen die Rieslingtrauben, denen der Rheingauer Wein seinen weltweiten Ruhm verdankt. Ebenso bekannt wie diese Lagen sind die Weinbauorte und Klöster, die sich, umgeben von Rebenhängen, auf einen schmalen Streifen zwischen Rhein und Taunushöhen schmiegen.
Wieder einmal führt eine in dieser Serie präsentierte Fahrradtour zum Sehnsuchtsort von Dichtern, Romantikern, Weinliebhabern, Gourmets und Musikbegeisterten – in den schönen Rheingau. Wenn die Arbeit im Wingert fast getan ist und die zwischen Gelb- und Rottönen changierenden Weinblätter den Herbst begrüßen, wird eine Radrunde durch die Weinbauregion zu einem besonderen Vergnügen.
Es geht aber auch ordentlich nach oben, denn man strampelt bei dieser 37 Kilometer langen Tour vom Rhein bis hinauf nach Hausen vor der Höhe, wo es die 500-Meter-Marke zu knacken gilt. Dann sollte man auf eine steile Abfahrt ins Rheintal vorbereitet sein, die von einem besonderen Abstecher unterbrochen wird: einem Stopp im weltberühmten Kloster Eberbach. Wer kein E-Bike hat, braucht gute Kondition. Weil man ausschließlich auf Straßen und asphaltierten Fahrradwegen unterwegs ist, ist die Tour auch für schmale Reifen geeignet.
Wegbeschreibung
Gestartet wird am Bahnhof in Eltville. Wer mit dem Auto anreist, kann auf dem großen Parkplatz am Rheinufer (Josef-Hölzer-Straße) unentgeltlich parken und in Richtung Bahnhof radeln. In beiden Fällen orientiert man sich an den Fahrradwegweisern, die nach Norden zeigen und über die Schwalbacher Straße nach Martinsthal führen. Es geht zunächst leicht, aber stetig bergauf durchs enge und tief eingeschnittene Walluftal. Man passiert den Weinbauort Martinsthal, den kleinsten Stadtteil Eltvilles, über die Hauptstraße. Auf dem Marktplatz kommt man am Brunnen mit dem bronzenen Stehkragenwinzer vorbei, eine Hommage an die stolzen Martinsthaler Weinbauern. Vom selben Künstler stammt die Wildschweingruppe am Ortsausgang – eine Würdigung einer der bekanntesten Rheingauer Einzellagen, der Martinsthaler Wildsau.
Hinter Martinsthal folgen schöne Serpentinen. Es geht nun mit bis zu zwölf Prozent Steigung nach Rauenthal, dem auf 255 Metern höchstgelegenen Winzerort im Rheingau. Schon von Weitem grüßt der hohe Wehrturm der katholischen Kirche St. Antonius. Zum Einkehren in einer der Gutsschenken ist es leider noch zu früh, und so geht es wieder hinunter ins Tal, wo zunächst parallel zur B 260, dann links weiter auf der Rheingauer Straße nach Schlangenbad geradelt wird.
Im Reich der Thermalquellen lässt man den Weinbau hinter sich. Schlangenbad gilt als das älteste anerkannte Heilbad Hessens. Ein kleiner Abstecher zur imposanten evangelischen Christuskirche, die sich oberhalb der Straße an den Hang schmiegt, und dem Aussichtspunkt hoch über dem Kurpark lohnt sich.
Entlang des Radwegs an der Rheingauer Straße geht es weiter durchs Tal, die Radler unterqueren die B 260 und wechseln damit die Straßenseite. Links liegt das Wambacher Mühlenmuseum mit benachbartem Restaurant. Wer hier eine Pause einlegen möchte, darf die B260 nicht unterqueren und muss vorher links zum Museum abbiegen.
Auf dem Radweg parallel zur Bundesstraße geht es weiter geradeaus bis nach Wambach, wo links in Richtung Bärstadt abgebogen wird. Der sehr gut ausgebaute Radweg entlang der Straße führt stetig bergauf, vorbei an Wiesen und Feldern. Mit abermals bis zu zwölf Prozent Steigung geht es nach Bärstadt und mit fantastischem Weitblick weiter nach Hausen vor der Höhe, wo man den höchsten Punkt der Tour erreicht.
Dann geht es die steile L 3035 hinunter. Wer die rasende Abfahrt unterbrechen möchte, sollte nicht den Abzweig zum neuen Hotel Wald. Weit verpassen. Hier lohnt sich für Radler in der warmen Jahreszeit ein Einkehrschwung zum ungezwungenen Sommergarten mit kleinen Leckereien.
In Kiedrich angekommen, muss man nach dem Dauerbremsen erst einmal die Hände ausschütteln. Wer ausreichend Zeit hat, sollte sich das Weindorf mit seiner berühmten Basilika, dem Renaissance-Rathaus sowie den alten Bürger- und Adelshöfen anschauen. Über die Bingerpfortenstraße geht es in westlicher Richtung aus Kiedrich heraus, vorbei an der hübschen kleinen Klosterberg-Kapelle und am Vitos-Klinikpark bis zum Abzweig nach Kloster Eberbach. Hier sollte man sich Zeit für eine Besichtigung nehmen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Kloster zu erkunden. Außerdem warten Klostershop, Vinothek, Weinbar und Klosterschänke auf Besucher.
Nach dem Zwischenstopp am Kloster geht es weiter bergab bis in den Winzerort Hattenheim, bekannt für seine Weinlagen und die Gastronomie. Eine Pause in der hübschen Altstadt mit Fachwerkidylle und Kopfsteinpflaster rund um den Marktplatz lohnt sich.
Nach mehr als 600 bewältigten Höhenmetern kommt man schließlich wieder am Rhein an und kann auf dem Radweg entlang des Ufers entspannt ausradeln, bis man wieder den Startpunkt, die Rosenstadt Eltville, erreicht. Wer noch immer nicht genug gesehen hat, dem sei vor dem Heimweg noch ein Besuch der Kurfürstlichen Burg aus dem 14. Jahrhundert mit dem Rosengarten sowie der Altstadt empfohlen. Ein Glas Rheingauer Wein am Eltviller Weinprobierstand direkt am Rheinufer ist ein schöner Abschluss dieser abwechslungsreichen Runde.
Anfahrt
Mit dem Auto über die A 66, Ausfahrt Eltville West, weiter über die Bundesstraße 42. Der Erbacher Straße zum ausgeschilderten Parkplatz am Rheinufer folgen. Mit der Bahn über Frankfurt oder Wiesbaden Direktverbindung mit RB 10.
Sehenswert
Kurfürstliche Burg Eltville (Burgstraße 1) aus dem 14. Jahrhundert mit dem berühmten Rosengarten. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt Eltville. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie bis auf den Turm völlig zerstört, 1682 wurde der Ostflügel in geänderter Form wieder aufgebaut. Im 14. und 15. Jahrhundert residierten in der Burg die Mainzer Erzbischöfe und Kurfürsten. Das Museum im Turm der Burg Eltville ist von April bis Oktober täglich von 10.30 bis 17 Uhr geöffnet, von November bis März täglich 11 bis 15.30 Uhr. Tickets gibt es in der Tourist-Information.
Einkehren
Klosterschänke in Kloster Eberbach, Innen- und Außengastronomie im Klosterhof, moderne Interpretation der regionalen Klosterküche, täglich von 12 Uhr an.
Restaurant Wambacher Mühle, Schlangenbad an der B 260, gut bürgerliche und regionale Speisen, Dienstag bis Freitag, 17 bis 21 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage von 11.30 Uhr an. www.wambacher-muehle.de