Qatar zieht sich aus Vermittlerrolle zurück


Qatar zieht sich als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zurück. Majid al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums, bestätige am Samstagabend entsprechende Medienberichte. Das Emirat habe die amerikanische Regierung und die Konfliktparteien davon unterrichtet und darauf hingewiesen, es wolle sich nicht unter Druck setzen lassen und werde es nicht hinnehmen, wenn die öffentliche Wahrnehmung manipuliert werde.

Weitergehende Medienberichte, Qatar sehe es nun als nicht mehr notwendig an, dass die Hams ein Verbindungsbüro in Doha unterhält, bezeichnete der Sprecher als falsch. Er äußerte, die Aufgabe des Büros sei, eine Verbindung zwischen den Parteien herzustellen. In dieser Funktion habe es unter anderem zu dem Waffenstillstand und dem Geiselaustausch im vergangenen November beigetragen.

Laut Auffassung der Führung in Doha, erfüllt das Hamas-Büro daher seinen Zweck nicht mehr und ist derzeit nicht operativ. Aus einer Quelle, die über den Vorgang unterrichtet wurde, hieß es, es sei der Hamas aber noch kein Ultimatum oder Ähnliches übermittelt worden, die Vertretung zu schließen.

Auch die Hamas dementierte, ein Ultimatum zur Auflösung der Vertretung erhalten zu haben, die 2012 in Abstimmung mit den Vereinigten Staaten eingerichtet worden war. Zuletzt hatte sich die Hamas stärker in Richtung Türkei orientiert.

Eine Rückkehr in die Vermittlerrolle ist für das Emirat nicht ausgeschlossen, äußerte der Außenamtssprecher. Qatar sei bereit dafür, abermals zu vermitteln, wenn beide Seiten aufrichtige Bereitschaft zeigten, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, um dem Krieg und dem Leiden der Zivilbevölkerung ein Ende zu setzen.

Kritik empfand Qatar als ungerecht

In Doha hatte schon länger Unmut über politische Manöver geherrscht, die eine Übereinkunft unmöglich machten. „Wir sind oft frustriert über den Mangel an Ernsthaftigkeit Seitens der Konfliktparteien. Wir glauben, dass es mehrere Zeitfenster und Gelegenheiten gab, die ungenutzt geblieben sind“, sagte al-Ansari der F.A.Z. unlängst während eines Treffens in Doha. Er hatte zu mehreren Gelegenheiten Kritik am israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu geäußert, der eine Einigung hintertreibe und versuche Qatar zu einem Sündenbock zu machen.

Das Emirat verfolgt eine Strategie, sich als Vermittler unentbehrlich zu machen, um so sein politisches Gewicht zu vergrößern, und westliche Unterstützung zu gewinnen, nicht zuletzt aus Washington. Nachdem es im November vergangenen Jahres gelungen war, einen kurzen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von 110 Hamas-Geiseln zu erreichen, waren die Verhandlungen danach nicht mehr zu Ergebnissen gekommen.

Qatar war zugleich immer wieder mit Kritik wegen des Hamas-Büros in Doha konfrontiert gewesen, die es – laut Einschätzung westlicher Diplomaten zu Recht – als ungerecht empfand. Amerikanische Regierungsmitarbeiter hatten am Freitag erklärt, nachdem sie wiederholt Vorschläge für die Freilassung der Geiseln zurückgewiesen hätten, sollten Hamas-Führer nicht mehr willkommen in Ländern sein, die zu den Partnern der Vereinigten Staaten zählen. Präsident Joe Biden hatte erfolglos versucht, zum Ende seiner Amtszeit, einen Friedensplan durchzusetzen. In Diplomatenkreisen in Doha hatte es allerdings geheißen, Netanjahu wolle Bidens Amtszeit aussitzen.