
Ganz gleich ob am Traumstrand in Thailand, auf dem schlammigen Pfad zum „Sommerhaus“ in Bocholt oder beim Entrée zur Ossendorfer „Promi Big Brother“-Baustelle: Realitystars und solche, die es erst noch werden wollen, haben im deutschen Fernsehen schon häufig ihren Rollkoffer durchs Bild geschoben. Jetzt kommt auch noch ein polnischer Bauernhof als Location dazu. Genauer gesagt: „Der Promihof“.
Dorthin hat RTLzwei gleich 21 Stars und Sternchen der Szene zusammengetrommelt, um unter der Aufsicht von Landwirt Nino Sifkovits, bekannt aus den Sky-Dokusoaps „Diese Ochsenknechts“ und „Unser Hof“, Glamour gegen Gülle einzutauschen. Und so stiefelt nun also einschlägig bekanntes Personal wie Gigi Birofio, Cosimo Citolo, Sandra Sicora oder Paco Herb (bitte recherchieren Sie selbst) auf besagten Hof – in der Hoffnung, nach reichlich Beef und Mief den Rückweg mit bis zu 100.000 Euro zu versüßen.
Doch selbst die erfahrensten Reality-Stars scheinen allmählich den Überblick zu verlieren, mit wem sie es eigentlich zu tun bekommen. Besagter Paco etwa vermag angesichts weiterer „Village People“, wie die Hofbewohner hier genannt werden, seinen Augen nicht zu trauen und liefert sich einen schönen Dialog mit seiner Mitstreiterin Pinar:
„Ist das Jenny Elvers?“
„Das ist Giulia Siegel!“
„Ach du Scheiße!“
Es handelt sich tatsächlich um die Siegel, die inmitten des polnischen Nirgendwos aufschlägt, und zuvor schon an der Bushaltestelle Bekanntschaft mit Fritz machte, einem 26-Jährigen, der mit seinem nicht gerade Grammy-verdächtigen Song „Thüringer Klöße“ einen Internet-Hit landete und nun von der Ballermann-Bühne träumt (wie praktisch, dass die Freundin von Malle-Sänger Ikke Hüftgold auch auf dem Bauernhof eingecheckt hat). „Wenn du Fragen hast, kommst du zu Mama“, lässt Siegel den Reality-Anfänger wissen. Der aber scheint schnell zu lernen wie der Hase läuft und lässt, in bester Cosimo-Manier, noch am Einzugsabend gleich mal die Hüllen fallen. Andere sind sogar noch schneller und teilen sich bereits nach der ersten nächtlichen Hofwache das Bett.
Schnell wird klar: „Der Promihof“ setzt auf gelernte Mechanismen des Genres – und ist dabei weder besonders innovativ noch, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, besonders lustig. Das liegt möglicherweise auch daran, dass sich die Show in einer nicht enden wollenden Einzugsorgie verliert und dabei das charmante Bauernhof-Setting etwas aus den Augen verliert. Sicher, hier und da tauchen mal Esel, Hühner und Kühe auf, aber mit hartem Landleben hat das Gezeigte erkennbar nichts zu tun.
Dazu kommt, dass die neue RTLzwei-Show, produziert von Constantin Entertainment, auch in einem anderen Punkt hinterherhinkt: Ähnlich wie bei der „Villa der Versuchung“, die sich im Sommer für Sat.1 als überraschender Erfolg herausstellte, bittet auch RTLzwei seine „Promihof“-Bewohner zur Kasse, wenn sich diese etwas gönnen wollen. Und so schlägt die Dose Cola Zero, die Alicia King im Mini-Supermarkt ersteht, mal eben mit 500 Euro zu Buche – die natürlich von der Gewinnsumme abgezogen werden. Aber was hätte sie auch machen sollen? „Ich war dehydriert“, rechtfertigt die „Goodbye Deutschland“-Auswanderin ihren hochpreisigen Kauf.
Doch während es der „Villa der Versuchung“ gelang, im Spannungsverhältnis zwischen Luxus und Sparsamkeit einen bemerkenswert stimmigen Bogen über die komplette Staffel zu ziehen, wirkt dieser Aspekt auf dem „Promihof“ zumindesten anfangs eher wie ein Fremdkörper. Ernsthaft Neues vermag die RTLzwei-Show dem nach wie vor boomenden Genre somit kaum hinzuzufügen. Daran können auch ein paar Tiere nichts ändern.
„Der Promihof“, mittwochs um 20:15 Uhr bei RTLzwei sowie zum Streamen bei RTL+