
Der Herzog von Sussex ist immer für eine Überraschung gut, wobei sie diesmal keinen privaten, sondern einen in jeder Hinsicht ernsthaften Hintergrund hatte. Schon am Donnerstag besuchte Prinz Harry in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) eine Rehabilitationsklinik für im Krieg verwundete Soldaten und durch russische Bombardements verletzte Zivilisten. Harrys Visite in der Klinik wurde aus Sicherheitsgründen jedoch erst veröffentlicht, als er die Ukraine schon wieder verlassen hatte, berichtete am Freitag die BBC. Lemberg ist wie viele ukrainische Großstädte ein permanentes Angriffsziel für russische Raketen, Bomben und Drohnen.
Prinz Harry habe mit Patienten und Mitarbeitern gesprochen und sich einen Eindruck davon verschafft, was es in einem im Krieg befindlichen Land bedeutet, Verwundete bestmöglich zu versorgen, sagte ein Sprecher. Die Klinik bietet Kriegsopfern unentgeltlich plastische Chirurgie wie die Rekonstruktion von Körperteilen, Hauttransplantationen, die Anpassung von Prothesen sowie psychologische Unterstützung und Hilfe bei der Wiedereingliederung ins zivile Leben an.
Begleitet wurde der Prinz bei seinem Besuch von einer Delegation der Invictus Games, unter ihnen vier Veteranen, die ebenfalls schwere Verletzungen und Rehabilitationen durchgemacht haben. Harry, der zehn Jahre lang in der britischen Armee diente, hatte 2014 die Invictus Games gegründet, bei denen Militärangehörige, die im Einsatz verwundet wurden und bleibende körperliche und seelische Schäden davongetragen haben, sich in Sportwettbewerben messen können.
Sport als Versuch, verletzte Veteranen wieder einzugliedern
In diesem Jahr fand die Winterausgabe der Spiele im Februar im kanadischen Vancouver statt, wo eine der Geschäftsführerinnen der Lemberger Klinik Harry getroffen und in die Ukraine eingeladen hatte. Bei seinem Besuch in Lemberg traf er auch Natalia Kalmykowa, die Ministerin für Veteranenangelegenheiten. Sie sagte, dass die Ukraine – inspiriert durch die Invictus Games – den Sport als eine zentrale Säule bei der Unterstützung und Wiedereingliederung verletzter Veteranen übernommen habe. Die Ukraine nimmt seit 2017 an den Invictus Games teil.
Prinz Harry ist nach der Herzogin von Edinburgh, die 2024 in Kiew war, das zweite Mitglied der britischen Königsfamilie, das die Ukraine seit dem Großangriff Russlands besucht hat. Sein Vater, König Charles III., hatte den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj Anfang März nach dem Eklat im Weißen Haus demonstrativ auf seinem Landsitz Sandringham in Norfolk empfangen. Harrys älterer Bruder Prinz William wiederum war in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Estland mit ukrainischen Flüchtlingen zusammengetroffen.