Während des Bürgerkriegs in Liberia sind grausame Verbrechen geschehen – teils ohne jede Tarnung. Kriegsherren wie Prince Johnson machten danach unbehelligt als Politiker weiter. Er ist jetzt verstorben, kurz bevor sein Prozess losgehen sollte.
Einer der brutalsten Bürgerkriegs-Warlords Afrikas ist gestorben und entgeht so einem lang geplanten Prozess. Prince Johnson, dessen brutale Taktik die Welt schockierte, ist im Alter von 72 Jahren gestorben, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten.
Johnson ist berüchtigt, seit sich selbst dabei gefilmt hat, wie er Budweiser-Bier trank, während seine Männer dem ehemaligen Präsidenten des Landes die Ohren abschnitten. Er blieb nach dem Ende des Bürgerkriegs in der Politik aktiv und wurde 2006 zum Senator gewählt. Der Bürgerkrieg in Liberia tobte mit einer Unterbrechung von 1989 bis 2003. Bis zu einer Viertelmillion Menschen wurden in den Konflikten zwischen Warlords und Ethnien getötet.
Johnson starb am Donnerstag in einem örtlichen Krankenhaus in Paynesville, einem Vorort von Monrovia, sagte Siafa Jallah, stellvertretende Direktorin für Pressearbeit im liberianischen Senat. Eine Sprecherin von Johnsons Partei „Movement for Democracy and Reconstruction“ bestätigte den Tod.
Johnson wurde von der Wahrheits- und Versöhnungskommission des Landes als einer der „berüchtigtsten Täter“ bezeichnet und unter anderem des Mordes, der Erpressung, des Massakers, der Folter und der Vergewaltigung beschuldigt.
Weder Johnson noch die anderen sieben Personen, die der Ausschuss als Anführer der Kriegsparteien benannte, wurden jemals in Liberia vor Gericht gestellt. Einge wurden jedoch im Ausland verurteilt, darunter der ehemalige Präsident Charles Taylor, der in Großbritannien eine 50-jährige Haftstrafe verbüßt.
Mohammed Jabbateh, ein Rebellenkommandant, der laut Zeugenaussagen einer schwangeren Frau ein Baby aus dem Bauch geschnitten, Zivilisten getötet und seinen Soldaten befohlen hat, junge Mädchen zu vergewaltigen, wurde in den USA zu 30 Jahren Haft verurteilt.
Anfang dieses Jahres unterzeichnete Präsident Joseph Boakai einen Erlass zur Schaffung eines lang erwarteten Kriegsverbrechergerichts, das den Opfern des Bürgerkriegs Gerechtigkeit widerfahren lassen soll. Das Gericht hat seine Arbeit jeddoch noch nicht aufgenommen.
Adama Dempster, ein liberianischer Menschenrechtler, bedauerte, dass Johnson vor seinem Tod nicht mehr vor dem geplanten Tribunal aussagen konnte. „Das ist traurig und hat eine tiefe Bedeutung für einen Aufarbeitungsprozess“, sagte er.
Im Jahr 1990 führte der damals 38-jährige Johnson eine Rebellengruppe an, die in Monrovia einmarschierte, den ehemaligen Präsidenten Samuel Doe gefangen nahm und ihn vor laufender Kamera folterte. Johnson ist zu sehen, wie er sich in einem Stuhl zurücklehnt, die Füße auf einen Tisch legt und in einer Hand eine Bierflasche hält. Er verhöhnt den ehemaligen Machthaber, während seine Männer den Präsidenten bis auf die Unterwäsche ausziehen. Sie schneiden ihm dann die Ohren ab, während Blut an seiner Schläfe herunterläuft. Der Präsident starb später. Laut der Aussage eines Zeugen vor der Wahrheits- und Versöhnungskommission des Landes präsentierte Johnson später den Kopf von Doe auf einem Tablett.
Etwa zur gleichen Zeit erschoss Johnson einen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, der ein Baby-Lätzchen des Roten Kreuzes trug, nachdem er ihn beschuldigt hatte, aus Reisverkauf Profit zu schlagen. Ein Fotograf der Associated Press, der Zeuge der Szene war, berichtete, dass das zusammengesackte Opfer kurz den Kopf hob und „Warum, warum?“ fragte, bevor Johnson ihn mit einem AK-47-Feuerstoß erledigte.
Nach dem Ende des Krieges wurde Johnson ein wiedergeborener Christ und ordinierter Prediger, bevor er zum Senator für den Bezirk Nimba gewählt wurde. Das Land verbot den Verkauf von Does berüchtigtem Folter-Video, das früher an Straßenständen oft erhältlich war.
AP/cuk