Preise steigen auf bis zu 20 Euro

Mit den sprießenden Knospen im Garten wächst bei vielen auch die Vorfreude auf den ersten Spargel. Doch angesichts der aktuellen Temperaturen lässt der Saisonbeginn noch etwas auf sich warten. Denn erst wenn die Temperatur im Erdreich kontinuierlich etwa 12 Grad an den Wurzeln erreicht, treibt die Pflanze die ersten Spargelstangen in die Höhe.

Offiziell soll die hessische Spargelsaison am 3. April eröffnet werden. In den nächsten Wochen wird nur mit geringen Mengen und hohen Preisen gerechnet. Denn immer höhere Betriebskosten, vor allem der zum Jahresbeginn gestiegene Mindestlohn, machen den Spargelbauern zunehmend zu schaffen. Sie befürchten, für das königliche Gemüse nicht mehr die Preise erzielen zu können, die sie verlangen müssten, um ihre Kosten zu decken. Deshalb haben einige Spargelbauern damit begonnen, ihre Anbauflächen zu reduzieren.

Isabell Bohnert, Sprecherin des Verbandes der süddeutschen Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), sieht schon den derzeitigen Mindestlohn von 12,82 Euro je Stunde als „riesige Herausforderung für die Landwirte“. Um kostendeckend arbeiten zu können, müssten die Spargelanbauer aktuell für die erste Sorte Spargel Kilopreise zwischen 18 und 20 Euro verlangen. Im Jahr 2024 kostete das Kilo Spargel aus der Region anfangs zwischen 15 und 18 Euro.

Mindestlohn setzt Landwirte unter Druck

Steigt der Mindestlohn auf 15 Euro, wie es die künftige Koalition sich vorgenommen hat, müssten die Preise noch weiter angehoben werden. Dass die Verbraucher aber bereit sind, für ein Kilogramm der weißen Stangen bald mehr als 20 Euro zu zahlen, bezweifeln viele Landwirte – auch weil es günstigeren Spargel aus dem Ausland gibt. Spargel aus Griechenland oder Marokko kostet im Handel trotz der langen Transportwege oft nur etwa die Hälfte der deutschen Ernte. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Ruckwied, hat schon 2023 einen europaweit einheitlichen Mindestlohn gefordert, damit die deutschen Spargelbauern gegen die Produzenten aus dem Ausland konkurrenzfähig bleiben.

Statistisch verzehrt jeder Bundesbürger 1,5 Kilogramm Spargel pro Jahr. Vor allem in der Osterzeit ist das weiße Gemüse gefragt. Die Preiskurven zeigen erfahrungsgemäß zu Beginn der Saison nach oben, sinken in der Mitte und steigen gegen Ende der Saison im Juni meist wieder leicht an.

Gut für besondere Fotos: Drohnenaufnahme von einem Spargelfeld während der Ernte
Gut für besondere Fotos: Drohnenaufnahme von einem Spargelfeld während der Erntedpa

Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, dass schon einige Produzenten ihre Anbauflächen reduziert haben. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts fiel die Spargelernte 2024 deutschlandweit mit einer Menge von rund 108.000 Tonnen um 3,4 Prozent geringer aus als 2023. In den vergangenen sieben Jahren wurden durchschnittlich knapp 120.000 Tonnen Spargel im Jahr geerntet. Damit liegt die Ernte 2024 knapp neun Prozent unter diesem Durchschnitt.

Die Anbaufläche hat sich im Vergleich zum Vorjahr von rund 20.400 Hektar um drei Prozent auf 19.800 Hektar verkleinert. Trotzdem stammen aktuell noch rund 85 Prozent des hierzulande verkauften Spargels aus deutschem Anbau.

Betriebe geben auf

In Deutschland gab es im vergangenen Jahr 1.357 Spargelanbaubetriebe (2023: 1.440 Betriebe), die insgesamt 22.827 Hektar Anbaufläche (inklusive Junganlagen) bewirtschafteten. Zahlen zur Situation in Hessen liegen nur zum Teil vor. So ist die Zahl der Spargelanbaubetriebe zum Beispiel im Landkreis Darmstadt-Dieburg innerhalb von zehn Jahren deutlich gesunken. Damals gab es nach Angaben des Statistischen Landesamts 32 Spargelbetriebe im Landkreis, aktuell sind es nur noch 18. Die Anbaufläche für weißen Spargel ist dort von rund 760 Hektar auf knapp 550 gesunken.

Die bundesweit um gut vier Prozent kleinere Anbaufläche als 2023 und der Rückgang der Anzahl an Spargelanbauern um knapp sechs Prozent machen nach Angaben der Statistiker bereits die Auswirkungen der hohen Produktionskosten sichtbar. Neben dem steigenden Mindestlohn sorgt der steigende Aufwand für Bürokratie im Zusammenhang mit den ausländischen Saisonkräften für Verdruss bei den Landwirten.

Dennoch gibt sich Chantal Wendel, die Sprecherin der südhessischen Spargelbauern, optimistisch. Man müsse die Situation nehmen wie sie ist. „Dann müssen wir eben den Gürtel etwas enger schnallen“, sagt sie und geht davon aus, dass der erste regionale Spargel in diesem Jahr zwischen 16 und 18 Euro je Kilogramm kosten werde. Da es aber mehrere Sorten gibt, sei das Angebot preislich gestaffelt. „Wir freuen uns auf die Saison“, sagt Wendel und hofft, dass wenigstens das Wetter den Landwirten keinen Strich durch die Rechnung macht.

Grüner Spargel als Alternative

Georg Peter Merlau, der einen Spargelhof in Darmstadt-Arheilgen betreibt, spart nicht mit Kritik. Die scheidende Bundesregierung habe einen Bürokratieabbau versprochen. Tatsächlich habe sich angesichts der vielen Vorschriften die Zahl seiner Dokumentationsordner innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Um den Spargelabsatz macht sich Merlau derzeit keine großen Gedanken, denn er habe in seinem Hofladen eine treue Stammkundschaft. „Innerhalb von zehn Jahren haben sich meine Lohnkosten verdoppelt. Das gibt es in keiner anderen Branche“, sagt Merlau vor. „Jede weitere Änderung ist für unseren Betrieb bedrohend“, sagte er. Er bedauert, dass der Gesetzgeber die Erntehelfer nicht vom Mindestlohn ausgenommen hat, wie es von den Bauernvertretern gefordert worden war.

Merlau überlegt nun, den weißen Spargel auf seinen Flächen zu reduzieren und stattdessen mehr grünen Spargel anzubauen, dessen Ernte etwas leichter ist als die des weißen. Notfalls will er auch mitten in der Saison Teilflächen stilllegen, wenn ihm das Wetter die Ernte verhageln sollte. „Und wir werden Nischen besetzen“.

Eine dieser Nischen sieht Merlau im Premiumspargel, der sich trotz hoher Preise noch gut verkaufe. Auch der Grünspargel sei eine Alternative zum traditionellen Anbau. Die Sorgen sind bei den südhessischen Spargelbauern überall ähnlich. Die Bürokratie, das Risiko durch den Klimawandel und der Preisdruck der Discounter vergällen manchen die Lust am Anbau des edlen Gemüses. „Ich muss ja auch noch was verdienen“, gibt Merlau zu bedenken. Während die Politik bei den Lebensmitteln mehr Regionalität und kurze Transportwege fordere, mache sie mit den vielen Vorgaben für die Landwirtschaft einen Teil der regionalen Produzenten kaputt, kritisieren die Spargelanbauer.