
Wessen Turnier wird es, das da am 11. Juni im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt beginnt? Das der Engländer, die in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft so eindrucksvoll ungefährdet blieben? Das der Spanier, die bei der Europameisterschaft in Deutschland aussahen wie eine Mannschaft, die noch viele Titel gewinnen kann? Das von Lionel Messi, der mit seiner Mannschaft als Erster seit Pelé und Brasilien 1962 den WM-Titel erfolgreich verteidigen könnte?
Wenn man dem Fußballweltverband glauben darf, der FIFA und dessen Präsidenten Gianni Infantino, wird es vor allem: ein Turnier für alle. „Die größte und inklusivste WM aller Zeiten“, so sagt Infantino das gern. Und groß (manche sagen: überdimensioniert) wird diese WM tatsächlich. 104 Fußballspiele werden in fünfeinhalb Wochen gespielt, allein 72 in den 16 Tagen der Gruppenphase.
Es sind auch, Stichwort inklusiv, ein paar Nationen dabei, die es sonst nicht zu solch einer Veranstaltung schaffen: Kap Verde etwa, Curaçao oder Jordanien. Das hilft nicht unbedingt dem Niveau eines Turniers, das am Ende einer langen Saison teilweise in großer Hitze gespielt werden wird. Aber will das jemand den ekstatischen schottischen Fans erklären, die zum ersten Mal seit 28 Jahren zur WM reisen dürfen?
Wenn man, wie die FIFA das in ihren Slogans ausdrückt, „die Welt vereinen“ möchte, wenn man „für das Spiel“ und „für die Welt“ arbeitet, darf eben auch die halbe Welt kommen, wenn WM ist. Nur: Wie viele ekstatische Schotten, wie viele Jordanier, Argentinier und Deutsche, die gern kommen würden, können tatsächlich kommen zu dieser WM?
Wer sich die Ticketpreise ansieht, die Infantinos FIFA vor ein paar Wochen veröffentlicht hat, kommt schnell zu dem Schluss, dass sich die meisten Fußballenthusiasten diese WM nicht leisten werden können. Ein deutscher Fan zum Beispiel, der ein Gruppenspiel gegen Curaçao oder Ecuador sehen will, zahlt allein für ein Ticket aus dem Kontingent des Deutschen Fußball Bundes (DFB) zwischen 155 und 600 Euro. Für ein Finalticket müsste er – bei der FIFA, nicht auf dem Zweitmarkt – zwischen 3580 und 7430 Euro zahlen.
Die Wut darüber war zuletzt so groß, dass der Weltverband doch noch eine günstigere Ticketkategorie schuf – die allerdings nur ein paar Hundert Karten pro Spiel beinhaltet. Das Turnier, das die beste, größte, inklusivste Weltmeisterschaft sein soll, ist erst einmal die mit großem Abstand teuerste WM der Geschichte. Und sie könnte so zu einer leiseren, weniger bunten, weniger fußballverrückten WM werden, als das üblich ist. Ein Turnier für Wohlhabende.
Das wiederum würde zum wohlhabenden Präsidenten passen, der ganz sicher ein Wörtchen mitredet rund um den Ablauf dieses Turniers. Nicht nur weil Donald Trumps Einreisepolitik diese WM beeinflussen könnte und weil unklar ist, wie viele Iraner, Ivorer oder Senegalesen wegen angedrohter oder ausgesprochener Einreiseverbote doch zu Hause bleiben.
