Porsche: E-Auto-Pläne gestrichen und Prognose gekappt – Wirtschaft

Wer hoch fliegt, fällt besonders tief. So könnte man die Elektroauto-Geschichte des Sportwagenbauers Porsche zusammenfassen. Der Konzern wollte Vorreiter sein bei der Umstellung seiner Fahrzeuge auf Batterieantrieb, schon bis 2030 sollten 80 Prozent der Autos elektrisch fahren, hieß es noch Anfang vergangenen Jahres. Dass das nicht funktionieren wird, deutete sich allerdings schon länger an. Porsche verabschiedete sich schließlich in diesem Frühjahr von seinen Zielen und kündigte an, wieder mehr Geld in Verbrenner zu stecken. Die Pläne für eine eigene Batteriefabrik gab der Konzern vor Kurzem ebenfalls auf. Doch wie umfassend das Verbrenner-Comeback sein wird – und was es den Autobauer kosten wird – war bisher unbekannt.

Am Freitagabend hat Porsche nun Zahlen und konkrete Pläne vorgelegt. Allein in diesem Jahr soll der Unternehmens-Umbau zusätzliche 1,8 Milliarden Euro kosten. Insgesamt verhagelt die Neuausrichtung mit 3,1 Milliarden Euro die Jahresbilanz. Porsche-Vorstandschef Oliver Blume teilte am Freitag mit: „Aktuell erleben wir massive Umwälzungen im Umfeld der Automobilindustrie, deshalb stellen wir Porsche umfassend neu auf“. Mit dem Schritt gehe man auf neue Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse ein. Die Analyse des Vorstands lautet: Die E-Auto-Pläne gehen nicht auf, viele Porsche-Kunden wollen weiterhin Verbrenner fahren, und zwar noch weit in die 30er Jahre hinein. Darauf will man reagieren.

Konkret heißt das, dass Porsche entgegen früherer Pläne neben neuen Verbrenner-Modellen auch für bestehende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wie den Panamera und den Cayenne entsprechende Nachfolger entwickelt. Ein wichtiges Elektro-Projekt wandelt Porsche zunächst in einen Verbrenner um. Oberhalb des Porsche Cayenne, dem bislang größten Modell der Zuffenhausener, soll es einen noch größeren SUV mit sieben Sitzen geben. Ursprünglich war der Plan, dass dieses Modell in zwei oder drei Jahren als E-Auto auf den Markt kommt. Jetzt soll es den SUV hingegen zunächst nur als Verbrenner und Plug-in-Hybrid geben. Diese Kehrtwende dürfte insbesondere dem US-Markt geschuldet sein, wo Porsche sich wohl besonders große Absatzchancen für dieses Modell erhofft – und wo unter der aktuellen Regierung die Begeisterung für E-Mobilität auch in den kommenden Jahren verhalten bleiben dürfte.

In diesem Jahr schrumpft die Gewinnmarge wohl auf zwei Prozent zusammen

„Es wird ein harter und langer Weg, der unsere volle Konzentration und große Anstrengung erfordert“, sagte Oliver Blume, der sowohl Porsche als auch Volkswagen als Vorstandschef führt. Die erste Folge: Für dieses Jahr kappte Porsche zum dritten Mal seine Gewinnprognose. Die operative Rendite wird demnach nur noch leicht positiv bis zu zwei Prozent betragen – vom angepeilten Umsatz von 37 bis 38 Milliarden Euro bleibt also weniger Gewinn übrig. Zuletzt hatte der Sportwagenbauer noch mit fünf bis sieben Prozent gerechnet. Mittelfristig sollten die Anpassungen das Wachstum und die Position im Markt aber stärken, sagte Blume. Experten zweifeln daran: Patrick Hummel, Analyst bei der UBS, stellte gleich das ganze Geschäftsmodell von Porsche als Luxushersteller infrage: „Das sind keine Margen, die man bei einem erfolgreichen Luxushersteller erwartet.“

Auch für die Porsche-Beschäftigten bedeuten die Neuausrichtung und die damit verbundenen Kosten weitere Unsicherheit. Neben einem sozialverträglichen Stellenabbau, der bereits vereinbart wurde, wird ein weiteres Sparprogramm verhandelt. Oliver Blume bestätigte am Freitag, dass es bereits Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern dazu gibt. Welchen Umfang dieses Programm haben wird, ist noch offen.

Die Belastungen bei Porsche schlagen auch auf die Prognose des Mutterkonzerns VW durch. So gehen die Wolfsburger in diesem Jahr wegen geschätzter Abschreibungen und Folgekosten von 5,1 Milliarden Euro Belastung aus. Für Europas größten Autobauer heißt das, dass er nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent kalkuliert. Auch die Dachgesellschaft Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch musste in der Folge ihre Erwartungen anpassen. Es ist eine Entwicklung, die wohl kaum jemand vorhergesehen hatte: Jahrelang hatte Porsche mit seinen Super-Renditen den gesamten VW-Konzern gestützt. Nun zieht die Krise in Zuffenhausen die Prognosen in Wolfsburg nach unten.

Dabei leidet Porsche nicht nur unter dem schwächelnden E-Autoabsatz. In China greifen die Kunden immer seltener zu einem Sportwagen aus Zuffenhausen – unter anderem, weil die typischen Porsche-Kunden aus wirtschaftlichen Gründen aktuell kaum Luxusautos kaufen. Zudem treffen die US-Zölle den Autobauer besonders hart, weil Porsche kein eigenes Werk in den USA unterhält und deshalb jedes seiner Fahrzeuge importieren muss. Bisher hält der Autokonzern die Preise für seine US-Kunden trotz der enormen Zollkosten stabil – das mindert den Gewinn, den Porsche mit jedem verkauften Fahrzeug macht.