Melanie Frank ist 13 Jahre alt, als sie von ihrer Mutter aus dem Haus geschickt wird, um Zigaretten zu holen – und dann verschwindet. Es ist der Abend des 16. Juni 1999. Das Mädchen verlässt gegen halb acht die Wohnung an der Graf-von-Galen-Straße 78 in Wiesbaden-Klarenthal. Als sie nach einer halben Stunde noch nicht wieder zurück ist, macht sich die Mutter auf die Suche. Doch das Mädchen mit den blonden Haaren bleibt vermisst. Und das für viele Jahre – bis in einem Waldstück bei Kisselbach in Rheinland-Pfalz ein skelettierter menschlicher Schädel gefunden wird, später auch ein Oberschenkelknochen. Es sind die sterblichen Überreste von Melanie Frank.
Bis heute ist nicht vollständig bekannt, wie das Mädchen zu Tode gekommen ist. Was ist auf der Strecke zwischen dem Kiosk, wo sie die Zigaretten kaufen sollte, und ihrem Wohnhaus geschehen? Wie lange hat sie nach ihrem Verschwinden noch gelebt? Und weil die Polizei von einem Gewaltverbrechen ausgeht, steht nicht zuletzt die Frage im Raum, wer der Mörder von Melanie Frank ist.
Das Hessische Landeskriminalamt (LKA) rollt den Fall nun wieder auf. In einer groß angelegten Aktion haben Beamte in den vergangenen Tagen abermals das Waldstück abgesucht, in dem Jahre zuvor schon die Knochen gefunden worden sind. Die Cold Case Unit des LKA setzt dabei auf „die sich stetig weiterentwickelnden Möglichkeiten der Kriminaltechnik“, wie LKA-Präsident Andreas Röhrig sagt. Damit könnten ungeklärte Tötungsdelikte oder Vermisstenfälle auch nach vielen Jahren oder Jahrzehnten noch aufgeklärt werden. „Wir lassen auch im Fall Melanie Frank nichts unversucht, um neue Ermittlungsansätze zu generieren.“
Leichenspürhund eingesetzt
Unter anderem setzten die Beamten einen Leichenspürhund ein, bevor anschließend eine Hundertschaft das an der Landstraße 214 gelegene Waldstück im Rhein-Hunsrück-Kreis absuchte. Erhofft hatten sich die Einsatzkräfte, Kleidungsstücke sowie die Uhr und die Kette der Schülerin zu finden, ebenso wie weitere menschliche Überreste. Jedoch ohne Erfolg.
Deshalb wenden sich die Ermittler nun abermals an die Bevölkerung. Sie fragen: Wer hat Melanie Frank am Mittwoch, 16. Juni 1999, nach 21 Uhr allein oder in Begleitung gesehen? Wem ist am Abend des 16. Juni 1999 im Bereich Wiesbaden-Klarenthal etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Auf wen könnte Melanie an jenem Abend gegen 21 Uhr gewartet haben? Und wer kann Angaben zu ihren Lebensgewohnheiten und Freunden machen?
Auch der damalige Kiosk ist für die Ermittler interessant. Hatte die Schülerin zu Personen, die sich regelmäßig im Bereich des Kiosks aufhielten, näheren Kontakt? Vor allem auch an Mitschüler richten sich die Fragen der Polizei. So erhoffen sich die Beamten, dass möglicherweise ehemalige Schüler der August-Hermann-Franke-Schule Angaben dazu machen können, wo sich Melanie Frank nach Verlassen des Schulgeländes aufgehalten hat.
Bezogen auf das Waldstück bei Kisselbach werden ebenfalls Informationen gesucht: Sind Spaziergängern oder anderen Personen in dem Waldgebiet im Juni 1999 Fahrzeuge oder Menschen in verdächtiger Weise aufgefallen? Im Fokus steht unter anderem ein dunkler BMW mit lauten Fahrgeräuschen, der damals in Wiesbaden-Klarenthal von Zeugen gesehen worden war. Und auch für damalige Sexualstraftäter interessiert sich die Polizei: So fragt sie, ob es Hinweise auf bisher noch nicht zur Anzeige gebrachte Sexualstraftaten gegen Kinder gebe, die in der Nähe von Kisselbach oder Wiesbaden-Klarenthal gewohnt hätten
Hinweise nimmt das LKA unter der Rufnummer 0611/83-8300 oder per E-Mail an hinweise-kapitaldelikte.hlka@polizei.hessen.de entgegen.