

Das wird wohl kein Hessentagspaar schaffen. Egal, ob in Schwälmer oder Odenwälder Tracht, mit Bembel oder Kirschenmichel – Bollenhut und Schwarzwälder Kirschtorte haben die Hessen einfach nichts entgegenzusetzen. Da helfen auch Dutzende Hessentagsumzüge nichts. Das zeigt sich jetzt auch im ganz Kleinen. Ganze 7,5 Zentimeter groß ist der Beweis für die Schmach: Der jüngste Verkaufsschlager aus dem Hause Playmobil trägt einen weißen Hut, auf dem sich rote Kugeln türmen, dazu ein Gewand aus dunklem Rock, getupfter Weste und weißen Puffärmelchen, darunter weiße Strümpfe und schwarze Riemchenschuhe. In der einen Hand hält die Figur eine silberfarbene Platte, darauf die typische Sahnetorte mit Kirschgarnitur, und in der anderen den Tortenheber mit einem Stück davon.
Wirklich zum Anbeißen, die kleine Schwarzwald-Marie, von der das Unternehmen nach eigenen Angaben schon fast 80.000 Exemplare zum Preis von 5,99 Euro verkauft hat. Trotz einer zweiten, erhöhten Auflage von 150.000 Exemplaren berichteten Verkaufsstellen im Schwarzwald weiterhin von leer gekauften Regalen und langen Warteschlangen.
Schaut man auf die Seite des Spielzeugherstellers, so ist dort unter Tracht nur noch – na klar – ein Pärchen mit Dirndl, Lederhosen, Lebkuchenherz und Bierseidel zu finden. Wo das zu verorten ist, ist keine Frage.
Für Hessen findet man nur Kerlchen mit Grenadierhüten
Doch von Hessen keine Spur. Gibt man Taunus ein, erscheint ein Mädchen in pinkfarbenem Röckchen mit Bikinioberteil und Badelatschen. In der Hand eine leere Eiswaffel, der Inhalt in den Farben Erdbeere, Vanille, Pistazie als zerlaufendes Häuflein am Boden – das Symbol dafür, dass bei der Anfrage etwas schiefgelaufen sein muss.
Auch weitere Recherchen nach Playmobil und Hessen bringen nur noch das Ergebnis „5 x Hessen Garde Soldat“ – kleine Kerlchen mit Grenadierhüten und königsblauer Uniform samt Säbel und Bajonettgewehr, immerhin für rund 135 Euro angeboten. Eine winzige, recht niedliche Kohorte. Als Sinnbild für ein nettes Reiseziel aber ungeeignet.
Vielleicht sollten sich die Marketingspezialisten hierzulande mal die Konkurrenz aus dem Südwesten zum Vorbild nehmen. Die Idee zur Schwarzwald-Marie stammt nämlich von Baiersbronn Touristik in Kooperation mit der Schwarzwald Tourismus GmbH und den IHKs der Region. Wir sind gespannt, was da an Ideen zusammenkommt! Ein Outfit im Bembellook, eine Brezel und ein Korb mit Äpfeln vielleicht. Ganz einfach wird das wohl nicht.
