„Wo ist die Nachricht?“ Einige Reaktionen der FDP auf die ZEIT-Recherche zum Regierungsbruch zeigen: Manche haben den Wähler-Wunsch nach Glaubwürdigkeit nicht verstanden.
Ist eigentlich einigen Spitzenpolitikern jedes Gefühl dafür verloren gegangen, wie ihre Selbstinszenierung bei den Wählerinnen und Wählern ankommt? Am vergangenen Wochenende veröffentlichte die ZEIT eine Recherche unseres Kollegen Robert Pausch, in der detailgenau dargestellt wird, wie die FDP seit Ende September den Bruch der Ampel diskutierte und organisierte. Kaum ein Artikel in der Geschichte der ZEIT hat online jemals größere Verbreitung gefunden und ein stärkeres Echo ausgelöst.
Bis Dienstagabend haben 1,3 Millionen Menschen den Artikel gelesen; es gab mehr als 3.400 Kommentare, die meisten drückten Fassungslosigkeit aus. Was Robert Pausch in seinem Artikel wiedergibt: Die Führung der FDP bereitete den Ausstieg mit PowerPoint-Präsentationen, Dokumenten und einem klaren Zeitplan vor – während sie nach außen bis zuletzt staatspolitisches Verantwortungsgefühl zur Schau stellte. Geplant wurde, wie die Koalitionspartner durch Blockaden bis aufs Blut gereizt werden, wie angeblich vertrauliche Papiere an die Öffentlichkeit gelangen und welche Narrative in den Medien verbreitet werden sollten. Und schließlich: an welchem Tag man die Ampel außer Betrieb setzen könnte, möglichst an einem, an dem der Bundeskanzler in seiner Kommunikation eingeschränkt sein würde.