Pier Silvio Berlusconi : Wolfram Weimer ermahnt neue Konzernspitze von ProSiebenSat.1

Der für Medien zuständige Staatsminister Wolfram Weimer hat die neue ProSiebenSat.1-Führung deutlich ermahnt. Bei der Eröffnung der Medientage
München sagte Weimer, er werde genau hinschauen, ob Pier Silvio Berlusconi die Zusagen einhalte, die dieser ihm bei einem Treffen
gegeben habe. Der Sohn des ehemaligen italienischen Premierministers ist der Chef der MediaForEurope-Holding (MFE), die nach ihrem
Übernahmeangebot gut 75 Prozent an der bayerischen Senderkette besitzt
. Bei dem Treffen mit Weimer hatte Berlusconi versprochen, den Standort in München
wirklich zu stärken.

Als ersten Schritt hatte MFE alle
drei Vorstandsmitglieder von ProSiebenSat.1 mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden. Neuer Vorstandsvorsitzender ist nun die rechte Hand Berlusconis, MFE-Finanzvorstand Marco Giordani. Zudem soll der
Sanierungsexperte Bob Rajan als vorübergehender Finanzchef für
mehr Profitabilität sorgen.

„Markus Söder ist ein Löwe“

Weimer gab in seiner Rede einen weiteren Einblick in das Treffen mit Berlusconi. Der Italiener habe
ihm erklärt, gutes Fernsehen funktioniere letztlich genauso wie
gutes Kochen, sagte der Kulturstaatsminister und appellierte an
Berlusconi: „Ich empfehle Ihnen: Lassen Sie die Redaktionen in
Unterföhring herzhaft kochen, aber achten Sie darauf, dass die
Dinge bei den Mitarbeitern nicht anbrennen.“ 

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (l) beim Treffen mit dem Medien-Unternehmer Pier Silvio Berlusconi Anfang September in Berlin © Kay Nietfeld/​dpa

Mit Blick auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der bei der Rede im Publikum saß, sagte Weimer: „Vielleicht kennen Sie Markus Söder nicht, aber
er ist ein Löwe.“ Söder kämpfe um die Medien an seinem Standort.
ProSiebenSat.1 hat seinen Sitz im bayerischen Unterföhring bei München.

Neuer Senderchef will Struktur „unter die Lupe nehmen“

Söder selbst sprach von einer „Herausforderung“ in Bezug auf die Sendergruppe. „Für uns ist wichtig, dass ProSiebenSat.1 hier bleibt, dass der Medienstandort erhalten bleibt“, sagte er. Man hoffe sehr, dass es wieder bergauf gehe. Zum Austausch des kompletten Vorstands sagte der CSU-Politiker nur: „Es ist wie im Fußball – es gibt dann halt ab und zu einen Trainerwechsel.“ Zugleich macht der Regierungschef deutlich: „Da müssen wir jetzt sehr darauf achten, dass die Entwicklung positiv ist.“

Der neue ProSiebenSat.1-Chef Marco Giordani kündigte in einer internen Mitteilung den Aufbau eines „großen europäischen Medien- und Entertainment-Champions“ an. „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir vor großen unternehmerischen Herausforderungen stehen“, schrieb Giordani laut der Nachrichtenagentur Reuters an die Belegschaft. „In Zeiten wie diesen ist Veränderung sowohl eine Notwendigkeit als auch eine Chance.“ Der Manager kündigte an: „Ab heute werde ich die bestehende Struktur genau unter die Lupe nehmen, Chancen identifizieren und auf Basis fundierter Analysen und Gespräche die nächsten Schritte definieren.“