Pharma-Zölle sollen vorerst doch nicht in Kraft treten – Wirtschaft

Die von US-Präsident Donald Trump Ende vergangener Woche überraschend angekündigten Zölle von 100 Prozent auf Arzneimittelimporte in die Vereinigten Staaten sollen nun vorerst doch nicht erhoben werden. Das meldete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf einen hochrangigen Regierungsbeamten. Trump hatte Ende Juli Briefe an führende Pharma-Unternehmen verschickt und sie aufgefordert, die Preise für Medikamente in den USA bis Ende September zu senken. Noch vor Ablauf der von ihm gesetzten Frist verkündete er dann besagte Zölle. Diese sollten ohnehin nur für Unternehmen gelten, die ihre Produktion nicht in die USA verlagern. Viele Details sind dabei auch ohne diese Hin und Her nach wie vor unklar.

Für die Schweiz mit ihrer großen Pharmaindustrie, die auch den größten Exportposten des Landes ausmacht, waren die Zölle ein weiterer Schreck, nachdem Trump bereits Anfang August pauschale Einfuhrgebühren von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz in die USA verhängt hatte. Medikamente sind nach einer Regelung der Welthandelsorganisation eigentlich von Zöllen ausgenommen. Trump scheint das aber egal zu sein. Wie die dpa weiter aus US-Regierungskreisen berichtet, soll auch für Medikamente aus der Europäischen Union, die in die USA eingeführt werden, der pauschale EU-Zollsatz von 15 Prozent zum Tragen kommen. Konsequent müsste dann für Pharmaimporte aus der Schweiz der Satz von 39 Prozent gelten, was aber bislang anscheinend nicht der Fall ist. Auch hier sind viele Details noch zu klären.

Medikamente in den USA sind bisher oft teurer als in anderen europäischen Staaten

Es scheint, als wäre die Regierung Trump nun ohnehin eher auf den Kurs umgeschwenkt, direkt mit den Unternehmen einzelne Abkommen auszuhandeln. Mit dem amerikanischen Pharma-Unternehmen Pfizer wurde bereits ein „Deal“ geschlossen. Laut der Pressemitteilung des Konzerns sollen die Preise für Arzneimittel in den USA an die Preise in vergleichbaren Ländern angepasst werden. Bisher sind Medikamente in den Vereinigten Staaten oft teurer als beispielsweise in europäischen Staaten. Außerdem soll es möglich sein, Medikamente über eine Online-Plattform direkt von Pfizer und um bis zu 85 Prozent günstiger zu kaufen. In den USA sind bislang Zwischenhändler einer der Gründe für die hohen Medikamentenpreise. Es wird erwartet, dass weitere Unternehmen dem Beispiel Pfizers folgen könnten.

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis hatte bereits angekündigt, seinen Bestseller in den USA, das Medikament Cosentyx, das gegen verschiedene Autoimmunkrankheiten verschrieben wird, vom 1. November an 55 Prozent günstiger und über eine eigene Onlineplattform verkaufen zu wollen. Diese ersten Einigungen und Ankündigungen schlugen sich bereits positiv in den Aktienkursen nieder.

Die Schweiz beschäftigt neben der Pharmabranche zudem nach wie vor der hohe Zollsatz von 39 Prozent für Importe in die USA. Der amerikanische Handelsminister Howard Lutnick hatte zuletzt angedeutet, dass es einen Deal geben könnte. In einem neuen Interview mit dem TV-Sender News Nation machte er aber deutlich, dass das nicht einfach werden würde. Als er von der Moderatorin auf Trumps Handelsabkommen angesprochen wird, erwähnt er von sich aus „die Schweiz-Angelegenheit“ und muss lachen. Die Schweiz habe einen Deal wie Großbritannien haben wollen. Das Vereinigte Königreich hat früh Zölle von vergleichsweise niedrigen zehn Prozent für Importe in die USA ausgehandelt. „Der erste Deal ist immer der beste“, erklärt Lutnick das Vorgehen Trumps. Bei den folgenden würde „es“, er meint damit wohl die Zölle, immer höher und höher ausfallen.

Einfacher macht das die derzeit noch laufenden Verhandlungen eher nicht. Wie ernst diese neuen Aussagen zu nehmen sind, wird sich aber erst noch zeigen. Trump ändert ja bekanntlich schnell und oft seine Meinung.