Humphries oder Littler? Littler oder Humphries? Wer als die zwei großen Favoriten in die am 15. Dezember beginnende Darts-WM 2025 geht, war bei der Generalprobe am Sonntag noch einmal deutlich geworden. Luke Humphries und Luke Littler hatten sich am Wochenende in Minehead erwartungsgemäß ins Finale der Players Championship Finals gespielt. Humphries behielt am Ende mit 11:7 die Oberhand und pries anschließend seinen 17 Jahre alten Gegner: „Er ist einfach ein Ausnahmetalent, wahrscheinlich der beste Spieler in der Welt momentan; von den Statistiken her auf jeden Fall. Aber ich kann ihn schlagen, so wie er mich schlagen kann.“
Zu einer direkten Final-Revanche und damit auch einer Neuauflage des WM-Finals von 2024 wird es am 3. Januar im Londoner Alexandra Palace allerdings nicht kommen. Weltmeister Humphries ist bei der Darts-WM an Nummer eins gesetzt, Littler an Position vier. Die beiden würden damit schon im Halbfinale aufeinandertreffen. Zumindest die eine Hälfte im Tableau ist also offen für andere. Welcher Topspieler sich auch immer den Titel und die damit verbundenen 500.000 Pfund Preisgeld sichert – er wird sechs Siege benötigen und sein Augenmerk ohnehin zunächst mal auf die erste Hürde richten. Das Turniertableau steht nach der am Montag vorgenommenen Auslosung fest.
Humphries, der das Turnier als Titelverteidiger traditionell zum Abschluss des ersten Abends am 15. Dezember eröffnet, bekommt es bei seinem Auftakt in der zweiten Runde mit dem Sieger des Matches zwischen Thibaut Tricole (Frankreich) und dem Australier Joe Comito zu tun. Littler trifft auf den Gewinner des englischen Geschlechterduells Ryan Meikle – Fallon Sherrock. Die Top32 sind bei der Darts-WM wie in den vergangenen Jahren für die zweite Runde gesetzt.
Dazu zählen mit Gabriel Clemens und Martin Schindler auch wieder zwei Deutsche. Während der an Position 23 gesetzte Schindler nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere auf den Sieger des Duells zwischen Callan Rydz (England) und Romeo Grbavac aus Kroatien trifft, wird es Clemens, die Nummer 27 der Weltrangliste, mit dem Niederländer Niels Zonneveld oder Robert Owen (Wales) zu tun bekommen.
Insbesondere Clemens ist gefordert, dem Saarländer droht nach der Weltmeisterschaft der Abschied aus den Top32, da seine Halbfinalteilnahme von 2023 aus der Wertung für die Weltrangliste fällt. Bei einem Auftaktsieg würde in Runde drei wahrscheinlich Dave Chisnall aus England warten, Schindlers möglicher Gegner dort wäre der Belgier Dimitri van den Bergh.
Bereits in der ersten WM-Runde greifen vier weitere Deutsche ins Geschehen ein. Im vergangenen Jahr hatte die Teilnahme eines deutschen Quintetts für einen Rekord gesorgt. Nun sind es sogar noch einer mehr.
Ricardo Pietreczko ermittelt im Duell mit dem Chinesen Xiaochen Zong den Zweitrundengegner von Gian van Veen. Florian Hempel trifft in Runde eins auf Jeffrey De Zwaan, in Runde zwei wäre der Nordire Daryl Gurney ein Prüfstein für den Kölner. Super-League-Champion Kai Gotthardt feiert gegen den Schotten Alan Soutar seine WM-Premiere. In Runde zwei würde mit Stephen Bunting ein echter Topspieler warten.
Auch Niko Springer erwischte eine extrem schwere Auslosung. Bei seinem Debüt trifft er auf den extrovertierten Engländer Scott Williams, den WM-Halbfinalisten von 2024. In der Runde der Top64 käme es für den „Meenzer Bub“ zu einem Aufeinandertreffen mit Rob Cross, der Nummer fünf der Welt.
Whitlock nicht bei der WM
Und beinahe wäre am Montag sogar noch ein siebter Deutscher auf den WM-Zug aufgesprungen. Paul Krohne, der seine erste WM-Teilnahme im Finale der Super League gegen Gotthardt nur knapp verpasst hatte, spielte sich auch beim letzten WM-Qualifikationsturnier bis ins Endspiel, musste dort aber einem bärenstarken Jeffrey De Zwaan den Vortritt lassen.
Krohne hatte im Feld der nicht qualifizierten Tourcard-Inhaber eine schwere Auslosung erwischt, konnte sich aber gegen den Nordiren Nathan Rafferty (6:3) und auch Simon Whitlock (6:5) durchsetzen.
Die australische Darts-Legende, 21-maliger WM-Teilnehmer und vor fünf Jahren noch im Achtelfinale, fehlt damit ebenso beim Saisonhöhepunkt wie Jose de Sousa und Rekordteilnehmer Steve Beaton. Der 60-Jährige verlor gleich sein Auftaktmatch und wird nach 33 Teilnahmen in Folge (zehnmal bei der BDO, 23-mal bei der PDC) keine Abschiedsvorstellung auf der Bühne geben können. Auch Mervyn King verpasste wie im Vorjahr die Qualifikation. Er unterlag Matt Campbell im Endspiel mit 6:7 und verliert nun am Jahresende seine Tourkarte.
Paul Krohne im Pech
Krohne musste in seinem Halbfinale gegen den Engländer Graham Usher erneut in den Decider, blieb jedoch erneut nervenstark und checkte mit seinem ersten Matchdart in 17 Darts.
Im entscheidenden Spiel gegen De Zwaan führte der Münsteraner schnell mit 2:0, schaffte ein weiteres Break zum 3:2, ehe der Niederländer 118 Punkte zum 3:3 checkte und sich anschließend dank starken Scorings einen 5:3-Vorsprung erspielte.
Krohne hielt weiter dagegen, breakte in 11 Darts zum 4:5, musste dann aber – ebenfalls in elf Darts – das 4:6 hinnehmen und kassierte im elften Leg ein 129er-Finish, mit dem De Zwaan (Average: 98,04) das Ticket in den Alexandra Palace löste. Krohne hatte bei 120 Punkten Rest gewartet.
Somit blieb nur ein schwacher Trost, dass die 91,99 Punkte des Deutschen den zweithöchsten Average der vier Endspiele bedeuteten. Rhys Griffin, Matt Campbell und Dylan Slevin, die sich die weiteren drei WM-Tickets sicherten, blieben bei ihren Siegen allesamt unter 90 Punkten.
Für die weiteren Deutschen war der Traum vom Jahreshöhepunkt schnell geplatzt. Pascal Rupprecht verlor zum Auftakt 5:6 gegen Joshua Richardson. Daniel Klose hatte in seinem Erstrundenmatch gegen den Niederländer Owen Roelofs Matchdarts, schied aber ebenfalls mit 5:6 aus.
Lukas Wenig war mit einem 6:5 gegen den Engländer Brett Claydon in die Qualifikation gestartet, verspielte im nächsten Match gegen den Italiener Michele Turetta aber eine 5:1-Führung und verlor noch 5:6.
Sie werden den sechs deutschen Teilnehmern nun ab dem 15. Dezember die Daumen drücken. Die genauen Ansetzungen der ersten und zweiten WM-Runde werden von der PDC am Mittwoch bekannt gegeben.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.