Pazifik: Forscher entdecken die größte Koralle der Welt – und das durch Zufall – Wissen

Forscherinnen und Forscher des „Pristine Seas“-Programms von National Geographic haben im Südpazifik die größte bislang bekannte Koralle der Welt entdeckt. Sie seien bei einem Tauchgang im Oktober zufällig auf sie gestoßen, heißt es von dem Team. Die Koralle ist mit 34 Metern Länge und 32 Meter Breite größer als ein Blauwal, der gemeinhin als das größte derzeit lebende Tier der Welt gilt.

Von der Wasseroberfläche aus ist die Koralle nicht sichtbar, aus dem Weltraum sei aber zu sehen, dass sich an dieser Stelle im Pazifik vor der Küste der Salomonen etwas befinde, erklärte das Team. Aufgrund der enormen Größe vermuteten die Forscher jedoch eher ein Schiffswrack. Der Filmemacher Manu San Félix war das erste Expeditionsmitglied, das die Koralle erblickte. „Sie ist fast so groß wie eine Kathedrale“, sagte er der Fachzeitschrift New Scientist. Den Forschern zufolge handelt es sich um die größte Koralle, die jemals gefunden wurde. Damit löst sie eine 2019 gefundene Riesenkoralle in Amerikanisch-Samoa ab, die „nur“ einen Durchmesser von 22,4 Metern hat.

Ohne Tauchausrüstung ist die Koralle in einer Tiefe von 12,8 Metern nicht zu erreichen. Ihr Alter schätzen die Forscher auf 300 Jahre. Laut Jacek Raddatz, Experte für Kaltwasserkorallen am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung „Geomar“ in Kiel, basieren solche Schätzungen auf der Höhe des Riffs, der Art der Koralle und dem Ort an dem die Koralle wächst.

Die Koralle besteht offenbar aus einer Milliarde genetisch identischer Polypen

Die Koralle gehört zur Art Pavona clavus, sie ist eine koloniebildende Steinkoralle. Hier haben die individuellen Korallenpolypen ein festes Skelett, das durch Einlagerung von Kalk entsteht. Streng genommen, ist die Riesen-Koralle eine Korallenkolonie. Forscher schätzen, dass sie aus einer Milliarde genetisch identischer Polypen besteht, die wie ein Organismus zusammenarbeiten. Im Gegensatz dazu bestehen Korallenriffe aus vielen verschiedenen Kolonien.

Die Koralle bietet Lebensraum und Nahrung für viele Lebewesen, darunter Garnelen, Fische und Krebse, und trägt zur hohen Artenvielfalt der Salomonen bei. Die Inselgruppe der Salomonen liegt im so genannten Korallendreieck, einem Gebiet mit einer der höchsten marinen Biodiversitäten der Welt.

National Geographic hat die Expedition in Zusammenarbeit mit der Regierung der Salomonen unternommen, um das küstennahe Meeresökosystem besser zu verstehen und den Meeresschutz voranzubringen. Für die Einwohner ist der Erhalt der Korallenriffe von großer Bedeutung. Die Riffe dienen als natürlicher Küstenschutz und sind wichtige Brutstätten für Fische. Ohne Fische würden viele Bewohner der Salomonen ihre Lebensgrundlage verlieren. Denn auch wenn sich die Mega-Koralle derzeit bester Gesundheit erfreut, ist sie nicht resistent gegenüber den Gefahren von Überfischung, Verschmutzung und Klimaerwärmung.

Weltweit erleben die Ozeane die wohl schlimmste Korallenbleiche der Geschichte. Helfen könnten marine Schutzgebiete; derzeit sind nur 8,4 Prozent der weltweiten Meeresflächen geschützt, bis 2030 sollen es dem 2022 in Montréal unterzeichneten Weltnaturabkommen zufolge aber mindestens 30 Prozent sein. Der lokale Schutz der Meere vor Überfischung, Verschmutzung und Massentourismus kann den Lebensraum der Korallen erhalten.