Parteitag der FDP: Lindner sieht FDP künftig als außerparlamentarisches Korrektiv

Der scheidende FDP-Chef Christian Lindner hat seine Partei auf die Arbeit in der außerparlamentarischen Opposition eingeschworen. Es sei nun die Verantwortung der FDP, „die Reformen zu durchdenken und öffentlich einzufordern, die die Regierung Merz braucht, damit die eigenen neuen Schulden dauerhaft tragfähig sind“, sagte Lindner auf dem Bundesparteitag. Er spielte damit auf das milliardenschwere Finanzpaket an, das die schwarz-rote Koalition vor der Regierungsbildung beschlossen hatte.

Bei seiner letzten Rede als Parteivorsitzender verteidigte Lindner den Eintritt in die Ampel 2021 und den Ausstieg 2024 – beides sei „aus staatspolitischen Gründen“ erfolgt. Zugleich kündigte er an, dass die FDP unter seinem Nachfolger Christian Dürr ihre Fehler aufarbeiten werde.

In seiner Abschiedsrede sparte Lindner nicht mit Kritik an der neuen schwarz-roten Bundesregierung und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Es sei zwar gut, dass es durch die Neuwahl eine Richtungsentscheidung gegeben habe, doch: „Paradoxerweise hat die Regierung Merz aber eine andere Richtung eingeschlagen, als die Wählerinnen und Wähler vorgegeben hatten.“ Diese hätten sich mehrheitlich für „weniger Staat und mehr Freiheit“ entschieden, geliefert werde aber „mehr Staat und mehr Schulden“, sagte Lindner.

Er warnte: „Wenn die Regierung Merz diese neue Fiskalpolitik nicht mit Reformen flankiert, dann wird diese Richtungsentscheidung zuerst ökonomisch wie ein Bumerang zurückkommen und danach auch an der Wahlurne 2029.“ Der Parteitag möge sich für viele Liberale wie ein Nullpunkt anfühlen, sagte Lindner. „Er ist nur ein neuer Anfang für diese großartige Freie Demokratische Partei.“

Ende der Ära Lindners und Anfang eines neuen Lebensabschnitts

Lindner blickte auf knapp zwölf Jahre als FDP-Vorsitzender zurück – länger als jeder seiner Vorgänger. Auch als Generalsekretär war er zuvor zwei Jahre im Einsatz. Unter seiner Führung feierte die FDP Wahlerfolge, erlitt aber auch schwere Niederlagen. 2013 übernahm Lindner die Partei nach dem erstmaligen Ausscheiden aus dem Bundestag. Vier Jahre später kehrte sie unter seiner Führung zurück ins Parlament.

2021 führte Lindner die FDP in die Ampel-Koalition mit SPD und Grünen und übernahm das Amt des Bundesfinanzministers. Nach dem Koalitionsbruch im November 2024 und der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 trat er erneut als Spitzenkandidat an. Die FDP erzielte jedoch nur 4,3 Prozent der Zweitstimmen und verpasste damit wie schon 2013 erneut den Wiedereinzug in den Bundestag. Noch am Wahlabend kündigte Lindner seinen Rückzug aus der aktiven Politik an.

Künftig will Lindner als freiberuflicher Redner und Autor arbeiten. „Ich schaue auf eine großartige Reise mit euch zurück und dafür bin ich zutiefst dankbar“, sagte er zum Abschied. In einem Instagram-Video erklärte er zudem, nun mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu wollen – „jeden Tag und jede Nacht“. Anfang April hatte er bekannt gegeben, dass er und seine Frau Franca Lehfeldt kurz zuvor Eltern geworden sind.