Paris FC: Retortenclub oder frischer Wind für die Ligue 1?

Stand: 14.08.2025 12:55 Uhr

Wer ist der französische Aufsteiger, der wohl kurz vor einer Verpflichtung von Kevin Trapp steht? Paris FC gehört dem reichsten Mann Europas und ist seinem Stadtrivalen PSG schon mal auf die Pelle gerückt.

Der FC trägt ab der neuen Saison, die am Freitag startet, seine Heimspiele im Stade Jean-Bouin aus. Und das ist nur wenige Meter entfernt vom Pariser Prinzenpark, der Heimspielstätte von PSG. Also nur einen Steinwurf entfernt, wie man so schön sagt.

Mit verbalen Kampfansagen hält sich der Neuling zurück. Was auch gut so ist, schließlich hat PSG im Mai noch die Champions League gewonnen. Dennoch ist der FC äußerst ambitioniert und hat eine enorme Finanzkraft. Die kommt aber nicht wie beim großen Nachbarn aus Katar, sondern aus Europa.

Geld kommt von Bernard Arnault und Red Bull

Im November 2024 erwarb Bernard Arnault 52 Prozent der Anteile an dem Klub. Arnault steht an der Spitze der LVMH-Gruppe, die mehr als 70 Marken in den Bereichen Mode, Lederwaren, Wein, Spirituosen, Parfüm und Schmuck umfasst. Zudem ist er Eigentümer der Tageszeitungen „Le Parisien“ und „Les Echos“. Sein Vermögen wird auf rund 200 Milliarden Euro geschätzt. Damit ist er einer der reichsten Männer der Welt. Weitere elf Prozent übernahm der österreichische Getränkekonzern Red Bull. Der Rest verbleibt vorerst beim Paris FC-Eigentümer Pierre Ferracci.

Bernard Arnault ist durch seine Unternehmensanteile aktuell der reichste Mensch Europas.

Paris FC will sich zurückhalten – vorerst

Die Ziele für die erste Spielzeit in der Ligue 1 seit der Saison 1978/79 sind laut der französischen Zeitung „L’Équipe“ klar. Finanziell will man sich trotz all des Geldes auf dem Transfermarkt erstmal zurückhalten. Stattdessen setzt man auf Nachwuchstalente. Und da kommt Brausehersteller Red Bull ins Spiel. Denn ausfindig machen und anwerben soll diese Talente dessen Head of Global Soccer – und das ist Jürgen Klopp.

Erfahrene Spieler sollen den Laden zusammenhalten und für eine gute Mischung auf dem Platz sorgen. Mittelfristiges Ziel ist es, sich im ersten Drittel der Tabelle zu etablieren. Dass Arnault und Red Bull aber über die Jahre nach ganz oben wollen, ist in Frankreich auch irgendwie jedem klar. Offiziell heißt es, man wolle das Team „nachhaltig unter der Elite des französischen Fußballs und in den Herzen der Pariser etablieren“.

Trapp und Haidara im Visier

So richtig zugeschlagen hat der Paris FC vor der Saison auf dem Transfermarkt in der Tat nicht. Neu im Team von Trainer Stéphane Gilli sind unter anderem Innenverteidiger Otavio vom FC Porto (17 Millionen Euro Ablöse), Linksverteidiger Nhoa Sangui von Stade Reims (9,5) und Linksaußen Moses Simon vom FC Nantes (7). Hinzu kommen sollen noch Torhüter Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt und Amadou Haidara von RB Leipzig – einem anderen Klub aus dem sogenannten Red-Bull-Kosmos.

Red Bull will sich vergrößern

Was den Konzern antreibt ist klar. Red Bull mischt jetzt in drei der fünf großen europäischen Fußball-Nationen mit. Zum Netzwerk zählen schon RB Leipzig aus der deutschen Bundesliga und Leeds United  aus der Premier League. Mit im Portfolio sind auch RB Salzburg, die New York Red Bulls, Bragantino aus Brasilien und Omiya Ardija aus Japan.

Fans sind im Zwiespalt

Einige Fans von Paris FC sind im Zwiespalt. Die Aussicht auf Erfolg nehmen sie gerne, aber nicht um jeden Preis. Der Wermutstropfen ist Red Bull, denn ein Label a la Leipzig oder Salzburg bleibt ein rotes Tuch. „Wir wollen nicht Red Bull Paris werden“, sagte ein Sprecher der Ultras der Tageszeitung „Le Parisien“. Dies „würde unseren Werten einen enormen Schlag versetzen“. Eine Umbenennung, das habe Präsident Ferracci den Ultras allerdings schon versprochen, werde es nicht geben, dafür aber eben ein üppiges Budget. Insgesamt, so lautet das Urteil vonseiten der Ultras, gebe es „ziemlich viel Optimismus – und ein bisschen Sorge“.

Gelassenheit bei PSG

Auf der anderen Straßenseite bei PSG bleibt man vorerst gelassen. „Das ist super für Paris, super für den französischen Fußball“, sagte PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi. Zum ersten Stadtduell beider Klubs seit Dezember 1978 kommt es zum Ende der Hinrunde im Januar 2026 im Prinzenpark.

Das Rückspiel steht dann am letzten Spieltag der Saison an, und wenn kein Wunder geschieht, dann wird Paris Saint-Germain nach dieser Partie die Meisterschaft feiern. Weit nach Hause hat das Team es anschließend nicht. Gut, dass der Herausforderer auf die anderen Straßenseite gezogen ist.