Opioidkrise: Richter signalisiert Zustimmung zu Vergleich in Opioidkrise

In den USA hat ein Konkursrichter signalisiert, er werde im Fall des insolventen Arzneimittelherstellers Purdue Pharma einer Vergleichszahlung in Höhe von sieben Milliarden US-Dollar zustimmen. Durch die Zahlung dieses Betrags könnte Purdue Tausende von Klagen im Zusammenhang
mit der Opioidkrise beilegen. Die Vereinbarung von Richter Sean Lane in New York sieht vor, dass die Familie Sackler, in deren Besitz sich der
umstrittene Opioidlieferant befindet
, die Milliardensumme über einen Zeitraum von 15 Jahren zahlt. Das Geld soll auch der Entschädigung von Tausenden Betroffenen der
Schmerzmittelepidemie zugutekommen. Insolvenzrichter Lane will seine
Entscheidung in einer Anhörung am Dienstag näher erklären.

Purdue Pharma stellt das unter der Abkürzung Oxy bekannte Schmerzmittel Oxycontin her, dessen massenhafte Verschreibung als Auslöser für die Opioidkrise gilt. Durch den Missbrauch von Schmerzmitteln starben in den USA seit 1999 Hunderttausende Menschen. Der Familie Sackler wird vorgeworfen, im großen Stil bei Ärzten für das Medikament geworben und dabei verschleiert zu haben, dass es süchtig macht.

Vorherige Vereinbarung war vor oberstem Gericht gescheitert

Der neue Vergleich soll nun eine Vereinbarung
ersetzen, die der Oberste Gerichtshof der USA im vergangenen Jahr für ungültig
erklärt hatte. Nach Auffassung der Richterinnen und Richter hätte sie Mitglieder der Familie unzulässigerweise vor künftigen Klagen geschützt.

Die Einigung gehört zu den größten in einer Reihe von Opioidvergleichen,
die Bundesstaaten und Kommunen bisher gegen
Hersteller, Großhändler und Apothekenketten erstritten haben. Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC starben in den USA zwischen 1999 und 2022 mehr als 700.000 Menschen an den Folgen einer Opioidüberdosis, wobei die Betroffenen das Schmerzmittel entweder über eine Verschreibung erhielten oder sich auf illegalem Weg beschafften. 

Eines der komplexesten Insolvenzverfahren der US-Geschichte

Juristen haben von einem
der komplexesten Insolvenzverfahren in der Geschichte des Landes
gesprochen. Purdue hatte vor sechs Jahren Gläubigerschutz beantragt,
nachdem die Forderungen aus Klagen auf Summen in Billionenhöhe
angewachsen waren.

Zuletzt drängten die Anwältinnen und Anwälte von Purdue ebenso wie die Rechtsbeistände von Städten,
Bundesstaaten, Landkreisen, indigenen Stämmen sowie von Menschen mit
Abhängigkeitserkrankungen und anderen Betroffenen nahezu geschlossen auf
Zustimmung zu dem Plan. Vor dem Gerichtsgebäude kam es anders als bei
früheren Verfahren nicht zu Protesten.

Purdue-Anwalt Marshall Huebner sagte vor
Gericht, er wünschte, er könnte „40 Billionen oder 100 Billionen Dollar
herbeizaubern“, um „unvorstellbare Verluste“ auszugleichen. Doch da dies nicht möglich sei, bringe der Plan „den
größtmöglichen Nutzen für die größtmögliche Zahl von Menschen in der
kürzestmöglichen Zeit“.