Omri Boehm: „Schaut auf Buchenwald“

DIE ZEIT: Herr Boehm, Sie sollten in der Gedenkstätte Buchenwald sprechen und wurden auf politischen Druck hin ausgeladen. War Ihnen klar, dass es heikel wird?

Omri Boehm: Das Risiko, dass politische Akteure einen künstlichen Skandal entfesseln könnten, war mir bewusst. In Zeiten, die man – im Sinne Hannah Arendts – als „finstere“ bezeichnen muss, ist das Sprechen kaum noch möglich. Und über Erinnerung zu sprechen, noch weniger.

ZEIT: Und trotzdem haben Sie die Einladung angenommen.

Boehm: Ja. Finstere Zeit sind nicht einfach nur schlechte. Es sind Zeiten, in denen öffentliches Reden das Denken und die Aufklärung nicht mehr stärkt, sondern untergräbt. In dem Klima, das nach dem 7. Oktober und Israels Militäreinsatz in Gaza entstanden ist, droht diese Dunkelheit auch das Bekenntnis zur Erinnerung an den Holocaust zu erschüttern.