
Ohne sie ginge nichts mehr
In diesen Berufen arbeiten besonders viele Eingewanderte
22.10.2025, 11:59 Uhr
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Ob in der Pflege, bei Kurierdiensten oder beim Gerüstbau: Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind in vielen Berufen besonders stark vertreten. Sie halten „unsere Wirtschaft und damit unser Land am Laufen“, stellt Expertin Magdalena Polloczek fest.
In vielen Engpassberufen sind Mitarbeiter mit Einwanderungsgeschichte besonders stark vertreten. So hatten 60 Prozent der Beschäftigten in der Schweiß- und Verbindungstechnik im vergangenen Jahr eine Einwanderungsgeschichte, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. In der Lebensmittelherstellung sowie bei Köchen traf dies auf mehr als die Hälfte zu (je 54 Prozent). Überdurchschnittlich hoch war der Anteil auch im Gerüstbau (48 Prozent), unter den Fahrern von Bussen und Straßenbahnen (47 Prozent), in der Fleischverarbeitung (46 Prozent) sowie unter Servicekräften in der Gastronomie (45 Prozent).
Zum Vergleich: In der Gesamtwirtschaft hatte gut ein Viertel (26 Prozent) aller abhängig Beschäftigten eine Einwanderungsgeschichte. Sie selbst oder beide Elternteile waren also seit dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert. In sogenannten Engpassberufen herrscht oder droht der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge ein Fachkräftemangel.
„Personen mit Einwanderungsgeschichte halten unsere Wirtschaft und damit unser Land am Laufen“, sagte Magdalena Polloczek vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Sie arbeiten oft in Berufen, die der grundlegend notwendigen Daseinsvorsorge zuzuordnen sind und damit große gesellschaftliche Relevanz besitzen.“
Weniger in öffentlicher Verwaltung
Deutlich über dem Durchschnitt liegt der Anteil der Beschäftigten mit Einwanderungsgeschichte auch in weiteren Mangelberufen – etwa in der Kunststoff- und Kautschukherstellung (44 Prozent), im Hotelservice (40 Prozent), bei Berufskraftfahrern im Güterverkehr (39 Prozent), in der Metallbearbeitung (37 Prozent), in der Altenpflege (33 Prozent), bei Speditions- und Logistikkaufleuten (32 Prozent) sowie im Metallbau oder der Elektrotechnik (je 30 Prozent).
Der geringste Anteil an Beschäftigten mit Einwanderungsgeschichte in einem Engpassberuf war im Rettungsdienst (8 Prozent), in der Justizverwaltung (9 Prozent) und in der Landwirtschaft (15 Prozent) zu finden. Auch wenn es sich nicht um Mangelberufe handelt, sind Menschen mit Einwanderungsgeschichte in einigen Berufsgruppen ähnlich stark unterrepräsentiert: Das trifft vor allem auf den Polizeivollzugsdienst (7 Prozent), Berufe in der öffentlichen Verwaltung sowie in der Sozialverwaltung und -versicherung (je 9 Prozent), auf Lehrkräfte (Primarstufe: 9 Prozent, Sekundarstufe: 12 Prozent) sowie auf Berufe in der Steuerverwaltung (10 Prozent) zu.
„Hier gibt es großen Aufholbedarf dabei, die Bildungs- und Arbeitsmarktzugänge für diese Personengruppen zu verbessern“, sagte Expertin Polloczek. Das sei wichtig, um Berufswünsche unabhängig von der eigenen Herkunft umsetzen zu können. Zudem seien Positionen im öffentlichen Dienst oder auch im Bereich Erziehung und Unterricht mit einer wichtigen Multiplikations- und Repräsentationsfunktion verbunden.