Österreichische Identität: „Ich dachte mir als Kind: Dieses Land mag meine Mama nicht“

Wo ist Heimat, und was verbindet uns? Die Musikerin Esra Özmen und der ÖVP-Politiker Wolfgang Sobotka sprechen über ihr Bild von Österreich, Klassik, Rap und die Kunst, Verschiedenheit auszuhalten.

Österreichische Identität: Esra Özmen und Wolfgang Sobotka beim Gespräch im Springer Schlössl in Wien-Meidling
Esra Özmen und Wolfgang Sobotka beim Gespräch im Springer Schlössl in Wien-Meidling
© Helena Lea Manhartsberger für DIE ZEIT

DIE ZEIT: Frau Özmen, Herr Sobotka, Sie sind beide in Österreich geboren und sehr erfolgreich – zugleich sind Sie fast Gegenpole. Wie ist Ihre Beziehung zu Österreich?

Esra Özmen: Ich habe unterschiedliche Gefühle. Als Kind habe ich mich sehr fremd gefühlt. Mein Großvater ist als Gastarbeiter aus der Türkei gekommen, mein Vater arbeitet am Bau, meine Mutter trägt Kopftuch. Ich bin mit Hassplakaten aufgewachsen: „Daham statt Islam“ zum Beispiel, dazu eine Frau mit Kopftuch, durchgestrichen. Ich dachte mir als Kind: Okay, dieses Land mag meine Mama nicht. Deswegen konnte ich Österreich nicht lieben – weil ich dachte, Österreich liebt mich nicht.